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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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Segeln spähte.
    Er war seit seinem Gespräch mit Ornat nicht untätig gewesen, so wußte er nun, daß die herbeikommenden Schiffe der Beschreibung nach jenen glichen, wie die Fischäugigen alter Sagen sie gefahren waren - und daß ein ähnliches Schiff vor Monaten den Alten Mann und seinen Sohn als Gefangene an Bord genommen hatte.
    Ob sie nun als Freund oder Feind kam, die Antwort der Flotte versprach, das denkwürdigste Ereignis in der Geschichte dieser Generation zu werden - und Hakiem beabsichtigte, sich nichts entgehen zu lassen.
    Zwar war er sich der möglichen Gefahr durchaus bewußt, aber schlimmer als sie wäre für ihn, das Anlegen der Schiffe zu versäumen.
    Es mochte sich als das Ende der Geschichte über den Alten Mann erweisen, und zweifellos würde es der Anfang einer neuen Geschichte für Freistatt sein. Die Tatsache, daß es sich als das Ende von Hakiems Geschichte erweisen konnte, war im Augenblick unwichtig für ihn.
    Der Geschichtenerzähler verscheuchte eine Fliege, nahm einen weiteren Schluck und wartete.
2. Hakiems große Stunde
    Das Antlitz des Chaos wird uns auslachen, noch ehe das Rad der Zeit seine Drehung vollendet hat!«
    Über den Lärm im Basar waren die Worte kaum vernehmbar, aber sie drangen an Illyras Ohr und ließen sie mitten im Schritt anhalten. Ohne auf den verwunderten Blick ihres Mannes zu achten, bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, um den Sprecher zu finden. Sie war zwar nur halb eine S’danzo, trotzdem war das Kartenlegen ihr Beruf, und sie schuldete es ihrem Clan, festzustellen, wer da die Nase in ihre Geheimnisse steckte.
    Aus dem tiefen Schatten neben einem Stand schenkte ihr jemand ein Lächeln, das gelbe Zähne entblößte. Sie strengte die Augen an und erkannte Hakiem, Freistatts ältesten und beliebtesten Geschichtenerzähler, der hier Schutz vor der grellen Vormittagssonne gesucht hatte.
    »Guten Morgen, Alter«, grüßte sie kühl. »Dürfte ich wissen, was ein Geschichtenerzähler von Karten versteht?«
    »Zu wenig, um sich damit seinen Unterhalt verdienen zu können«, antwortete Hakiem und kratzte sich träge. »Und doch viel für einen, der nicht gelernt hat, sie zu deuten.«
    »Du hast vom Antlitz des Chaos gesprochen. Sag bloß nicht, daß du es dir endlich geleistet hast, dir die Karten legen zu lassen.«
    »Nicht in meinem Alter.« Der Geschichtenerzähler winkte ab. »Ich ziehe es vor, mich von der Zukunft überraschen zu lassen. Doch sagen mir allein schon meine Augen, daß diese Karte gewaltige Umwälzungen ankündet. Und um anzunehmen, wie sie bei all diesen Fremden in der Stadt jetzt auf sich aufmerksam macht, dazu brauche ich bestimmt kein zweites Gesicht. Ich habe Ohren, Illyra, ebenso wie Augen. Ein alter Mann hört und sieht genug, um sich nicht von einer hinters Licht führen zu lassen, die weit jünger ist, als sie mit ihrer Schminke und Kleidung vorzutäuschen versucht.«
    Illyra runzelte die Stirn. »Solche Beobachtungen könnten mir sehr schaden, Hakiem.«
    »Du bist weise, Illyra. Weise genug, um den Wert des Schweigens zu kennen und zu wissen, daß eine hungrige Zunge sich vergißt.«
    »Schon gut, Hakiem.« Die Wahrsagerin lachte und legte eine Münze auf die ausgestreckte Hand. »Dämpfe deine Ohren, Augen und die Zunge mit einem Frühstück auf meine Kosten . und vielleicht einem Becher Wein; bring einen Trinkspruch auf das Antlitz des Chaos aus.«
    »Einen Augenblick!« rief der Geschichtenerzähler ihr nach, als sie sich zum Gehen wandte. »Ein Versehen! Das ist Silber!«
    »Deine Augen sind scharf wie immer, alter Teufel. Sieh den Rest als Belohnung für Mut an. Ich habe gehört, was du tun mußt, um zu den Geschichten zu kommen, die du weitererzählen darfst!«
    Hakiem steckte die Münze in den Beutel unter seinem Kittel. Es klickte zufriedenstellend, als sie sich zu den anderen gesellte. Zur Zeit sparte er das Geld für’s Frühstück mehr aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit. In Freistatt füllten sich die Beutel mit dem Reichtum, den die Neuankömmlinge mit sich brachten. Selbst Einschüchterung wurde einfacher, da die Leute nicht mehr so sparsam sein mußten. Einige, wie Illyra gerade, schienen ihr Geld sogar gern herzugeben. Allein an diesem Morgen hatte er genug für zehnmal Frühstück eingenommen und sich dafür weniger anstrengen müssen als früher für ein einziges. Nach Jahrzehnten des Niedergangs lebte Freistatt durch das Geld wieder auf, das die beysibischen Soldaten hier ausgaben. Ihre militärische Stärke war
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