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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman
Autoren: H kan Nesser
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herumzukauen, während er sich Malijsens Reaktionen vorzustellen versuchte, wenn sich herausstellen sollte, dass man ein ermordetes Mädchen in seinem Distrikt gefunden hatte und die Polizei einen Hinweis zu dem Fall bekommen, ihn aber ignoriert hatte. Dann versuchte er sich die Folgen vorzustellen, die daraus entstehen würden, wenn er unnötigerweise den himmlischen Frieden über dem heiligen
Angelgewässer störte. Es waren jeweils weiß Gott keine lustigen Visionen, die vor Merwin Kluuges innerem Auge entstanden. Und auch keine besonders nützlichen, wenn man an mögliche zukünftige Karrieremöglichkeiten dachte.
    Das Reine Leben? dachte er. Ein Mädchen verschwunden?
    Wäre kein Wunder.
    Wäre absolut kein Wunder.
    Entschlossen griff er zum Telefon und wählte die Nummer der Polizeizentrale in Maardam.

5
    »Eine Handgranate?«, fragte der Polizeipräsident.
    »Zweifellos«, sagte Reinhart. »Eine Sieben-vierzig-fünfer. Er hat sie durch ein offenes Fenster geworfen, sie ist über den Boden gerollt und unter der Bühne explodiert. Was verdammtes Glück war; nur acht Verletzte, und alle werden durchkommen. Wenn sie auf dem Tanzboden explodiert wäre, hätten wir ein Dutzend Leichen gehabt ...«
    »Mindestens«, sagte deBries und richtete seinen weinroten Seidenschal, der ein wenig zur Seite gerutscht war.
    »Brauchst du Hilfe bei deinem Halstüchlein?«, fragte Rooth.
    »Und weiter?«, beeilte sich Münster einzuwerfen.
    »Hat das Auto mit automatischen Waffen präpariert«, nahm Reinhart den Faden wieder auf. »Netter Bursche, man kann nicht gerade von Aggressionshemmung reden.«
    »Mein Gott«, sagte Ewa Moreno. »Und er läuft immer noch frei herum?«
    »Sammelt sicher für heute Abend Kräfte«, schlug Rooth vor. »Wir sollten ihn uns schnappen.«
    »Berufssoldat?«, fragte Jung.
    »Gut möglich«, antwortete Reinhart.
    »Entschuldigt«, sagte Heinemann, der zu spät kam. »Könnten wir noch mal von vorn anfangen, ich habe es nur im Radio gehört.«

    Polizeipräsident Hiller räusperte sich und wischte sich die Schläfen mit einem Papiertaschentuch trocken.
    »Ja, warum nicht«, sagte er. »Reinhart ist ja da gewesen, also glaube ich, du kannst uns alle Informationen geben. Und dann geht es natürlich darum, die Aufgaben zu verteilen ...«
    Reinhart nickte.
    »Discothek Kirwan«, begann er. »Unten in Zwille auf der Höhe vom Grote Markt. Voll mit Leuten. Kurz nach halb drei Uhr morgens – sie machen um drei zu – warf eine unbekannte Person eine Handgranate durch ein geöffnetes Fenster. Die Explosion war im ganzen Zentrum zu hören, aber wie ich schon sagte, die Schäden waren begrenzt, da sie unter der Bühne explodierte. Von der ist übrigens nichts mehr übrig. Die Band, die dort zehn Minuten vorher noch darauf spielte, gibt es noch ... aber denen ist es sicher schon mal besser gegangen.«
    Die Tür ging auf, und Van Veeteren kam herein.
    »Mach weiter«, sagte er und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Der Polizeipräsident schaute auf die Uhr. Reinhart hob eine Augenbraue, bevor er fortfuhr.
    »Acht ernsthaft verletzt, aber keiner lebensbedrohlich. So an die zwanzig mit kleineren Verletzungen sind ins Rumford und ins Gemejnte gebracht worden, aber die meisten können wohl im Laufe des Tages wieder nach Hause. Es gibt einige Zeugen, die einen Mann vom Platz haben weglaufen sehen ...«
    »Nicht viel, an dem man anknüpfen kann«, stellte Jung fest. »Es war dunkel, und sie haben ihn nur von weitem gesehen. Aber sie sind sich immerhin sicher, dass es ein Mann war.«
    »Frauen machen so etwas nicht«, sagte Rooth. »Jedenfalls nicht die, die ich kenne.«
    »Typisch männliches Verhalten«, bekräftigte Moreno. »Da bin ich ganz deiner Meinung.«
    Polizeipräsident Hiller klopfte irritiert mit seinem Kugelschreiber auf den Tisch.
    »Und weiter?«, fragte Münster. »Was war mit den Autos?«
    Reinhart seufzte.
    »Ungefähr eine halbe Stunde später gab es jemanden – hoffentlich
den gleichen Idioten, sonst hätten wir es mit zweien zu tun –, der auf dem Parkplatz vor der Keymerkyrkan auf parkende Autos schoss. Wahrscheinlich von einer Position im Weivers Park aus. Auch das war in der ganzen Stadt zu hören ... es dauerte nicht länger als fünfzehn, zwanzig Sekunden, und niemand hat etwas gesehen. Also eine automatische Waffe. Zwei, drei Salven. Ungefähr dreißig Schüsse schätzungsweise.«
    »Klempje, Stauff und Joensuu krabbeln noch unter den Autos herum«, erklärte Jung. »Und Krause
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