Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bogen überspannt, Brenda Tradlin!«
    Die Frau schnappte nach Luft. Durch ihren Kopf wirbelten Worte, die sie zu einer Antwort zusammenfügen mußte, was sie aber nicht schaffte. Es blieb ein Loch. Mit Anrufen eines derartigen Inhalts war sie nie zuvor konfrontiert worden, deshalb auch ihre Lähmung. Brenda merkte erst spät, daß die Verbindung längst unterbrochen war. Die andere Seite hatte sie mit den Problemen allein gelassen.
    Sie legte wieder auf. Schauer durchrieselten sie. Kälte und Hitze zugleich. Die Küche drehte sich vor ihren Augen, und die Wände schienen zu tanzen.
    Was tun?
    Brenda Tradlin sank am Tisch zusammen. Sie war verzweifelt und wußte es nicht. Nie zuvor war sie in eine derartige Lage geraten. Nicht nur, daß sie ihren kopflosen Chef am Schreibtisch hatte sitzen sehen, jetzt wurde sie auch noch durch diese Anrufe gequält. Natürlich dachte sie an Sir James und ihren Auftritt bei ihm. Der Gedanke, sich falsch benommen zu haben, kam ihr ebenfalls in den Sinn. Sie hatte den richtigen Weg verpaßt, und sie würde sich neue Pfade suchen müssen, um zu einem Ziel zu gelangen, das ihr gefiel.
    Aber wie?
    Sinclair! Sie war zu ihm gegangen, er war demnach ihre letzte Hoffnung.
    Er mußte einfach über den Anruf informiert werden, wobei das bei dem eigentlichen Problem ja nicht half, denn da war es um andere Vorgänge gegangen, um ein unerklärliches Phänomen, eben diese kopflose Erscheinung des Richters.
    Dennoch hingen beide Dinge zusammen, und es war auch etwas, für das sich die Polizei einfach interessieren mußte.
    »Nein!« sagte sie.
    Dabei hatte sie nicht mit sich selbst gesprochen. Brenda meinte den Mann, der plötzlich an der Küchentür erschienen war und sie kalt angrinste.
    Eiswasser floß durch ihren Körper. Kein Blut mehr, nur diese unnatürliche Kälte, geboren durch den Schreck. Der Eindringling hatte es geschafft, die Wohnung lautlos zu betreten, und jetzt stand er da wie das Fleisch gewordene Böse.
    Noch relativ jung, keine dreißig. Schwarz gekleidet. Auf der Brust funkelte eine silberne Kette, die Augen waren zu Schlitzen verengt, in denen die Pupillen leuchteten wie dunkle Wassertropfen. Die Gesichtshaut war sehr blaß, als hätte er sie gepudert, und als er vorging, hörte Brenda keinen Laut. In Turnschuhen ging man leise. Der Mann sagte nichts, er schaute sich nur um. Die Stille in der Küche war unnatürlich. Brenda hielt den Atem an. Aus dem Flur hörte sie ein Geräusch. Es war für sie nicht zu identifizieren. Sie konnte sich leicht vorstellen, daß sich noch ein zweiter Typ in der Wohnung aufhielt. Klar, diese Kerle gingen auf Nummer Sicher, die deckten sich gegenseitig, wenn sie einen Auftrag durchführten.
    Der erste setzte sich hin. Bei ihr am Tisch nahm er Platz. Er hatte nichts gesagt, schaute sie nur an, und als er schließlich saß, nahm sie den Geruch der Pomade in seinem Haar wahr. Seine etwas breiten Lippen verzog er zu einem Lächeln und schaute dann zur Tür hin, weil dort sein Kumpan erschienen war.
    Der erinnerte an eine Witzfigur. Möglicherweise wegen seiner Glatze und dem breiten Gesicht. Helle Brauen, helle Lippen, ein heller Mund – im krassen Gegensatz dazu stand die schwarze Kleidung. Es waren Mitglieder der Bande.
    Glatze blieb an der Tür stehen und rührte sich dort nicht vom Fleck. Er spielte mit seinen Fingern. Sie sahen aus wie weiße Würste mit abgekauten Nägeln.
    »Wo sind sie?« flüsterte der Mann am Tisch.
    Brenda schüttelte den Kopf.
    »Gib sie her!«
    »Nein!«
    »Wir werden dich zwingen!«
    »Ich weiß, ich weiß«, flüsterte die Frau, die sich darüber wunderte, daß sie noch reden konnte. »Aber es wird keinen Sinn haben. Ich… ich besitze diese Akten nicht. Der Richter ist tot, jemand anderer hat den Fall übernommen, und ich…«
    »Du bist ihm zugeteilt worden!«
    »Ja, das bin ich!« keuchte die Frau.
    »Und?«
    »Da habe ich andere Fälle zu bearbeiten. Man kann das Ausscheiden eines Richters nicht so ohne weiteres verkraften. Das müßt ihr doch verstehen, verdammt.«
    »Tun wir aber nicht. Wir haben dir Zeit genug gegeben, dies durchzuziehen. Du hast dich geweigert. Ich frage dich, weshalb du dich gegen uns stellst. Bist du vielleicht lebensmüde? Ist es das, was dich stört, zum Teufel?«
    »Ich kann Ihnen nur das geben, was ich habe.«
    Der Kerl am Tisch nickte. »Die Akten hast du also nicht?«
    »So ist es!«
    Der Mann lehnte sich zurück. »Ich heiße Shayne«, erklärte er, »einfach nur Shayne, und ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher