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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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Positive Erfahrungen, die Sie im Umgang mit Ihrem Symptom machen? Fähigkeiten in Ihnen, die Ihnen das psychosomatische Geschehen nicht rauben kann? Dinge, die andere Ihnen gegenüber sagen oder tun und die Ihnen guttun?
    Probieren Sie doch mal folgende Fragen aus:
Welche Schmerzen oder Symptome habe ich gerade nicht?
Welchem Körperteil geht es gerade gut?
In welchen Situationen habe ich meine Symptome nicht?
Wann habe ich das Symptom beherrscht und nicht das Symptom mich?
    Diese Fragen können Sie sich jederzeit stellen und beantworten, egal, ob Ihr Symptom gerade vorhanden ist oder nicht.
Achtsamkeitsmeditation
    Die Fähigkeit der Aufmerksamkeitsumlenkung kann man im Rahmen einer sogenannten Achtsamkeitsmeditation lernen. Dies ist eine Methode, bei der man sich innerlich von Sorgen, Grübeln oder Schmerzen distanziert und auf etwas ganz anderes, z. B. auf die Atmung, achtet. So entsteht ein Zustand, in dem es gelingt, Schmerzen oder Grübeln zwar nicht zu leugnen, sie aber von ferne zu betrachten. Man ist dann nicht mehr so von ihnen beherrscht und beeinträchtigt. In den USA und jetzt auch in Deutschland wird diese Methode häufig angeboten. Sie wird für Patienten mit chronischen Schmerzen, psychosomatischen und auch organischen Erkrankungen wie Herzinfarkt mit nachweislich gutem Erfolg angewendet.
»Ich kann bestimmen, worauf ich achte!«
    Martin: »Ich hatte Angst, dass mit meinem Herzen etwas nicht stimmt. Von dieser Angst hatte ich meine ganze Aufmerksamkeit steuern lassen. Am Morgen, in der Arbeit, und zu Hause führte ich ständig ein inneres »Screening« durch: Ist rund ums Herz was los oder ist alles o.k.? Und natürlich war dann oft irgendetwas ›nicht o.k.‹. Entscheidend war die Erkenntnis, dass ich es bin, der bestimmt, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte und dass ich das nicht meiner Angst überlassen muss. Überlasse ich ihr das, gebe ich ihr Macht und suche in mir und in der Umwelt nur nach Gefahren. Diese schlichte Erkenntnis konnte ich für meine Heilung nutzen. Mein Zustand änderte sich nämlich sofort, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet hatte. Auf das, was ich gerade in meinem Umfeld sehe – einen Kollegen, eine Blume oder eine Wolke am Himmel. Oder auf das, was gerade gesprochen wird. Was genau wird mir z. B. gerade gesagt? Ich hätte nie geglaubt, dass man Angst dadurch aufbauen oder abbauen kann.«

Angstabbau durch Aufmerksamkeitsverschiebung
    Die psychologische Forschung hat gezeigt, dass man Angst dadurch selbst erzeugen kann, dass man sich oder seine Umwelt nur durch eine »Angstbrille« betrachtet. Das gilt für die sogenannten Phobien und auch für die »Hypochondrie « (ängstliche Körperbeobachtung, siehe →  S. 39 ). Ein sehr sozialängstlicher Mensch (soziale Phobie) beobachtet sich z. B. in der Öffentlichkeit so: »Stottere ich gerade? Rede ich richtig? Werde ich rot? Verhalte ich mich auffällig?«. Die Umgebung wird dann so beobachtet: »Lachen die gerade über mich? Sieht mich jemand von der Seite an?« Wenn die Situation vorbei ist, wird rückwärts beobachtet: »Habe ich etwas falsches gesagt? Gibt es Hinweise, dass ich mich blamiert habe?« Es gehört dann zu den wichtigsten therapeutischen Schritten, das dieser Patient lernt, seine Aufmerksamkeit und seine Beobachtungen auf etwas anderes zu richten: »Was wird gerade gesprochen? Welche Farbe gibt es in diesem Raum am häufigsten? Wie viele Brillenträger gibt es? Wie viele Menschen sind blond?« Man kann diese Aufmerksamkeitsverschiebung regelrecht trainieren.

4. Schritt: Neue Namen – neu bewerten
    Es kann heilsam sein, den Dingen andere Namen zu geben und sie damit auch anders bewerten zu können. Bei psychosomatischen Symptomen sind Namen, die auf Krankheiten oder gar Gefahren verweisen, nicht hilfreich. Hilfreich sind hier Worte und Begriffe, die das Gesunde am Körper unterstreichen, auch wenn das, was er da gerade tut, der Psyche nicht gefällt. Zum Beispiel:
»Energiebereitstellung« statt »Anfall«,
»Körperwarnsignal« statt »Krankheit«,
»vorübergehende Missempfindungen« statt »Anfang vom Ende«,
»meine Krankenrolle« statt »meine Krankheit«,
»Beziehungsproblem mit meinem Körper« statt »psychisch krank«,
Beschwerden als »Hinweise« statt als »Störungen«.
    ÜBUNG
    Neue Namen finden
    Wie nannten Sie Ihre Symptome bisher? Wer hat Ihrem Symptom diesen Namen zuerst gegeben? Wie fühlt es sich an, Ihr Symptom so und nicht anders zu nennen? Ist dieser Name
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