Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Deckel geräuschlos.
    Als er in die Eingangshalle mit der prachtvollen Treppe zurückkam, begegnete ihm ein ebenso junges wie keckes Mädchen. »Kann ich irgendwas für Euch tun, Sir?«
    Rupert lächelte väterlich auf sie hinab. »Da würde mir schon so allerhand einfallen. Aber einstweilen suche ich die Dame des Hauses.«
    Sie runzelte verblüfft die Stirn. »Ah ja?«
    Er packte sie roh am Arm und zog sie näher. »Sie erwartet mich, du unverschämtes kleines Miststück. Sagst du mir, wo ich sie finde, oder muss ich dir erst Beine machen?«
    Furcht weitete die Augen der jungen Frau, und alle Unverfrorenheit war ihr vergangen. »Oben, Sir. Ganz am Ende des Ganges.«
    »Na bitte.« Er ließ sie los und eilte die Treppe hinauf.Annot saß in ihrem geräumigen, komfortablen Gemach am Tisch, hielt einen Spiegel in der Hand und betrachtete kritisch die Krähenfüße um ihre Augen. Sie ging der wenig originellen, aber doch immer wieder faszinierenden Frage nach, wo zum Teufel die Zeit geblieben war. Zweiunddreißig Jahre, dachte sie ungläubig. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt. Siebzehn dieser zweiunddreißig Jahre, also mehr als die Hälfte, war ich jedermanns Hure. Ich habe einen erwachsenen Sohn. Also ist es wohl kein Wunder, dass ich ein paar Krähenfüße entdecke …
    Die Tür öffnete sich schwungvoll, und Annot sah stirnrunzelnd auf. Sie schätzte es nicht, zu dieser Stunde gestört zu werden.
    »Annot, mein Täubchen.« Frohlocken lag in Ruperts Stimme. »Ich hätte nie gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehe …«
    Sie erhob sich abrupt und wunderte sich vage, dass sie das überhaupt fertig brachte, denn ihre Beine fühlten sich an, als seien die Knochen zu Leim geworden.
    Mit Riesenschritten kam er auf sie zu. Annot wollte ihn um keinen Preis merken lassen, wie groß ihre Furcht war, aber ihr Instinkt machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie wich zurück, bis sie gegen die Wand stieß. Rupert folgte ihr mit dem gleichen triumphierenden Lächeln wie früher. »Immer noch das scheue Reh?«, neckte er und legte eine seiner Pranken um ihren Oberarm.
    Die Panik war wie ein Strudel, der sie in die Tiefe reißen wollte, und sie rang verbissen um die Oberhand. »Was willst du, Rupert?«
    »Ich will es dir besorgen, Täubchen. So wie früher. Das weißt du doch noch, he? Ich bin sicher, trotz all der Kerle, die du seither gehabt hast, hast du mich nie vergessen.«
    Nein Rupert, dachte sie, ich habe dich nicht vergessen. Wie könnte ich? Ich träume ja immer noch fast jede Nacht von dir. »Also, dann nur zu. Aber mach’s kurz und erspar mir dein Gefasel, ich hab noch zu tun.«
    Das gefiel Rupert nicht. Er wollte, dass sie weinte und flehte wie beim allerersten Mal. Mit zusammengekniffenen Augenschlug er ihr ins Gesicht, links und rechts, und sie schrie auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz. Lachend drehte er ihr den Arm auf den Rücken, zwang ihren Oberkörper auf den Tisch hinab und nestelte mit der freien Hand an seiner Hose.
    »Du gottverfluchtes Dreckschwein, Rupert. Nimm deine Hände von mir, oder ich schwöre dir, es wird dich teuer zu stehen kommen. Ich bin nicht mehr so schutzlos wie damals.« Sie stemmte sich gegen seine Pranke und versuchte, nach ihm zu treten, aber er war einfach viel zu stark.
    Er packte sie kurz bei den Haaren und schlug ihren Kopf auf die Tischplatte, sodass ihr für einen Moment schwarz vor Augen wurde. »Wie du fluchen gelernt hast, Annot«, bemerkte er lachend.
    Sie spürte, wie er ihre Röcke hochschob, und biss sich hart auf die Zunge, um nicht zu schreien. Es war ein gewaltiger Schrei des Entsetzens, der herausdrängte, aber sie wollte Rupert diesen Triumph versagen, wenn sie nur irgend konnte.
    Rupert sah einen Moment auf sie hinab, ergötzte sich daran, wie sie sich wand und wehrte, und teilte ihr mit, welchen Entschluss er gefasst hatte, als er sie vor St. Margaret entdeckte: »Ich werde der erste und der letzte Mann sein, der dich gehabt hat, Annot. Denn wenn ich mit dir fertig bin, werde ich dich töten.«
    »Sprach der Gockel, ehe der Fuchs ihn holte«, raunte eine leise, gefährliche Stimme.
    Rupert gab einen eigentümlich erstickten Laut von sich und erstarrte.
    Francis Willcox nahm den Arm von seiner Kehle, ließ den Griff des Dolches los, der in Ruperts Herz steckte, und trat einen Schritt beiseite. Krachend stürzte der massige Kaufmann zu Boden; fast war es, als erzittere das ganze Haus.
    Annot war herumgewirbelt, sobald die Pranken von ihr abgelassen hatten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher