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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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Sorgen.
    Res kannte im Gildehaus vor all e m die Ställe und den Raum, in dem Kunlas Vater für gewöhnlich resi d ierte. Aber sie w usste a u s Kunlas und Lesterfelds Erzählungen, wo sich das große Beratungszim m er b e fand, und lief, nachdem sie sich erst ein m al durch die Ställe ins Haus gesch m ugg e lt hatte, geradewegs dorthin. Noch während des Laufens zerbrach sie sich d e n Kopf, wie sie die Flügeltür zum Beratungszimmer dazu bringen könnte, sie einzulassen. Die Tür stam m t e aus dem Unteren Su m eria, und die Gilde hatte teuer für ihre Sicherheitszauber bezahlt.
    »Versuche es erst gar nicht«, brum m t e die Tür, als Res den Mund öffnete. »Du stehst nic h t auf der Liste, genauso wenig wie die zwölf anderen Tunichtgute, die heute s c hon hier eindringen wollten. D e m nächsten, der m ir m it einem Sesam öffne dich kom m t, schleudere ich einen Knauf ins Gesic h t . «
    »Dazu m üsstest du dich aber öffnen«, sagte Res.
    »Ich bin eine Tür aus dem Ges c hlecht der Unterwelt s chw e llen « , entgegnete die Tür erhaben. »Für uns gelten Regeln der Logik nicht. Versuch nur die Beratung zwisc h en den Gilde m eistern und den W eberinnen zu stören, und du wirst m e inen Knauf kennen lernen, ohne je das Innere des Beratungszim m ers zu sehen.«
    Res spitzte die Ohren. Davon, dass die W eberinnen sich mit den Häuptern der Gilde berieten, hatte sie nichts gewusst, aber es passte ihr hervorragend. Sie holte tief Luft und warf sich in Positur. »Meine Mutter, die Weberin Krin, ist dort drinnen«, verkündete sie, »und ich bringe ihr eine Botschaft aus d e m A r achnion, von Pallas, der Hüterin des Ältesten, auf die sie dring e nd w artet. W enn du m i ch noch lange hier draußen stehen lä s st, Tür, da n n prophezeie ich dir, dass du die nächsten vier W ochen nicht m ehr geölt werden wirst.«
    »Glaubst du, ich sei eine Zwergenpforte, dass ich m i ch von derlei Ausreden überlisten lasse ? «, f r agte die Tür und knarrte im Vollge f ühl ihrer Überle g enheit. »Ich werde die W eberin Krin bitt e n, zu dir hinauszugehen, und wenn sie dich nicht kennt, wirst du dir noch wünschen, nur m it m einem Türpfos t en Bekanntschaft geschlossen zu haben.«
    Die Vorstellung, vor den Gilderat zu treten und von ihrer Entdeckung zu berichten, verlor m it einem Mal einiges von ihrem bunten Glanz und nahm die blasse, öde Farbe einer mütterlichen Abkanzlung an. Statt einer Heldin, die m it den wichtigsten Personen der Stadt sprach, würde sie ein Mädchen sein, dessen Gedanken von seiner Mutter am Ende ni c ht ernst genom m en und als Träu m e reien abgetan würden. Res presste die L i ppen zusam m en. Nicht so. Sie konnte s i ch n u r zu gut ausmalen, wie i h re M u tt e r i h r Vorwür f e m achte, statt ihren E r klärungen zuzuhören.
    Als die Tür überrascht brum m t e: »Sie kom m t«, und sich langsam öffnete, rannte Res los. Sie stieß ihre Mutter beinahe u m , aber es gelang i h r in das Beratu n gszim m er einzudringen, ehe sich die beiden Flügel der Tür wieder geschlossen hatten.
    »Res!«, rief ihre Mutter verdu t zt und vorwurfsvoll in das tiefe, ächzende Schi m pfen der Tür hinein. Die Leute dagegen, die eben noch m iteinander geredet hatten, verstum m ten plötzlich. Die Gilde m itglieder m it ihren zugeknöpften W ä m sern standen so steif da, als habe m an ihnen ihre L ederhosen nass angepasst und auf dem Leib trocknen lassen. Die bauschigen Röcke der W e berinnen, die neben ihnen wie bunte Vögel zwischen K ä uzen aussahen, knisterten, als die Frauen zur Tür blic k ten und unwill k ürlich näher zusam m entraten.
    Aller Augen auf sich geric h tet zu sehen, war bei weitem kein so aufregendes Gefühl, wie Res geglaubt hatte. Es glich m ehr dem Gestochenwerden m it Nadeln, wenn m an beim W eben und Sticken etwas verpatzt hatte. Doch was sie zu sagen hatte, war zu wichtig, um sich einschüchtern zu lassen. »Es ist alles schon ein m al geschehen«, stieß sie hervor, und ihre Stim m e k a m ihr hoch und dünn vor. Rasch schöpfte sie At e m und be m ühte sich in gedämpftem Ton zu sprechen, um erwachsener zu wirken. »Das Nichts. Es hat sich schon ein m al ereignet, und wir haben den Beweis dafür.«
    Kunlas Vater räusperte sich und warf Res’ Mutter einen m i ssbilligenden Blick zu. » W eberin Krin, ich hätte nicht gedacht, dass Sie und die anderen W eberinnen Ihre B eschwerden m it Ihren Kindern besprechen, ehe Sie zum Rat da m it gehen.«
    Angesichts der
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