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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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viel zu groß für die hiesige Garnison. Daß die Regierung der Stadt noch in den Händen des Prinzen und seiner Minister lag, war lediglich der Tatsache zu verdanken, daß die Beysiber keinen Anspruch darauf erhoben. Doch die Gefahr war allgegenwärtig und verlieh dem täglichen Leben der Bürger einen Hauch von Aufregung.
    Hakiem kratzte sich wieder und blickte stirnrunzelnd in die Helligkeit. Doch nicht alle Fältchen kamen davon, daß er die Augen zusammenkniff. Es war fast - nein, es war zu schön, um wahr zu sein. Er hatte zu viele Jahre des Leides hinter sich, als daß er einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen mußte. Alle Geschenke hatten ihren Preis, auch wenn er noch so gut verborgen oder unbedeutend zu sein schien, wenn man sie bekam. Also war anzunehmen, daß der plötzliche Wohlstand durch die Neuankömmlinge auch seinen Preis von diesem Höllenloch fordern würde, das gemeinhin Freistatt genannt wurde. Wie hoch oder schrecklich dieser Preis sein würde, vermochte der Geschichtenerzähler jetzt noch nicht zu folgern. (Es gab immer noch Falken in Freistatt, auch wenn man sie nicht so leicht fand ... und einen Falkner im besonderen.) Schärfere Augen als Hakiems würden beobachten, wie dieser Zustrom sich auf Freistatt auswirkte, und sich Gedanken über die weitreichenderen Folgen machen. Trotzdem konnte es nicht schaden, wenn er die Ohren spitzte und .
    »Hakiem! Da ist er! Ich habe ihn gefunden! Hakiem!«
    Der Geschichtenerzähler stöhnte innerlich, als ein Junge in ziemlich alberner Kleidung auf und ab hüpfte und beide Arme schwenkte, um seine Freunde auf Hakiem aufmerksam zu machen. Auch Beliebtheit hatte ihren Preis. Dieser lästige Junge hieß Mikali. Er hatte offenbar nichts anderes zu tun, als das Geld seines Vaters für teure Gewänder auszugeben - und Hakiem als selbsternannter Herold zu dienen. Zwar war das Geld aus dem vornehmeren Viertel Freistatts willkommen, trotzdem sehnte der alte Mann sich manchmal nach der Zeit, da er weniger bekannt gewesen war und sich auf seine eigene Geschicklichkeit hatte verlassen müssen, wollte er etwas an seinen Geschichten verdienen. Vielleicht zog er sich deshalb immer wieder zu seinen alten Plätzen im Basar und im Labyrinth zurück.
    »Da ist er!« erklärte der Junge seinem rasch zunehmenden Publikum. »Der einzige in Freistatt, der nicht davonlief und sich verkroch, als die beysibische Flotte im Hafen einlief.«
    Hakiem räusperte sich lautstark. »Kenn ich Euch, junger Mann?«
    Ein Lachen und Kichern setzte ein, als der Junge zutiefst errötete.
    »S-sicher erinnert Ihr Euch an mich! Ich bin es, Mikali. Gestern .«
    »Wenn Ihr mich kennt, wißt Ihr auch, daß ich nicht Geschichten zum Zeitvertreib erzähle und auch keine Gaffer dulde, die zahlenden Kunden die Aussicht versperren.«
    »Ja, natürlich.« Mikali strahlte. Im Handumdrehen brachte er ein Taschentuch aus feinster Seide zum Vorschein. Er kleidete damit die hohle Hand aus und machte sich daran, Geld von den Zuhörern einzusammeln. Wie zu erwarten, dachte er nicht daran, es stumm zu tun.
    »Gebt Euer Scherflein für Freistatts größten Geschichtenerzähler! Hört alles über die Landung von dem einen, der die Beysiber hier willkommen hieß! Eine kleine Gabe! Was ist das? Kupfer?! Für Hakiem? Langt tiefer in Euren Beutel oder macht Platz! Der tapferste Mann der Stadt sitzt hier vor Euch . Danke . Einen Obolus für den mutigsten Mann von Freistatt .«
    Im Handumdrehen quoll das Taschentuch über, und Mikali überreichte es Hakiem mit einem Kratzfuß. Der Geschichtenerzähler wog es gleichmütig in den Fingern, dann nickte er und steckte das Ganze in seinen Kittel. Insgeheim freute er sich über die entsetzte Miene des Jungen, als ihm bewußt wurde, daß er das Taschentuch nicht zurückbekommen würde.
    »Zwar bezog ich meinen Posten am Hafen schon gegen Mittag, doch brach bereits die Nacht an, ehe die Flotte angelegt hatte und die ersten Beysiber von Bord gingen. Es war so dunkel, daß ich nicht einmal sehen konnte, wie das kleine Boot aus einem Schiff ins Wasser gehoben wurde. Erst als sie Fackeln anzündeten und zum Kai ruderten, erkannte ich, daß sie noch vor dem ersten Licht des neuen Tages an Land gehen wollten.« So begann Hakiem.
    Tatsächlich war er in jener Nacht fast eingenickt, ehe er bemerkte, daß endlich ein Boot von der Flotte unterwegs war. Selbst die Neugier eines Geschichtenerzählers hatte irgendwann einmal ihre Grenzen.
    »Es war ein Anblick zum Kindererschrecken.
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