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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Autoren: Jan Guillou
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Fertigkeiten morgen vonnöten sein, wenn es
darum geht, unseren Sieg zu beurkunden. Oder unsere Niederlage.«
    »Falls Gott Euch beisteht und Ihr siegt, welche Gnade wollt Ihr dann Euren besiegten Feinden zuteilwerden lassen?«
    Die Frage das Bischofs war nicht so unschuldig, wie sie klang. Dass er überhaupt fragte, war eigenartig und bewies, dass er Schlimmstes befürchtete. Denn wenn Herren und insbesondere miteinander verschwägerte Herren einander besiegten, endete das meist damit, dass man nach der Entscheidung gemeinsam einen Humpen Bier trank. Anschließend leisteten alle einen Eid, den sie in der Regel ohnehin nicht zu halten gedachten, und ritten dann in verschiedene Richtungen davon. Mit seiner Frage zeigte Bischof Kol, dass er nicht mit einer solchen Milde nach einem Sieg rechnete. Dass der Jarl erst lange und mit finsterer Miene schwieg, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei.
    »Wir wollen das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er tot ist«, murmelte er verbissen.
    »Gibt es etwas, das uns den Sieg garantiert, und etwas, das mit Sicherheit zu unserer Niederlage führen würde?«, fragte der Bischof, nachdem er ebenfalls lange geschwiegen hatte.
    »Ja«, erwiderte der Jarl. »Der Sieg wäre uns sicher, wenn ich meine liebsten Verwandten, die Forsviker, in dieser Nacht an meiner Seite hätte. Und eine Niederlage erleiden wir, wenn uns der Feind nicht in die Falle geht, sondern die Palisaden an einer anderen Stelle stürmt als an der, die auf den ersten Blick am verlockendsten erscheint. Wenn ich in ihrer Haut steckte, würde mich eine Verteidigungsanlage, die den Anschein einer halboffenen Tür erweckt, nachdenklich stimmen. Ich würde ahnen, dass es sich um eine Falle handelt.«

    »Lasst uns also darum beten, dass der Leichtsinn des Feindes größer ist als seine List«, meinte der Bischof seufzend.
    »Ja, das wäre eine Gnade, um die man im Stillen beten könnte, ein Gebet, das nichts Vermessenes hätte«, erwiderte der Jarl spöttisch.
    Bischof Kol verkniff sich eine Erwiderung und beschloss, die Frage des Gebets vor einem Krieg nicht wieder aufzugreifen. Der Jarl war in dieser Angelegenheit starrköpfig und gänzlich uneinsichtig. Kein anderer Mann hier im Norden würde auf die abwegige Idee kommen, am Abend vor einer großen Schlacht nicht zu beten. Aber gerade als ihm dieser Gedanke kam, fiel ihm der Mann ein, der vielleicht genauso gehandelt hätte.
    »Ich hatte nie die Gelegenheit, Euren Großvater Arn kennenzulernen«, sagte er leise, um deutlich zu machen, dass er nicht vorhatte, weitere Worte auf den Krieg oder das Gebet zu verschwenden. »Dass Arn Magnusson ein großer Mann war, weiß ich, und dass er der größte Krieger von Euch allen war, das weiß ich ebenfalls. Aber wie war er als Mensch, wenn er nicht im Harnisch steckte?«
    »Wie kein Zweiter, und sein Erbe lastet schwer auf meinen Schultern«, antwortete der Jarl nachdenklich. »Jetzt sage ich Euch in tiefstem Ernst und ohne Scherz, dass er wirklich ein Heiliger war. Mit einem Heiligen will sich niemand vergleichen lassen, aber ich habe mich trotzdem mein ganzes Leben lang an ihm messen lassen müssen. Und wie Ihr wisst, bin ich alles andere als ein Heiliger.«
    »Richtig«, pflichtete ihm der Bischof gelassen bei, »Ihr seid alles andere als ein Heiliger. Ihr seid ein harter Mann, Birger, und Ihr könnt Euch keinesfalls sicher sein, Eurem geliebten Großvater Arn im nächsten Leben wiederzubegegnen.«

    »Seht Ihr, jetzt fangt Ihr schon wieder an, mich mit ihm zu vergleichen! An seinem Sterbelager habe ich ihm zwei Dinge gelobt, und die habe ich bislang gehalten. Zum einen, dass ich das Reich zusammenhalten und Schweden nennen würde, und das werden wir auch verkünden, falls wir morgen siegen; zum anderen, dass ich dort, wo der Mälaren bei Agnefit in die Ostsee fließt, eine Stadt errichten würde. Damit habe ich begonnen, und diese Stadt werde ich Stockholm taufen. Morgen wird es mir vielleicht nicht mehr gelingen, das erste Versprechen zu halten, falls uns die Aufrührer schlagen. Seht her, das hier ist Arn Magnussons Schwert! Das habe ich immer umgegürtet, wenn uns der Sieg nicht gewiss ist, und bislang habe ich nie verloren, wenn ich sein Schwert getragen habe.«
    In den Augen von Bischof Kol unterschied sich das Schwert des Jarls nur dadurch von anderen Schwertern, die er bislang gesehen hatte, dass es eine viel schäbigere Scheide besaß als die Schwertscheiden anderer großer Männer. Sie war aus schwarzem Leder und
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