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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Autoren: Jan Guillou
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infrage stellte, jedoch nicht im Geringsten erbost.
    »Ihr stellt eine sehr kluge Frage, Bischof«, entgegnete er. »Ich bin mir nicht sicher, ob Euch bewusst ist, wie sehr sie eben jene Schwierigkeiten berührt, die Knut, Sture
und ich in den letzten Wochen besprochen haben. Es verhält sich folgendermaßen. Knut Magnusson und sein Anhang dort drüben haben in Schleswig ein Heer angeworben, deswegen sind sie auch mit dem Schiff von Jütland nach Halland gekommen. Ihre deutschen und dänischen Fußsoldaten und Reiter kosten viel Silber. Wir stehen also vor einer Entscheidung. Wir können dem Kampf ausweichen und mit ansehen, wie die Kriegsknechte das gesamte Västra Götaland brandschatzen und plündern, bis es schließlich nichts mehr gibt, womit sie bezahlt werden könnten. Vielleicht würden uns meine edlen Forsviker Verwandten recht bald zu Hilfe kommen. Vielleicht. Aber eines ist sicher, und zwar, dass die Versuchung für Knut Magnusson recht groß ist, rasch einen Sieg herbeizuführen, weil ihn dann seine Soldaten weniger Silber kosten. Und diese Versuchung führe ich ihm jetzt wie einen Köder vor Augen, versteht Ihr?«
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte der Bischof grübelnd. »Die Versuchung, rasch zu siegen, solange die Soldaten noch frisch sind und der Preis in Silber gering ist, kann ich nachvollziehen. Aber inwiefern profitiert Ihr von einer raschen Entscheidung?«
    »Ich erhalte die Möglichkeit, den Ort der Schlacht zu bestimmen«, erwiderte der Jarl zufrieden. »Knut Magnusson will mich sofort besiegen und begibt sich willig zu dem Gebiet meiner Wahl. Versteht Ihr jetzt?«
    »Nein.« Der Bischof seufzte. »Ich verstehe zwar, dass es von Vorteil ist, sich den Kampfplatz aussuchen zu können. Aber die Soldaten sind doch wohl zu Beginn eines Krieges am stärksten?«
    »Kommt!«, meinte der Jarl und trat auf die Sandkiste zu. Er griff zu einer Teerfackel, strich mit einem Waschholz über die unzähligen Linien und fegte dabei die Tannenzapfen
zu Boden. Die Sandfläche war jetzt wieder so glatt und rein wie ein unbeschriebenes Blatt.
    »Hier verläuft der Säveån, hier liegt Nårunga und hier Hervadsbro. Dort befinden wir uns jetzt«, sagte der Jarl belehrend und zeichnete gleichzeitig mit einem spitzen, knochigen Finger in den Sand. »Hier oben steht Ihr mit mir zusammen, dort drüben auf der anderen Seite steht der Feind. Ihr seht ihre Feuer, wenn Ihr Euch umdreht. Wenn Ihr den Schanzen und Wällen östlich der Brücke mit dem Blick folgt … hier genau befindet sich ein großer Sumpf. Dort kommt niemand durch. Ganz im Westen ragen Berggipfel auf, die sich so leicht verteidigen lassen, dass es schon fast unnötig ist. Unsere Wälle und Palisaden verlaufen den ganzen Fluss entlang. Sagt mir jetzt, wo der Feind angreifen wird? Wo sind wir verletzbar?«
    Bischof Kol war von diesem Kriegsspiel wie gebannt. Er beugte sich über die Linien und dachte einen Augenblick lang scharf nach, dann entschied er sich.
    »Hier!«, sagte er und stieß seinen Zeigefinger bis zum Bischofsring in den Sand. »Hier überqueren sie den Fluss. Das sagte ich bereits bei meiner Ankunft. Hier werden sie wie die Bienen über uns ausschwärmen. Hier unten, links von uns, ist das Ufer flach und die Palisaden sind am schwächsten. Habe ich nicht Recht?«
    »Doch, Ihr habt vollkommen Recht, Bischof«, sagte der Jarl lächelnd. »Für einen Kleriker seid Ihr gar nicht so einfältig, wie man meinen könnte. Dort unten, wo wir gerade hinter den Palisaden die Hindernisse für die Reiterei aufbauen, werden sie als Allererstes durchbrechen. Und das sollen sie auch. Mehrere Tausend sollen sich dort durchdrängen. Und was geschieht dann?«
    »Mehrere Tausend? Dann sind wir also doch verloren?«, meinte der Bischof entsetzt.

    »Hier drüben«, der Jarl deutete mit seinem Zeigefinger auf eine Stelle in der Sandkiste, »zwei Pfeilschüsse entfernt nach hinten, wo es mittlerweile zu dunkel ist, als dass Ihr etwas sehen könntet, befindet sich eine Anhöhe. Dort haben wir drei große Steinschleudern versteckt, die ich nach langen Verhandlungen aus Forsvik mitnehmen durfte. Wisst Ihr, was griechisches Feuer ist?«
    »Tacitus schrieb darüber«, murmelte der Bischof. »Aber ich habe diese römischen Schriftsteller vermutlich nicht mit demselben Interesse gelesen wie Ihr. Euer Latein ist übrigens das beste, das ich je einen weltlichen Herrn habe sprechen hören. Also, so sagt es mir!«
    »Die Wurfmaschinen schleudern große Tongefäße, die mit
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