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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas
Autoren: Florian Freistetter
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„Protosternen“ (d.h. noch unfertigen Sternen), und jeder von ihnen war von einer rotierenden Scheibe aus dem restlichen Gas und Staub umgeben.
    Einer dieser Protosterne sollte unsere Sonne werden. Die Klumpen fielen unter ihrer eigenen Anziehungskraft immer weiter in sich zusammen. Je heißer es im Protostern wurde, desto schneller bewegten sich die Atome in seinem Inneren hin und her. Dabei kollidierten sie natürlich auch immer wieder miteinander und prallten dabei zuerst noch voneinander ab. Erst als eine kritische Temperaturgrenze bei etwa 10 Millionen Grad überschritten wurde, waren die Atome so schnell, dass sie bei einer Kollision miteinander verschmelzen konnten. Diesen Prozess nennt man„Kernfusion“, und er setzt Energie frei. Der Protostern fing nun an zu strahlen. Die Strahlung, die aus seinem Inneren nach außen drang, wirkte der andauernden Kompression entgegen und stoppte den Kollaps der Klumpen. Der Protostern wurde stabil – unsere Sonne war geboren!
    Die junge Sonne war allerdings immer noch von einer großen Scheibe aus Gas und Staub umgeben. In ihr lief der gleiche Prozess ab wie zuvor in der Wolke. Staubteilchen stießen miteinander zusammen und blieben aneinander haften. Die Teilchen wuchsen, bis aus der Staubscheibe ein riesiger Ring aus kilometergroßen Felsbrocken geworden war. Auch diese kollidierten weiter miteinander und wuchsen an. Einige der Brocken wuchsen schneller als die anderen, übten eine immer größere Anziehungskraft aus und rissen immer mehr Brocken an sich. Aus ihnen entstanden schließlich die Planeten. Auch die drehten sich umso schneller um ihre eigene Achse, je dichter und kompakter sie waren. Einer dieser Planeten war die Erde. Und ihre turbulente Entstehungsgeschichte ist der Grund, warum sie nicht stillsteht, sondern sich um ihre eigene Achse dreht.
    Wir leben also auf einer gigantischen Kugel aus Metall und Gestein, die sich unablässig um sich selbst dreht. Diese Drehung ist eine direkte Ursache der Vorgänge, die stattfanden, als das Sonnensystem geformt wurde. Heute bestimmt sie das Verhalten von Wind und Wetter. Der Wind, der uns auf dem Bürgersteig so stark um die Nase weht, ist eine Folge der Entstehung unseres Planeten vor 4,5 Milliarden Jahren.
Der Mond steigt auf die Bremse
    Da wir uns gemeinsam mit der Erde drehen, bemerken wir ihre Rotation nicht. So sieht es für uns auch so aus, als würde sich der Rest des Universums um uns herum bewegen. Die Sonne, der eigentliche Fixpunkt in unserem Sonnensystem, bewegt sich aus unserer Sicht täglich über den Himmel. Während wir vor unserem Haus standen und uns Gedanken über den Wind und die Entstehung der Erde gemacht haben, ist sie ein gutes Stück über den Himmel gewandert. Die Schatten der Häuser in der Nachbarschaft, die Schatten der Balkone, Bäume und Satellitenschüsseln haben sich alle ein kleines Stück bewegt. Noch ist es früh am Morgen. Während die Sonne am Himmel weiter nach oben steigt, werden die Schatten kürzer werden. Mittags, während sie genau über unseren Köpfen steht, sind die Schatten am kürzesten. Danach beginnen sie wieder zu wachsen, so lange, bis die Sonne am Abend hinter dem Horizont untergeht. Dieses Spiel wiederholt sich Tag für Tag. Alle 24 Stunden geht die Sonne auf, alle 24 Stunden unter. In Wahrheit ist es natürlich die Erde, die sich einmal in 24 Stunden um ihre eigene Achse dreht. Das war aber nicht immer so.
    Aus unserem Alltag sind wir es gewohnt, dass jede Drehung irgendwann einmal aufhört, wenn man keine Energie aufwendet, um die Bewegung aufrechtzuerhalten. Ein Kinderkreisel steht irgendwann still und fällt um. Das liegt aber nur daran, dass sich der Kreisel innerhalb der Erdatmosphäre bewegt und sich ständig an der Luft reibt. Die Erde selbst dreht sich im luftleeren Weltall. Hier gibt es keine Reibung, die die Erde bremsen könnte. Einmal in Drehung versetzt, sollte sie sich also immer weiter drehen. Das tut sie auch – immerhin rotiert sie schon seit 4,5 Milliarden Jahren. Aber die Erde wird langsamer, und schuld daran ist der Mond!
    Würden wir nicht direkt vor unserer Haustür stehen, sondern am Strand eines Meeres, könnten wir die Gezeiten beobachten. Alle 12 bis 13 Stunden fällt beziehungsweise steigt der Meeresspiegel; wir nennen diese Phänomene „Ebbe“ und „Flut“. Grund dafür ist die Anziehungskraft des Mondes. Oft hört man, der Mond würde das Wasser der Erde anziehen und so einen Flutberg erzeugen. Und da sich die Erde ja um ihre
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