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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand
Autoren: Unsichtbares Komitee
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man sich nicht lange mit Verrat und
     mit Enttäuschungen ab.
    Die Vergangenheit hat uns viel zu viele
     falsche Antworten gegeben, als dass wir nunmehr nicht wüssten,
     dass es die Fragen selber waren, die falsch waren.
    So geht es nicht darum zu WÄHLEN:
der Fetischismus der Spontaneität
ODER
die Kontrolle durch die Organisation
das Basteln der militanten Netze

der Taktstock der Hierarchie
hoffnungslos jetzt handeln

hoffnungslos auf später warten
das, was hier und jetzt zu leben und zu experimentieren ist,
im Namen eines Paradieses ausklammern, das immer mehr einer Hölle
ähnelt, weil es sich stetig entfernt

Kadaver wiederkäuen, weil man sich dauernd dazu überredet,
dass Karottenpflanzen ausreichen könnte, um uns aus diesem
Albtraum zu befreien
    Wahl der Qual
     
    Die Organisationen sind ein Hindernis dabei,
     sich zu organisieren.
    In Wahrheit gibt es keinen Abstand zwischen dem, was wir
     sind, dem, was wir machen, und dem, was wir werden. Die –
     politischen oder gewerkschaftlichen, faschistischen oder
     anarchistischen – Organisationen fangen immer damit an, diese
     Seiten der Existenz praktisch zu trennen. Sie haben anschließend
     leichtes Spiel, ihren stupiden Formalismus als das einzige
     Heilmittel für diese Trennung darzustellen. Sich zu
     organisieren, heißt nicht, der Impotenz eine
     Strukturgeben. Es heißt vor allem, Bindungen
     zu knüpfen, Bindungen, die nicht neutral sind, schrecklich
     parteiliche Bindungen. Der Grad an Organisation misst sich an
     der Intensität des – materiellen und spirituellen –
     Teilens.
    Schon jetzt also: »sich materiell organisieren, um zu
     überleben, sich materiell organisieren, um anzugreifen«. Damit
     überall eine neue Idee des Kommunismus Gestalt annimmt. Im
     Schatten der Bars, der Druckereien, der besetzten Häuser, der
     Treppenhäuser, der Bauernhöfe, der Sporthallen können offensive
     Komplizenschaften entstehen; die Art Komplizenschaften, von
     denen aus die Welt plötzlich so etwas wie eine bestimmtere
     Wendung nimmt. Man darf diesen wertvollen heimlichen Absprachen
     nicht die Mittel verweigern, die sie für die Entfaltung ihrer
     Stärke verlangen.
    Da liegt die wirklich revolutionäre Möglichkeit unserer
     Zeit. Das Furchterregende an den immer häufigeren Scharmützeln
     ist, dass sie jedes Mal die Gelegenheit für derartige, manchmal
     vergängliche, manchmal aber auch beständige Komplizenschaften
     bieten. Es gibt da gewiss eine Art akkumulierenden Prozess. In
     dem Moment, wo Tausende junger Leute mit ihrem Herzen dabei
     sind, diese Welt zu sabotieren und zu desertieren, muss man dumm
     sein wie ein Bulle, um darin eine Finanzzelle, einen Chef oder
     Leichtsinn zu suchen.

    Zwei Jahrhunderte Kapitalismus und
     Handels-Nihilismus haben zu der extremsten Fremdheit sich
     selbst, den anderen und den Welten gegenüber geführt. Das
     Individuum, diese Fiktion, zerfiel mit derselben
     Geschwindigkeit, mit der es real wurde. Kinder der Metropole,
     wir gehen diese Wette ein: dass von der gründlichsten Entblößung
     der Existenz ausgehendsich die immer
     verschwiegene, immer verhinderte Möglichkeit des Kommunismus
     entfaltet.
    Letzten Endes befinden wir uns im Krieg mit einer ganzen
     Anthropologie. Mit der Idee des Menschen selbst.
    Der Kommunismus also, als Voraussetzung und als
     Experimentieren. Teilen einer
     Sensibilität und Erforschung des Teilens. Evidenz des
     Gemeinschaftlichen und Aufbau einer Kraft. Der
     Kommunismus als Matrix eines minutiösen, kühnen Angriffs gegen
     die Herrschaft. Als Aufruf und Name für all die Welten, die
     gegen die imperiale Befriedung Widerstand leisten, all die
     Solidaritäten, die nicht auf die Herrschaft der Ware reduzierbar
     sind, all die Freundschaften, die zu den Notwendigkeiten des
     Krieges stehen. KOMMUNIS- MUS. Wir wissen,
     dass dies ein Begriff ist, den man mit Vorsicht gebrauchen
     muss. Nicht aus dem Grund, dass er in der großen Wörterschau
     nicht mehr in Mode wäre. Sondern weil unsere schlimmsten Feinde
     ihn verbraucht haben und es weiter tun. Wir bestehen
     darauf. Bestimmte Wörter sind wie Schlachtfelder, deren Sinn ein
     revolutionärer oder reaktionärer Sieg ist – notwendigerweise in
     erhabenem Kampf errungen.
    Aus der klassischen Politik zu desertieren bedeutet, zu dem
     Krieg zu stehen, der auch auf dem Gebiet der Sprache
     stattfindet. Oder eher in der Art, wie sich die Wörter, die
     Gesten und das Leben untrennbar miteinander verbinden. Wenn man
    
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