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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand
Autoren: Unsichtbares Komitee
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Ressentiments zählen, die diese Kräfte gegen sich angesammelt
     haben. Die »sozialen Bewegungen« selber werden nach und nach vom
     Aufruhr eingenommen, nicht weniger als die Nachtschwärmer von
     Rennes, die im Jahre 2005 den CRS-Truppen jeden Donnerstagabend
     die Stirn geboten haben, oder die von Barcelona, die kürzlich
     bei einem Botellion eine Hauptgeschäftsstraße der Stadt
     verwüsteten. Die Bewegung gegen den CPE-Vertrag hat die
     regelmäßige Rückkehr des Molotow-Cocktails erlebt. Aber
     diesbezüglich bleiben bestimmte Vorstädte unübertroffen,
     insbesondere in einer Technik, die schon seit langer Zeit
     praktiziert wird: der Hinterhalt. Wie der am 13. Oktober 2006 in
     Epinay: Teams derBAC waren gegen 23 Uhr
     infolge eines Anrufs unterwegs, der ein aufgebrochenes Auto
     gemeldet hatte; bei ihrer Ankunft wurde eines der Teams »von
     zwei quer über die Straße gestellten Fahrzeugen und von mehr als
     dreißig mit Eisenstangen und Handfeuerwaffen ausgerüsteten
     Individuen blockiert, die Steine auf das Fahrzeug geworfen und
     Tränengas gegen die Polizisten eingesetzt haben«. In kleinerem
     Maßstab denkt man an Polizeireviere in den Vorstädten, die
     während der Schließungszeit angegriffen werden: eingeschlagene
     Fensterscheiben, angezündete Autos.
    Es ist eine der Errungenschaften der letzten Bewegungen, dass
     eine wirkliche Demonstration von nun an »wild« und nicht bei der
     Präfektur angemeldet ist. Da wir die Wahl des
     Geländes haben, werden wir darauf achten – wie der Black
     Block in Genua 2001 –, die roten Zonen zu umgehen, den direkten
     Zusammenstoß zu vermeiden und, indem wir die Route bestimmen,
     die Bullen spazieren zu führen, anstatt von der Polizei –
     insbesondere der gewerkschaftlichen, insbesondere der
     pazifistischen – spazieren geführt zu werden. So konnte man
     sehen, wie tausend entschlossene Personen ganze Busse von
     Carabinieri zurückdrängen, um erstere schließlich anzuzünden. Es
     ist nicht so wichtig, am besten bewaffnet zu sein, sondern, die
     Initiative zu haben. Der Mut ist nichts, das Vertrauen in seinen
     eigenen Mut ist alles. Die Initiative zu haben, trägt dazu
     bei.
    Alles gibt jedoch dazu Anlass, die direkten Konfrontationen
     als Punkte für die Fixierung der gegnerischen Kräfte zu
     betrachten, die es einem ermöglichen, abzuwarten und woanders
     anzugreifen – sogar ganz in der Nähe. Nicht verhindern zu
     können, dass eine Konfrontation stattfindet, hält uns nicht
     davon ab, daraus ein einfaches Ablenkungsmanöver zu machen. Mehr
     noch als mit den Aktionen, muss man sich mit ihrer Koordinierung
     befassen. Der Polizei die Hölle heißmachen,
     bedeutet zu erreichen, dass sie, weil sie überall ist, nirgendwo
     wirksam ist.
    Jedes Störmanöver belebt diese 1842 ausgesprochene Wahrheit
     wieder: »Das Leben des Polizeibeamten ist unangenehm; seine
     Stellung in der Gesellschaft so demütigend und verachtet wie das
     Verbrechen selber […] Scham und Schande schnüren ihn allerorten
     ein, die Gesellschaft verjagt ihn aus ihrem Schoße, isoliert ihn
     wie einen Ausgestoßenen, spuckt ihre Verachtung ihm gegenüber
     mit seinem Lohn aus, ohne Gewissensbisse, ohne Reue, ohne
     Mitleid […] der Polizeiausweis, den er in seiner Tasche trägt,
     ist ein Zeugnis der Schande.« Am 21. November 2006 haben Pariser
     Feuerwehrleute bei einer Demonstration die CRS mit Hämmern
     angegriffen und fünfzehn von ihnen verletzt. Nur um daran zu
     erinnern, dass »zum Helfen berufen zu sein« nie eine gültige
     Ausrede sein kann, um der Polizei beizutreten.
     
    In Waffen sein. Alles tun, um ihren
     Gebrauch überflüssig zu machen. Gegen die Armee ist der Sieg
     politisch.
     
    Es gibt keinen friedlichen Aufstand. Waffen
     sind notwendig: Es geht darum, alles zu tun, um ihren Gebrauch
     überflüssig zu machen. Ein Aufstand ist mehr ein Ergreifen der
     Waffen, ein »bewaffneter Bereitschaftsdienst«, als ein Übergehen
     zum bewaffneten Kampf. Es ist ganz in unserem Interesse, die
     Bewaffnung vom Gebrauch der Waffen zu unterscheiden. Waffen sind
     eine revolutionäre Konstante, obgleich ihre Benutzung in den
     Augenblicken großen Umschwungs nicht sehr häufig oder nicht sehr
     entscheidend ist: 10. August 1792, 18. März 1871, Oktober
     1917. Wenn die Macht im Rinnstein liegt, genügt es, sie
     niederzutreten.
    In der Distanz, die uns von ihnen trennt, haben die Waffen
     diesen doppelten Charakter der Faszination und desEkels
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