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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition)
Autoren: Aprilynne Pike
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das Virus zu früh losgelassen. Es befällt alles zu stark. Der Tod trifft zu schnell ein, um unbemerkt zu bleiben, das verrückte Wetter, das die Leute langsam bemerken, kann nicht normal sein«, sagt sie und deutet auf den Niederschlag, der aussieht, als wolle er entweder zu Hagel oder zu Schnee werden. »Das hat alles mit ihrem Versagen zu tun. Sie haben sich verrechnet und jetzt gerät ihnen alles außer Kontrolle und es wird noch schlimmer werden.« Sie schaut zu mir herüber. »Sie wollten, dass du bei dem Absturz stirbst, aber etwas, was du getan hast … jetzt glauben sie, du kannst ihren Fehler beheben, bevor er uns alle zerstört – sie eingeschlossen. Mehr wissen wir nicht.«
    Eine ölige Furcht überzieht mein Inneres. »Sie müssen sich irren, Elizabeth, ich kann nicht helfen. Ich erinnere mich nicht, was auch immer es ihrer Meinung nach sein soll.«
    Sie macht schmale Augen. »Wenn es eines gibt, was ich in meinen Jahren bei den Curatoria gelernt habe, dann ist es, dass die Reduciata sich fast nie irren. Tavia, stirb nicht . Irgendwie bist du die letzte Hoffnung der Menschheit. Du musst herausfinden, warum, und dann musst du sie aufhalten.«
    Ich lasse mich an die Rückenlehne sinken und sage nichts. Ich habe mich noch nie so klein gefühlt, so unzulänglich. Wenn ich die letzte Hoffnung der Menschheit bin, dann ist die Menschheit verloren.
    Elizabeth wirft wieder einen Blick in den Rückspiegel, als wir durch einen fast dunklen Teil der Stadt fahren; die Hälfte der Straßenlaternen ist kaputt. Es sieht heruntergekommen aus und ist mehr als nur ein bisschen beängstigend. »Ich weiß nicht, ob ich sie abgehängt habe, aber zumindest liegen sie weit genug zurück, dass ich sie nicht mehr sehen kann. Wenn ich anhalte, springst du raus und versteckst dich. Warte ungefähr eine halbe Minute, bis ich weit genug weg bin. Dann lauf in diese Richtung.« Sie zeigt in Richtung einer dunklen Seitengasse, gesäumt von zwei Reihen baufälligen Lattenzäunen. »Du erreichst den Busbahnhof in weniger als zwei Blocks. Du kannst ihn nicht verfehlen – er wird hell erleuchtet sein.«
    »Elizabeth?«, sage ich verzweifelt.
    »Was?«
    Ich will ihr sagen, dass ich nicht bereit bin, dass ich eigentlich nicht verstehe, wie ich mich selbst in dem Flugzeug und in dem Feuer gerettet habe und vor allem vor Marie. Und ich bin nicht überzeugt, dass ich es noch einmal kann.
    Nicht allein.
    Nicht ohne Benson.
    Nein, denk nicht an ihn.
    »Danke«, flüstere ich schließlich stattdessen.
    »Dank mir, wenn wir das hier überleben«, sagt sie so leise, dass ich nicht weiß, ob es für mich bestimmt war. »Bereit?«
    Ich setze meinen Rucksack auf und löse den Sicherheitsgurt. Meine Finger schweben über dem Türgriff, und ich würge heraus: »Bereit.«
    Es ist die größte Lüge, die je über meine Lippen kam.
    Der Wagen kommt quietschend zum Halten, und in der Sekunde, in der wir stehen, drückt Elizabeth gegen meinen Rücken, ich reiße die Tür auf, stolpere beinahe hinaus, falle auf ein Knie, als mein Schuh auf dem öligen Pflaster unter mir wegrutscht. Das Auto fährt schon wieder. Ich bin in dunkle Schatten gebadet, doch ich zwinge mein Knie gerade und tauche hinter einen Müllcontainer, wage es nicht, herauszuspähen, um die Rücklichter verschwinden zu sehen. Der eisige Regen klatscht mir ins Gesicht, als ich zu zählen beginne.
    Eins.
    Zwei.
    Drei.
    Bei achtzehn bebt die Erde unter mir, der Schein von Flammen erreicht meine Augen, bevor die langsameren Schallwellen in meinen Ohren widerhallen.
    Eine Explosion.
    Im Osten.
    Die Richtung, in die Elizabeth gefahren ist.
    Und es ist genau die Entfernung, die ein schnell fahrendes Auto in achtzehn Sekunden schaffen würde.

K apitel 39

    N iemand kann so eine Explosion überleben.
    Höllenqualen drücken mir auf die Brust, pressen die Luft aus meinen Lungen und ein paar Sekunden lang kann ich nicht mehr zählen. Ich verliere den Willen zu kämpfen, zu laufen, zu leben. Doch ich zwinge mich, bis dreißig zu zählen; meine Zähne klappern die ganze Zeit vor Entsetzen. Dann husche ich hinter der Mülltonne hervor und renne durch die Gasse, ohne mich umzuschauen, versuche, mich in den Schatten zu halten, obwohl mein Bein droht, unter mir nachzugeben.
    Ich habe keine Ahnung, wo der Busbahnhof ist, und hoffe, er ist so leicht zu finden, wie Elizabeth sagte.
    Elizabeth.
    Denk nicht an sie – denk nicht an sie. Denk an keinen von ihnen. Denk ans Überleben .
    Ich breche beinahe in
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