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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
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er, was sie mit ihm vorhatten und wie er sterben sollte.
    »Noch drei Minuten!«
    »Wird er pünktlich sein?«
    »Das ist er meistens.«
    »Und der Lokführer?«
    »Wird ihn nicht sehen, denn die Maschine schiebt die Wagen.«
    »Erstklassig.«
    »Ja, meine ich auch.«
    Einer lachte. »Wenn ich mir vorstelle, daß ich dort liegen würde, ich würde schreien.«
    »Sicher, ich auch.«
    »Warum sagt er denn nichts?«
    »Will wohl den harten Mann spielen.«
    »Mal sehen.« Harker hörte Schritte, die erst dicht neben ihm verstummten. Jemand schlug gegen seinen Kopf. »He, Richter, willst du uns den harten Mann vorspielen? Wir haben eigentlich gedacht, daß du jaulst und schreist…«
    Er schwieg.
    »Der redet nicht mit uns.«
    »Dann tritt ihm doch in den Arsch.«
    »Mach’ ich auch!«
    »Nein!« Der Anführer hatte gesprochen. »Ihr werdet euch in den Wagen setzen, und zwar sofort.«
    »Fahren wir schon?«
    »Ja, in Deckung.«
    Harker blieb liegen. Er hörte die Tritte, doch er wagte es nicht, sich zu bewegen. Einer blieb zurück. Als der Motor ansprang, spürte Harker die Berührung. Es war der Anführer, der ihm klarmachte, daß er bei ihm bleiben würde. »Nicht daß du auf krumme Gedanken kommst, mein Lieber.«
    »Wieso denn?«
    »Du weißt schon.«
    Jerome T. Harker sagte nichts mehr. Ein anderes Geräusch hatte ihn abgelenkt. Wahrscheinlich war es nur deshalb zu hören, weil er auf den Schienen lag, ein leichtes Vibrieren und fernes Singen, das immer dann entstand, wenn sich ein Zug näherte.
    »Er kommt!« erklärte ihm die Stimme.
    »Ich weiß es.«
    »Willst du noch beten, Richter?«
    »Was ist das, beten?«
    Der Kerl lachte. »Gut gesprochen, wirklich. Was ist das schon? Ich halte davon auch nichts. Nicht mal eine Minute wird vergehen, und du kannst dem Teufel die Hand schütteln.«
    »Darauf freue ich mich.«
    »Tatsächlich?«
    »Und ob.«
    »Na dann, warten wir mal ab.« Der Sprecher trat zurück. »Ich jedenfalls wünsche dir eine gute Höllenfahrt.«
    »Wir sehen uns noch!«
    Mit allem hatte der Gangster gerechnet, mit dieser Antwort allerdings nicht. Er zeigte sich dementsprechend irritiert, was sich darin ausdrückte, daß er die Worte für eine Erwiderung nicht fand. Wie konnte jemand kurz vor seinem Tod noch so reden? Er hatte darüber lachen wollen, was ihm nicht gelang, statt dessen rann ein Frösteln über seinen Rücken, und er spürte, daß ihm diese gefesselte Gestalt Furcht einjagte.
    Dann wurde er von den Geräuschen des heranfahrenden Zugs abgelenkt. Er schaute nach rechts, denn von dort näherte sich das drohende Ungetüm wie ein schnell und wuchtig dahingleitender Schatten mit schwachen Lampen. Der Güterzug wirkte wie ein Rammbock, den niemand aufhalten konnte.
    Auch der Gangster ging zurück. Er befand sich noch in der Bewegung, als erden Richter lachen hörte. Dieser Mann schien sich auf seinen Tod regelrecht zu freuen.
    Zuerst war der Wind da.
    Anschließend der Waggon. Ein dunkles Ungetüm auf Rädern, das über das Hindernis hinwegrollte. Andere Wagen folgten, das aber sah der Mann nicht mehr. Er hatte sich aus dem Staub gemacht und war dorthin gelaufen, wo seine Kumpane im Auto auf ihn warteten. Wuchtig riß er die Tür auf und warf sich auf den Beifahrersitz.
    »Und?« fragte der Fahrer.
    »Alles okay.«
    Der Mann hinter dem Lenkrad startete. Er und die anderen beiden hörten die Bemerkung ihres Anführers. »Es ist nicht zu glauben, aber der Richter scheint sich sogar auf seinen Tod gefreut zu haben.«
    »Wieso?«
    »Er hat gelacht.«
    Im Fond lachte auch jemand. »Klar, hätte ich an seiner Stelle auch. Es ist doch besser zu sterben, als mit uns im Streit zu liegen…«
    ***
    Brenda Tradlin gehörte zu den Menschen, die sich aufregen konnten.
    Das hatte sie wieder einmal in ihrer Unterhaltung mit den beiden Yard-Beamten bewiesen. Ob sie ihr alles geglaubt hatten oder nicht, war jetzt zweitrangig, für sie zählte nur, daß Sinclair etwas tat, und das so schnell wie möglich.
    Auf der einen Seite ärgerte sie sich, denn sie hatte vergessen zu erzählen, daß auch sie bedroht worden war. Und zwar durch Anrufe, die sich in der letzten Zeit gehäuft hatten.
    Der oder die Mörder des Richters mußten genau gewußt haben, daß sie zu den Eingeweihten gehörte. Wahrscheinlich hatten sie Furcht davor, daß sie ihr Wissen hätte weitergeben können. Bisher war noch nichts geschehen, sie fragte sich allerdings, ob das so bleiben würde.
    Ihr war auch der Gedanke an einen Polizeischutz
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