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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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auch aufgehalten?«
    »Nein. Wir sind es gewöhnt, daß man uns die Schuld an Untaten gibt, die wir nicht begangen haben. Das gehört zum Gleichgewicht, das wir mit dem Reich haben. Ein unbedeutendes Leben hätte keine Rolle gespielt.«
    Fanfaren ertönten. Erneut hob Yorl den Vorhang. Sonnenschein fiel auf eine vierfingrige, ebenholzfarbene Hand. Die Beysa war auf der Tribüne angekommen. Ihr Busen war so dick bemalt, daß er kaum nackt wirkte. Ihr langes Goldhaar flatterte weich im Wind. Die Menschenmenge war nun ganz still. Terrai Burek, der Premierminister, bestieg die Tribüne, und hinter ihm - in Ketten - sein Sohn Turghurt.
    Der junge Mann stolperte, sogleich beeilten seine Wächter sich, ihm wieder auf die Füße zu helfen. Selbst aus dieser Entfernung war es offensichtlich, daß mit ihm etwas geschehen war und ihm gar nicht so recht klar war, weshalb seine Tante, die Beysa Shupansea, hier in der Sonne stand und allen Leuten erklärte, daß er für die Morde an seinen eigenen Volksgenossen und den an einer Freistätter Kurtisane hingerichtet würde. Wieder ließ Yorl den Vorhang fallen.
    »Aber warum habt Ihr dann nur soviel Gift auf Euren Pfeil gegeben, daß es zwar seinen Verstand vernichtete, ihn jedoch nicht tötete?«
    Die Beysiberin lachte melodisch. »Er ist zu weit gegangen. Er beabsichtigte, Shupanseas Zorn zu wecken, indem er Sharilar, ihre Kusine, tötete, während sie auf der Uferpromenade spazierengingen. Doch er mordete nicht nur Sharilar, sondern auch Prism - und das durften wir nicht hinnehmen.«
    »Aber Ihr hättet ihn doch mit dem Pfeil auch töten können. Wäre das nicht die passende Rache der Bey gewesen?«
    »Bey ist eine Göttin von vielfältigem Wesen; sie ist genauso eine Göttin des Lebens wie des Todes. Das jetzt ist eine Lehre für alle: für die Stadt und für die Beysiber. Sie werden einander von nun an ein bißchen höher achten. Shupansea selbst mußte das Urteil sprechen. Sie muß hier nicht nur dem Namen nach herrschen, sonst bleibt Turghurt nicht der einzige.«
    Die Menge holte deutlich hörbar Atem, und Yorl zog den Vorhang ein drittes Mal zurück. Die Beysa hielt ein kleines blutiges Messer in der Hand, während ihre Schlange sich um ihren Arm wickelte. Turghurt war bereits tot. Die Menschenmassen brachen in Jubel aus. Und in diesem Moment spürte Yorl den Stich der Fänge am eigenen Hals.
    Das Gift brannte und packte ihn wie Hände aus rotglühendem Eisen. Der sonnenhelle Hof verschwamm vor seinem Blick, und ihm wurde schwarz vor den Augen. Doch vor seinem inneren Auge leuchtete der Zugang zur siebenten Ebene des Paradieses. Der Geist des uralten Magiers stolperte vorwärts, er fiel - und das Tor lag fast in seiner Reichweite.
    Vergebens - obwohl das Reich des Todes so nahe lag. Er weinte und wischte die Tränen mit einer zotteligen Pranke zur Seite. Das Gemach war dunkel und voll des Rauches vom Scheiterhaufen, auf dem sie den Verbrecher verbrannten und so seiner Seele das ewige Leben in der Göttin Bey verweigerten.
    Enas Yorl hielt nun nur die Erinnerung an den Tod noch aufrecht.
    Originaltitel: The Corners of Memory
Copyright © 1983 by Lynn Abbey

Personenregister
    Am Ende jedes Eintrags wird auf den Band verwiesen, in dem die jeweilige Figur erstmals vorgestellt wurde. Die Abkürzungen bedeuten im einzelnen:
    DF = Die Diebe von Freistatt (Band 20089)
    BS = Der Blaue Stern (Band 20091)
    WE = Zum Wilden Einhorn (Band 20093)
    RW = Die Rache der Wache (Band 20095)
    GF = Die Götter von Freistatt (Band 20098)
    VF = Verrat in Freistatt (Band 20101)
    KD = Der Krieg der Diebe (Band 20107)
    Ambutta - ein junges Mädchen, das für Myrtis arbeitet. (BS) Alter Mann — s. Panit
    Cidin - ein Freistätter Straßenjunge, der aus dem Verschwinden Jubals seinen Vorteil zu ziehen versucht. (KD)
    Cime - Schwester und Geliebte von Tempus, der lebenden Legende. Sie hat einen Eid geschworen, niemandem etwas schuldig zu bleiben. Ihr einziges Ziel im Leben ist es, Magier zu töten. (WE)
    Critias - rechte Hand Tempus’. Als Tempus in den Norden zieht, übernimmt er das Kommando über die verbleibenden Stiefsöhne. (KD)
    Cythen - eine Frau, behende im Umgang mit dem Schwert, die sich als Söldner in den Dienst Walegrins stellt. Seit dem Tod ihres Vaters kümmert sie sich um ihre Schwester, die schwachsinnige Hure Bekin. (VF)
    Dolon - von Sorgen geplagter Kommandant der »neuen Stiefsöhne«. (KD)
    Dubro - der große, ruhige Schmied des Basars und Beschützer Illyras. (DF)
    Eindaumen - der
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