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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2
Autoren: David Weber
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meiner eigenen Familie abgesehen, weiß, wem in dieser Generation der Stein gewährt wurde«, sagte er. »Tatsächlich glauben sogar die meisten Diener der Kirche, er sei zum Zeitpunkt des Todes von Sankt Evyrahard für alle Zeiten verlustig gegangen. Ich enthülle Euch das nicht leichten Herzens, aber ich habe … meine eigenen Befürchtungen, was die wahre Natur dieser Anschuldigungen betrifft, die derzeit im Tempel gegen Charis erhoben werden.«
    Für Merlin war es unverkennbar, dass es diesem jungen Oberpriester beinahe körperliches Ungemach bereitete, etwas Derartiges zugeben zu müssen, doch der Kristall glomm nach wie vor leuchtend blau, und Wylsynn fuhr fort, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich glaube, dass Gott mir diesen Stein für genau diesen Augenblick hat zukommen lassen, Euer Majestät. Ich glaube, Er hat die Absicht, meine eigene Besorgnis zu zerstreuen, damit ich weiß, wie ich am besten auf die Befürchtungen anderer reagiere.«
    Er hielt inne, und Merlin hielt innerlich den Atem an, als Haarahld VII. von Charis dem jungen Oberpriester tief in die Augen blickte.
    Im Gegensatz zu Haarahld wusste Merlin genau, was dort im Inneren von Wylsynns ›Reliquie‹ versteckt war; nicht, dass er damit gerechnet hatte, so etwas jemals zu Gesicht zu bekommen.
    Es war ein Verifikator – die ultimative Weiterentwicklung der alten, schwerfälligen Lügendetektoren aus der Zeit vor der Entwicklung der Raumfahrt. Im Gegensatz zu allen früheren Versuchen, den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu ermitteln, analysierte ein solcher Verifikator das Hirnwellenmuster des jeweils vernommenen Individuums. Laut den Gesetzen der alten Terra-Föderation durften Verifikatoren nur auf ausdrückliche Anordnung eines ordentlichen Gerichtes eingesetzt werden, und selbst dann galten strenge Sicherheitsvorkehrungen: deutliche Einschränkungen bei der Art und Weise der Fragen, die gestellt werden durften, um unspezifische Erkundungen oder Hexenjagden zu vermeiden.
    Selbst diese Verifikatoren waren keine perfekten Hüter der Wahrheit. Während der Zeit, in der sie eingesetzt worden waren – fast ein Jahrhundert –, hatte es keinen Fall gegeben, in dem ein Verifikator jemals eine bewusste Lüge als ›Wahrheit‹ interpretiert hatte, doch dieses Gerät vermochte einem Vernehmer nur zu verraten, ob die vernommene Person das sagte, was sie für die Wahrheit hielt. Ein Verifikator konnte nicht wie von Zauberhand eine Wahrheit enthüllen, die niemand kannte … und gewisse Geisteskrankheiten konnten zu widersprüchlichen Ergebnissen führen.
    Das Gerät, das Wylsynn jetzt in der Hand hielt, mochte sich durchaus tatsächlich zuvor in Schuelers unmittelbarem Besitz befunden haben. Zumindest hatte es einem Mitarbeiter aus Langhornes Kommandostab gehört, und ganz offensichtlich war das Gerät so gebaut worden, dass es praktisch für alle Zeiten funktionieren würde. Der Kristall selbst war eigentlich nichts anderes als ein gewaltiger Brocken aus Molekularschaltungen, den selbst ein Vorschlaghammer nicht hätte beschädigen können – doch durch irgendetwas musste dieses Gerät auch die erforderliche Energie erhalten. Merlin war sich nicht sicher, doch es erschien ihm sehr wahrscheinlich, dass der ›Engel‹, der diese ›Reliquie‹ einst Wylsynns Familie vermacht hatte, sie auch ein Ritual gelehrt hatte, mit dem dieses Gerät immer wieder aufgeladen wurde – vielleicht einfach mit einem schlichten Sonnenenergie-Konverter, der in das Gerät eingebaut war.
    Doch nichts von alledem war jetzt von Bedeutung. Von Bedeutung war nur, dass dieser örtliche Repräsentant der Inquisition in Charis über ein derartiges Gerät verfügte.
    »Es ehrt mich, dass Ihr bereit seid, uns die Existenz dieser Reliquie kundzutun, Pater. Und Gleiches gilt für Euer Vertrauen in unsere Verschwiegenheit und Eure Entschlossenheit, über diese Angelegenheit gerecht zu urteilen«, sagte Haarahld schließlich. »Ich selbst fürchte keine Frage.« Er blickte die anderen Anwesenden nicht einmal an.
    »Wir werden die Fragen beantworten, die Ihr uns stellt«, entschied er. Reglos stand Merlin hinter Caylebs Thron, als Wylsynn auf den König zuschritt. Der Oberpriester streckte ihm den Verifikator entgegen, und mit festem Griff nahm Haarahld ihn in beide Hände, ohne jegliches Zögern – trotz des unwirklichen Lichtes, das diese ›Reliquie‹ verströmte. Er blickte über das blaue Leuchten, das seine Finger fast durchsichtig wirken ließ, geradewegs zu Wylsynn
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