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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas
Autoren: Florian Freistetter
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erzeugt immer wieder neue Unterschiede im Luftdruck.
    Wärmere Luft dehnt sich aus und steigt auf, kältere Luft zieht sich zusammen und sinkt ab, und die Menge an Luft, die sich über einem bestimmten Punkt auf der Erde befindet, verändert sich. Und weil deswegen nicht immer gleich viel Luft nach unten auf den Boden drückt, verändert sich auch der Luftdruck.
    Im großen Maßstab sind es die Hoch- und Tiefdruckgebiete, die unser Wetter bestimmen. Ein Hochdruckgebiet heißt so, weil dort ein höherer Luftdruck herrscht, im Tiefdruckgebiet ist der Luftdruck im Vergleich zum Durchschnittswert geringer.
    Beide Gebiete werden von Winden umströmt. Allerdings nicht völlig wahllos. Es gibt Regeln: Auf der Nordhalbkugel der Erde umströmt die Luft Hochdruckgebiete immer im Uhrzeigersinn, Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn. Auf der Südhalbkugel ist es genau umgekehrt. Für dieses Verhalten ist die Rotation der Erde verantwortlich. Um das zu verstehen, machen wir in Gedanken einen kleinen Urlaub...
    Stellen wir uns vor, wir würden an einem Strand liegen, irgendwo am Äquator. Obwohl wir nur im Liegestuhl vor uns hin dösen, bewegen wir uns doch. Denn die ganze Erde dreht sich jeden Tag einmal um ihre Achse. Wenn wir unsere Liege 24 Stunden lang nicht verlassen, hat uns dieErde genau einmal herumgedreht. 1 Wir haben dabei eine Strecke zurückgelegt, die der gesamten Länge des Äquators entspricht. Das sind immerhin ziemlich genau 40.000 Kilometer, die wir zurückgelegt haben, ohne unseren bequemen Platz am Strand verlassen zu müssen. 40.000 Kilometer in 24 Stunden, das entspricht fast 1.700 Kilometern pro Stunde! Wenn wir das Pech haben, nicht an unserem Traumstrand liegen zu dürfen, sondern daheim im Büro sitzen müssen, dann dreht die Erde uns auch hier herum. Allerdings legen wir jetzt keine 40.000 Kilometer mehr zurück. Nehmen wir zum Beispiel an, unser Büro ist in Berlin. Die Stadt liegt am 52. Breitengrad. 2 Folgen wir hier einem Kreis einmal um die Erde, so kommen wir in Richtung Westen zuerst bei Münster und Rotterdam vorbei, danach passieren wir London und kreuzen den Atlantik. Solange wir immer auf dem 52. Breitengrad bleiben, werden wir das Festland erst wieder im kanadischen Neufundland erreichen. Im Westen des amerikanischen Kontinents stoßen wir nördlich von Vancouver auf den Pazifik. Japan und China verpassen wir knapp, auf dem eurasischen Kontinent landen wir in Sibirien. Wir durchqueren Russland und betreten in Weißrussland wieder unseren Heimatkontinent Europa. Noch ein kurzer Besuch in Warschau, und schon sind wir wieder zurück in Berlin. Wir haben uns immer nur entlang des 52. Breitengrades bewegt, und unsere Reise war schlappe 24.700 Kilometer lang.
    So weit reisen wir also am Tag, wenn wir an unserem Schreibtisch sitzen. Am Äquator hat uns die Drehung der Erde innerhalb von 24 Stunden 40.000 Kilometer weit transportiert. In Berlin nur 24.700 Kilometer. Dadurch sind wir natürlich auch langsamer als am Äquator. 24.700 Kilometer in 24 Stunden entsprechen nur noch knapp 1.000 km/h. Und je weiter wir nach Norden gehen, desto langsamer werden wir. Wer sich zum Beispiel in der Stadt Ny-Ålesund auf der Insel Spitzbergen im nördlichen Polarmeer befindet, der legt dank der Erdrotation an einem Tag nur noch 7.700 Kilometer zurück und bewegt sich daher mit einer Geschwindigkeit von 320 km/h. Direkt am Nordpol selbst bewegt man sich schließlich gar nicht mehr, sondern dreht sich innerhalb von 24 Stunden nur einmal um seine eigene Achse.
    Was hat das alles mit dem Wetter zu tun? Es spielt doch keine Rolle, wie schnell wir uns zusammen mit der Erde bewegen. Wir merken ja sowieso nichts davon! Das ist richtig. Aber nur, solange wir in unserem Liegestuhl am Strand, unserem Büro in Berlin oder auf Spitzbergen bleiben. Stellen wir uns wieder vor, wir entspannen gerade am Äquatorstrand. Von den 1.700 km/h, mit denen uns die Erde herumwirbelt, merken wir nichts. Der ganze Rest bewegt sich ja ebenso schnell. Nun werden wir aber einfach so zurück nach Berlin gebeamt, in unser Büro. Dort wartet der Chef auf uns. Auch er sitzt ruhig an seinem Schreibtisch und merkt ebenfalls nichts von den 1.000 km/h, mit denen er sich dank der Erdrotation bewegt. Nun tauchen aber wir plötzlich dort auf. Frisch vom Strand nach Berlin gebeamt, bewegen wir uns immer noch mit 1.700 km/h, also 700 km/h schneller als die Berliner Bürokollegen. Unser Chef kann daher nur einen kurzen Blick auf uns werfen, bevor wir aus
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