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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
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zerschlagen. Leider hatte er davon zu spät erfahren, sonst hätte es schon einige Verbrecher weniger in London gegeben.
    Die Gegend veränderte noch stärker ihr Gesicht. Die Finsternis nahm zu, immer weniger Lichter dienten als Orientierungspunkte. Mauern sahen aus wie drohende Schatten, und auch die hohen Fabrikgebäude machten einen nahezu gefährlichen Eindruck, wenn sie in ihrem Schatten daran entlangfuhren.
    Es war eben eine andere, eine düstere Welt, in die der Richter kaum hineingeraten war.
    Hin und wieder sah er einen Kran wie ein urweltliches Ungeheuer über ihm hochragen. Ein starrer Arm, der jeden Augenblick nach unten fallen und den fahrenden Wagen mit einem wuchtigen Schlag zerschmettern konnte.
    Dazu kam es nie. Dafür wurde die Strecke schlechter. Der Fahrer dachte nicht im Traum daran, den Schlaglöchern auszuweichen. Er fuhr voll hindurch. Die Schläge wurden nicht hundertprozentig abgefedert, sie erwischten auch die im Wagen sitzenden Männer, was den Killern nichts ausmachte. Mit jedem Rucken bohrte sich der Draht noch tiefer in seinen Hals. Blut sickerte aus einer dünnen Wunde.
    Er lächelte, als er daran dachte, daß aus dieser kleinen Wunde Blut floß und aus seiner Hand damals keines geströmt war. Es würde auch keines aus der Brust strömen, erst am Hals begann er, normal zu werden.
    Der rechts von ihm Sitzende sprach ihn an. »Du brauchst nicht mehr lange zu leiden, Richter, wir sind gleich da.«
    »Ja, wie schön.«
    Beide Typen neben ihm lachten, als sie die krächzenden Worte gehört hatten. Einer meinte sogar: »Der scheint sich auf seinen Tod zu freuen, dieser Scheißer.«
    Wie recht du doch hast, dachte Harker, wie recht…
    »Ich habe noch nie einen Richter umgelegt, weißt du?«
    Harker schwieg.
    Der andere sprach weiter. »Und wenn du deinen dummen Kopf verlierst, werde ich lachen und Beifall klatschen, darauf kannst du dich verlassen. Du hast schon zu viele von uns auf dem Gewissen. Am liebsten würde ich dich mit meinem Messer zersäbeln.«
    »Halt dein Maul!« meldete sich der Mann auf dem Beifahrersitz. Er war der Boß dieser Gruppe.
    Schweigen breitete sich aus. Jerome T. Harker schielte aus dem Fenster und erkannte, daß an der linken Seite zwei stählerne Schlangen über den Boden führten. Es waren die Gleise der Hafenbahn, zudem näherten sie sich einem Gebiet, in dem auch in der Nacht gearbeitet wurde. Sie sahen das als helle Insel in der Dunkelheit.
    Soviel Harker erkennen konnte, führten die Schienen der Hafenbahn direkt auf dieses Gebiet zu.
    Wenig später hielten sie an und mußten allesamt an der rechten Seite aussteigen, weil das Fahrzeug an der anderen zu dicht an einer Mauer geparkt stand.
    Zwei Männer zerrten den Richter aus dem Wagen. Er konnte nicht allein stehen, mußte auch weiterhin gestützt werden und wurde so herumgedreht, daß sein Blick auf den matt schimmernden Schienenstrang fiel, der nur wenige Yards von ihm entfernt durch die Dunkelheit führte. Harker wußte es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen, doch er glaubte fest daran, daß dieser Schienenstrang in einem unmittelbaren Zusammenhang mit seinem Erscheinen hier stand. Fuhr hier eine Bahn?
    Bisher hatte er noch nichts davon gesehen, doch er wurde mißtrauisch, als der Beifahrer auf die Uhr schaute und den beiden Männern zunickte, die Harker hielten.
    »Jetzt wirst du was erleben, Richterlein.« Sie zerrten ihn vor. Seine gefesselten Füße schleiften über den Boden. Er stolperte über Steine und Buckel hinweg, er stieß sich auch die Knöchel, was er kaum wahrnahm, denn dicht vor dem Gleis drückten ihn die Hände nach unten.
    Das Gewicht verlagerte sich auf seinen Rücken, er kam dagegen nicht an und gab nach.
    Sie legten ihn auf den Boden.
    Ein Fuß preßte ihn auf den Boden. Er spürte den Dreck an den Lippen, er roch das Öl und den Rost, und er kam sich gedemütigt vor. Aber Harker wußte auch, daß andere Zeiten kommen würden. Zeiten nach den normalen Zeiten.
    Sie sprachen miteinander. Sie verglichen die Uhrzeiten, und der Anführer gab den entsprechenden Befehl. »Legt ihn auf die Schienen!«
    Das ließen sich die Hundesöhne nicht zweimal sagen. Der Richter wurde, mit dem Gesicht nach unten, über den Boden geschleift. Auf den Schienen ließen sie los.
    Genau dort, wo der Draht in die dünne Halshaut hineinschnitt, spürte der Richter die Kälte der Schiene. Sein Kopf war nach vorn gedrückt worden, mit der Stirn berührte Harker eine schmutzige Schwelle.
    Da wußte
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