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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2
Autoren: David Weber
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sind die Folge gewöhnlicher, unvermeidbarer Übertreibungen. Andere hingegen könnten durchaus auch in böswilliger Absicht vorgelegt worden sein, von Personen, deren Interessen … nicht mit denen Eures Königreiches übereinstimmen, so könnte man es vielleicht ausdrücken. Wie dem auch sei: Wenn es so viel Rauch gibt, fühlen sich der Rat der Vikare und das Offizium der Inquisition verpflichtet, sich zu vergewissern, dass dort wirklich kein Feuer schwelt. Daher habe ich um diese Unterredung gebeten.«
    Einige Sekunden lang saß Haarahld nur schweigend dort und betrachtete mit nachdenklicher Miene den jungen Oberpriester. Merlin achtete sorgsam darauf, die eigene Miene völlig ausdruckslos zu halten, während er hinter Caylebs Thron stand, doch gleichzeitig dachte er angestrengt über die Erklärung nach, die Wylsynn hier abgegeben hatte. Der Oberpriester sprach mit ruhiger, gemessener Stimme, doch es gab einen Unterton, eine Andeutung, ein Hauch von etwas, das beinahe schon Wut sein mochte, und Merlin erinnerte sich an ein kurzes Gespräch mit Bischof Maikel über die Gründe, weswegen Wylsynn die Intendanz über Charis übertragen worden sein könnte.
    »Vergebt mir, Vater«, sagte Haarahld schließlich, »aber ich muss annehmen, dass sich sämtliche dieser Berichte auf die neuen Vorgehensweisen und Gerätschaften beziehen, die im Laufe der letzten Monate hier in Charis eingeführt wurden. Ich war der Ansicht, sie seien samt und sonders untersucht und für makellos befunden worden.«
    »Damit habt Ihr auch durchaus recht, Euer Majestät«, stimmte Wylsynn zu. »Ich habe tatsächlich sämtliche dieser Vorgehensweisen und Gerätschaften untersucht, die dem Offizium des Intendanten zur Billigung vorgelegt wurden, ganz wie es auch erforderlich ist. Und ich war auch tatsächlich der Ansicht, nichts davon käme einer Verletzung der Ächtungen auch nur nahe. Und dieser Ansicht bin ich nach wie vor.«
    Wäre Merlin immer noch ein Wesen aus Fleisch und Blut gewesen, hätte er jetzt erleichtert ausgeatmet. Doch Wylsynn hatte seine Ausführungen noch nicht beendet, und nun hob er die Hand in einer Geste, als wolle er sich beim König fast entschuldigen.
    »Bedauerlicherweise, Euer Majestät, hat mich Erzbischof Erayk persönlich aufgefordert, mich noch einmal zu vergewissern, dass meine Ansicht tatsächlich gerechtfertigt ist. Seine Semaphoren-Botschaft war natürlich äußerst knapp gehalten, und er hat keinen Grund angeführt, warum eine derartige Neubegutachtung erforderlich sei. Ich kann lediglich mutmaßen, dass dies eine Folge eben dieser übertriebenen Berichte ist, die ich bereits erwähnt habe.«
    »Ich verstehe. Und ich begreife auch, dass es Eure Pflicht ist, die Anweisungen des Erzbischofs zu befolgen. Allerdings …« – Haarahld ließ seine Stimme ein wenig besorgt klingen – »… haben wir, nachdem man uns versichert hat, sämtliche dieser Neuerungen seien voll und ganz akzeptabel, schon viele davon in die Tat umgesetzt. Wenn nun diese Begutachtung erneut erfolgen muss, bedeutet das gewaltige Mühen – und nicht unbeträchtliche finanzielle Verluste – für zahlreiche unserer Untertanen, die in gutem Glauben gehandelt haben.«
    »Glaubt mir, Euer Majestät, dessen bin ich mir voll und ganz bewusst«, entgegnete Wylsynn. »Ich habe über dieses Problem ausgiebig nachgedacht, seit ich diese Botschaft seiner Eminenz erhalten habe. Ich bin voll und ganz der Ansicht, meine bisherige Einschätzung der Lage sei in jeder Hinsicht korrekt, und die Bewertung sämtlicher Dinge, die meinem Offizium vorgelegt wurden, sei angemessen. Auch wenn ich seiner Eminenz selbstverständlich diensteifrigen Gehorsam schulde, sehe ich doch keinerlei Notwenigkeit, die Begutachtung und Prüfung zu wiederholen – ich bin sehr zuversichtlich, dass am Ende dessen meine Meinung unverändert bliebe. Aber derzeit bin ich doch geneigt zu bezweifeln, dass jegliches Protestieren meinerseits seiner Eminenz gegenüber Eurem Königreich … zuträglich wäre.«
    Merlin kniff die Augen zusammen, und er spürte, wie sich Caylebs Schultern anspannten. Über den jungen Pater Paityr war man allgemein der Ansicht, er sei an den politischen Realitäten der einzelnen Fraktionen der Kirche des Verheißenen geradezu geringschätzig desinteressiert – und auch daran, wie die weltlichen Herrscher eben diese Fraktionen zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen. Und das machte seinen letzten Satz noch deutlich interessanter, als er es an sich schon gewesen
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