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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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Sie häufte ein paar Kissen übereinander und kletterte darauf, um das hohe Fenster des Gemachs zu öffnen und hinaus auf die Stände des Basars und die dunklen Dächer des Labyrinths zu schauen. So hörte sie, in den Anblick der Stadt vertieft, nicht, wie sich ihre Tür öffnete. Aber sie spürte, daß jemand sie anstarrte.
    »Man hat mir gesagt, daß du ihr Gemach bekommen hast.«
    Noch ehe sie sich umdrehte, wußte sie, daß er es war. Er sprach den hiesigen Dialekt recht gut, doch ohne sich zu bemühen, seinen starken Akzent zu verbergen. Ihr Herz schlug heftig, als sie sich zu ihm umdrehte.
    Er hatte seinen Umhang unten abgelegt und stand nun in Beysiberstaat vor ihr. Fast füllte er die ganze Tür aus. Kein Wunder, daß er Bekin gefallen hatte -an Farbenpracht und Glitzer hatte sie kindhafte Freude gehabt. Sein Beinkleid war von silberbesticktem, tiefem Türkis. Das Wams, von etwas hellerem Ton, war bis zum Nabel offen und hatte bauschige Ärmel, die wie Moire in wechselndem Muster schimmerten. Sein Fes war mit glitzernden Steinen besteckt. Er nahm ihn mit einem Lächeln ab. Nun glänzte sein kahlgeschorener Kopf im Kerzenlicht. Unwillkürlich drückte Cythen sich an die Wand und blickte ihn mit einer Mischung aus Angst und Scheu an. Seine Augen leuchteten, als er sie, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln, beobachtete. Sie schaute rasch zur Seite.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, kleine Blume.«
    Er schlang die Arme um sie und drückte sie fest an sich. Kräftige, stumpfe Finger fanden ihren Hals und bohrten sich hinter ihren Ohren in die Haut, so daß sie nichts dagegen tun konnte, als er ihre Lippen auseinanderzwang. Sie befahl sich, nichts zu spüren, als er die Bänder fand, welche die Seide um sie zusammenhielten, und die Schleifen öffnete. Empörungsschreie echoten in ihr, doch sie verhielt sich ganz still in seinen starken Armen.
    »Hast du immer noch Angst?« fragte er nach einer Weile und folgte mit einer Fingerspitze der Wölbung ihrer Hüfte, während sie schlaff auf den Kissen neben ihm lag. Er war wahrhaftig stark, wie Walegrin gesagt hatte, aber sie hatte nicht ganz den Mut, herauszufinden, ob er auch ein Feigling war.
    Sie beantwortete seine Frage mit einem Kopfschütteln, doch sie konnte ihre Hände nicht davon zurückhalten, sich auf seine zu legen, um sie abzuhalten, sie unablässig erkundend zu streicheln. Er beugte sich tiefer über sie und liebkoste ihren Busen mit Lippen, Zunge und Zähnen. Mit einem würgenden Wimmern versuchte sie zurückzuweichen.
    »Du wirst sehen, da ist nichts, was du abwehren mußt. Du brauchst dich bloß zu entspannen.«
    Er starrte sie an. Die kalten Fischaugen spähten tief in Leib und Seele. Alle Warnungen Myrtis’, Walegrins, ja selbst Ambuttas echoten in ihr, und sie wünschte, sie wäre Bekin: entweder tot oder bereit, jeden Mann zu lieben. Ihr Selbstvertrauen erlosch wie eine niedergebrannte Kerze. Sie fühlte, wie er den schweren Gürtel löste, der seine bauschige Hose zusammenhielt, und sie wußte, daß sie die ihre Kehle hochsteigenden Schreie nicht mehr würde unterdrücken können.
    Eine zweite Chance würde es nicht mehr geben. Sie würde fallen und wahrscheinlich in diesem Raum sterben, während die Gedanken an ihre Schwester sich nicht verdrängen ließen. Aber sie war Meister darin, andere zu täuschen, wie sie behauptet hatte, und dazu gehörte mehr, als ein bißchen lügen und vorspiegeln.
    »Ja, ich habe Angst«, wisperte sie in einer sinnlichen Kleinmädchenstimme, die sie selbst gerade erst entdeckt hatte, und bediente sich der Wahrheit, um sich ein paar Augenblicke zu erkaufen. Sie zitterte und drückte die abgelegte Seide an sich, als er ihr gestattete, ein wenig von ihm abzurücken. »Weißt du, was dem Mädchen passiert ist, das dieses Gemach vor mir hatte?« Sie duzte ihn, wie es zwischen Damen und Kunden im Aphrodisiahaus üblich war. »Während sie schlief, ließ jemand eine Schlange hier herein, und die biß sie. Sie starb auf schreckliche Weise. Manchmal glaube ich, ich höre ihre Todesschreie aus den Kissen. Aber sie wollen mir kein anderes Gemach geben.«
    »Es gibt keine Schlangen hier, kleine Blume.«
    In dem Halbdunkel konnte sie seine Miene nicht erkennen, und sein Akzent erschwerte es, dem Klang seiner Stimme etwas zu entnehmen. Kühn fuhr sie fort:
    »Ja, das versichern sie mir auch ständig. Die einzigen Schlangen in Freistatt, die so giftig sind, sind die heiligen der Beysa - und die entfernen sich nie weit von
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