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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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alles andere zu ignorieren, was zu diesem Plan, mit dem sie sich einverstanden erklärt hatte, noch gehörte. Doch der nüchternen Logik der Madame gegenüber begann sie zu erkennen, daß Rachedurst und Entschlossenheit vielleicht nicht genügten.
    Myrtis nickte. »Das hatte ich vermutet. Du wirst also wohl nicht wollen, daß der Mörder deiner Schwester der erste ist .«
    »Das spielt keine Rolle. Nur sagt jedem, daß ich auf den richtigen warten muß. Das ist doch nicht unüblich, oder? Daß für einen bevorzugten Kunden .«
    Diesmal unterbrach Myrtis sie. »Das mag in Häusern der Fall sein, wo die Mädchen wie Sklaven gehalten werden. Aber meine Damen sind hier, weil es ihr Wunsch ist. Sie sind nicht mein Besitz. Wenn sie genug von einem der käuflichen Liebe gewidmeten Leben und reichliche Ersparnisse haben, gehen viele von ihnen fort, um ein neues, anderes Leben zu beginnen. Du würdest es nicht verstehen. Männer haben nichts, woran du interessiert bist, und du deinerseits hast nichts, was sie sich ersehnen.«
    »Ich habe das Talent, anderen etwas vormachen zu können, Myrtis. Sonst hätten weder Bekin noch ich überlebt. Haltet Euer Versprechen ein. Überlaßt ihn mir für eine Nacht.«
    Mit einer Geste besorgter Resignation erklärte Myrtis sich mit dem Plan einverstanden. Sie rief Ambutta, die manche für ihre Tochter hielten, und hieß sie, Cythen in den privaten Teil des Hauses bringen, wo man sich eine Nacht und einen Tag gründlich mit ihr beschäftigte und sie äußerlich verwandelte. Noch vor Sonnenuntergang des nächsten Tages war sie in dem luxuriösen Gemach untergebracht, in dem Bekin sich zu Hause gefühlt und wo sie den Tod gefunden hatte. Ihre Garnisonskleidung und ihr Messer waren hinter der dunklen Wandverkleidung versteckt. Sie selbst trug nun hauchdünne rosarote Seide - ein Geschenk für Bekin von dem Mann, der sie später ermordet hatte.
    Als sie sich im Spiegel betrachtete, sah Cythen eine Dame, die ihr nicht vertraut war, aber die sie hätte werden können, wenn das Schicksal es nicht anders gewollt hätte. Sie war schön, wie Bekin es gewesen war, und sie zog die weiche, fließende Seide dem Kratzen der Leine und Wolle vor, die sie normalerweise trug. Kunstvoll hatte Ambutta Glasperlen in ihr Haar geflochten und es zu einer eleganten Frisur gebunden, so daß Cythen nun fast Angst hatte, den Kopf zu bewegen.
    »Eine Nachricht kam für Euch«, sagte Ambutta, eine erschreckend weise Frau, obgleich sie kaum dreizehn Sommer zählte. Sie tupfte behutsam noch ein wenig Lidschatten auf Cythens Auge.
    »Was?« Verärgert riß Cythen den Kopf zurück; trotz der Seide war ihre Haltung unverkennbar die eines Kriegers.
    »Ihr wart gerade im Bad«, erklärte die Kindfrau und drehte den feinen Pinsel im Puder. »Und Männer dürfen tagsüber das obere Stockwerk nicht betreten.«
    »Na gut, dann gib sie mir jetzt.« Sie streckte die Hand aus.
    »Es ist eine gesprochene Botschaft von Eurem Freund Walegrin. Er läßt Euch sagen, daß wieder zwei Beysiberinnen ermordet wurden. Tatsächlich sind es drei - eine weitere fand man bei Ebbe -, doch die Botschaft wurde schon zuvor ausgerichtet. Eine der Ermordeten war die Kusine der Beysa. Die Garnison hat den Befehl, den Mörder noch vor dem Morgengrauen zu finden, denn sonst beginnen die Hinrichtungen. Sie haben vor, jeden Mittag so viele hinzurichten, wie Beysiber ermordet wurden. Morgen wollen sie dreizehn töten - mit Gift.«
    Obgleich es warm im Gemach war und es nicht zog, fröstelte Cythen. »War das alles?«
    »Nein. Walegrin sagte, daß Turghurt äußerst triebhaft ist.«
    Das Frösteln wurde zur eisigen Hand um ihr Herz. Widerstandslos ließ sie sich von Ambutta weiter zurechtmachen. Im Spiegel erkannte sie sich als verängstigtes kleines Mädchen neben der weisen Ambutta.
    Die Zeit schlich dahin, nachdem Ambutta sie verlassen hatte. Zwei Wülste der Stundenkerze waren bereits niedergebrannt, und noch niemand hatte an ihre Tür geklopft. Die Musik und das Lachen, wie sie im Aphrodisiahaus des Nachts üblich waren, empfand sie als aufreibend, während sie auf Geräusche wartete, die ihr verraten würden, daß Fischäugige - welche rankanischen oder ilsiger Namen ihnen Myrtis auch geben mochte - eingetroffen waren.
    Sich vergnügt unterhaltend, gingen Paare an ihrer Tür vorbei. Einige der Mädchen hatten sich bereits für die Nacht zurückgezogen. Die Düfte von zur Liebe anregendem Räucherwerk wurden so stark, daß sie Kopfschmerzen verursachten.
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