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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder
Autoren: P.J. Tracy
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darüber,
    dass der ihn stützte.
    Gnädiger Himmel, er hasste diese Welt.

    KAPITEL 4

    «Komm schon, Leo. Halt bei Target oder irgendwo anders, damit ich mir ein Paar Hosen kaufen kann», grummelte Gino auf dem
    Beifahrersitz.
    Magozzi schüttelte den Kopf. «Geht nicht. Am Tatort verstreicht
    viel zu viel Zeit.»
    Gino zupfte unglücklich an den Beinen seiner Shorts. «Das hier
    sieht doch total unprofessionell aus.» Er seufzte geräuschvoll und sah aus dem Fenster.
    Er hatte diesen Teil von Minneapolis schon immer gemocht. Sie
    befanden sich jetzt auf dem Calhoun Parkway und umfuhren den
    Lake Calhoun nur wenig langsamer als die Radfahrer in ihren bunten Sporttrikots, die den Asphaltweg wie Farbtupfer zierten. Heute
    waren sogar einige Windsurfer draußen und tanzten mit ihren
    Dreieckssegeln übers Wasser.
    «Verdammt, ich hasse diesen Teil unserer Arbeit.»
    «Wenigstens müssen wir es ihr nicht sagen», meinte Magozzi.
    «Das ist doch schon mal was.»
    «Ja, mag sein. Trotzdem müssen wir ihr Fragen stellen, wie zum
    Beispiel die, ob sie ihrem Mann in den Kopf geschossen hat.»
    «Dafür verdienen wir schließlich auch ein Schweinegeld.»
    Ein Trupp Polizisten war auf der Straße, und ein weiterer
    blockierte die Auffahrt zur Gärtnerei, als Magozzi und Gino
    ankamen. Zwei uniformierte Beamte standen mit aufgerolltem
    gelbem Absperrband verloren in der Gegend herum. Magozzi zeigte
    seine Marke, als einer von ihnen ans Fenster trat.
    «Habt ihr den Tatort schon gesichert und abgesteckt? Sollen wir
    lieber auf der Straße parken?»
    Der Uniformierte nahm seine Mütze ab und wischte sich die von
    Schweiß glänzende Stirn mit dem Ärmel ab. Es war bereits heiß in
    der Sonne, besonders auf dem Asphalt. «Mist, ich weiß es auch
    nicht, Detective. Wir haben keinen Schimmer, wo wir das Band
    spannen sollen.»
    «Mann, wie wär's denn um die Leiche herum?», schlug Gino vor.
    Der Cop reagierte etwas unwirsch. «Ja, aber die Frau hat den
    Toten bewegt.»
    «Was?»
    «So ist es. Sie hat ihn draußen gefunden und ihn dann ins
    Gewächshaus geschafft. Sagte, sie wollte ihn nicht draußen im
    Regen lassen.»
    Magozzi stöhnte. «Oh, Mann…»
    «Hinter Schloss und Riegel mit ihr», murmelte Gino.
    «Manipulation von Beweisen, Kontamination eines Tatorts. Sperrt
    sie ein und werft den Schlüssel weg. Sie hat ihn wahrscheinlich
    sowieso umgebracht.»
    «Sie ist mindestens 'ne Million Jahre alt, Detective.»
    «Ja, das ist das Problem mit Schusswaffen. Alte Leute, Kinder,
    jeder kann sie benutzen. Sie sind die Mordwaffen der
    Chancengleichheit.» Er stieg aus dem Wagen, knallte die Tür hinter sich zu und ging langsam zum großen Gewächshaus. Dabei hielt er
    den Blick gesenkt für den Fall, dass der Regen einen blutigen
    Fußabdruck oder dergleichen übrig gelassen hatte.
    Der Uniformierte beobachtete ihn dabei und schüttelte den Kopf.
    «Glücklich ist der Mann nicht.»
    «Normalerweise schon», erwiderte Magozzi. «Er ist nur sauer,
    weil ich nicht angehalten habe, damit er sich ein Paar lange Hosen kaufen konnte, bevor wir hierher gekommen sind.»
    «Bei den Beinen kann man ihm das nicht verdenken.»
    «Wer gehört zu dem anderen Trupp?»
    «Viegs und Berman. Die gehen im Moment rum und befragen die
    Nachbarn. Zwei Mann von der Fahrradstreife spielen drinnen bei der Leiche Babysitter, aber ich würde mich nicht wundern, wenn die alte Dame sie angestellt hat, die Pflanzen zu begießen oder so.»
    «Ja?»
    Der Uniformierte wischte sich wieder mit dem Ärmel über die
    Stirn. «Die ist jedenfalls 'ne Marke für sich.»
    «Was für einen Eindruck haben Sie von ihr?»
    «Ich habe das Gefühl, ihr Mann findet zum ersten Mal seit Jahren
    seine Ruhe.»
    Magozzi holte Gino in der Mitte des Geländes ein und schaute
    hinüber zu dem Leichenwagen, der quer vorm Gewächshaus
    abgestellt war.
    «Einen brauchbaren Tatort haben wir nicht», murrte Gino.
    «Zuerst hat der Regen alles aufgeweicht, dann ist der Bestatter mit seinem Panzer drübergewalzt und… oh, Mann. Siehst du auch, was
    ich sehe?»
    Im Hintergrund und fast verdeckt von dem Leichenwagen stand
    ein weißes 66er Chevy Malibu Kabrio mit kirschroten Ledersitzen.
    In den Wagen war Gino vernarrt, seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
    «Hm», knurrte Magozzi. «Was sagst du?»
    Gino schnalzte mit der Zunge. «Muss seiner sein. So einen gibt
    es in den Cities nicht noch mal.»
    «Und was macht er hier?»
    «Frag mich nicht. Kauft Blumen?»
    Keiner von beiden war Marty
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