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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder
Autoren: P.J. Tracy
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seiner Kirche, Führer bei den Pfadfindern –
    der amerikanische Traum – und verblutete auf dem Boden seines
    Badezimmers, nachdem ihn jemand als Zielscheibe benutzt hatte.»
    «Verdächtige?»
    «Absolut keine. Nach den Berichten in der Akte wurde er von
    jedermann geliebt. Schon nach zwei Sekunden kam man bei dem
    Fall keinen Schritt weiter.»
    Magozzi stöhnte und warf den Ordner auf den Boden. «Die
    meisten Kerle hätten an einem freien Sonntag bestimmt was
    Besseres zu tun. Zum Beispiel am Lake Calhoun auf einer Bank
    sitzen und Bikinis zählen.»
    «Was soll's, ich jedenfalls bekämpfe Verbrechen, das ist meine
    Berufung.» Gino fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die
    kurzen blonden Haarstoppeln und sagte dann: «Außerdem ist es
    wahrscheinlich zu früh für Bikinis.»
    Der Anruf kam, bevor Magozzi die Beine des Grills mit
    Klebeband befestigt hatte. Gino war nach drinnen gegangen, um die Kühlbox auszuräumen, und als er wieder auf die Veranda kam,
    strahlte er.
    «He, Lust auf 'ne Leiche?»
    Magozzi hockte sich auf die Fersen und runzelte die Stirn. «Du
    hast in meiner Küche eine Leiche gefunden?»
    «Nee. Das Telefon hat geklingelt, und weil ich drin war, habe ich abgenommen. Die Einsatzzentrale hat wahrhaftig einen Mord zu
    melden. Uptown in einer Gärtnerei. Die Frau des Besitzers hat ihn heute Morgen bei einem der Treibhäuser gefunden und
    angenommen, dass es ein Herzschlag war. Der Typ ging auf die
    Fünfundachtzig zu, und was sonst sollte einen Mann dieses Alters
    dahinraffen. Also hat sie den Beerdigungsunternehmer angerufen.
    Der findet dann ein Einschussloch im Kopf von dem Mann und ruft
    die Neun-Eins-Eins an.»
    Magozzi betrachtete wehmütig den Grill und seufzte. «Und was
    ist mit den Dienst habenden Jungs, die das hätten übernehmen
    sollen?»
    «Tinker und Peterson. Wollte ich auch sofort wissen. Die waren
    gerade zum Bahnhof drüben in Northeast gerufen worden. Fanden
    dort einen armen Teufel, der an den Schienen festgebunden war.»
    Magozzi verzog das Gesicht.
    «Keine Sorge. Er wurde nicht vom Zug überfahren.»
    «Also ist er okay?»
    «Nein, er ist tot.»
    Magozzi sah ihn erwartungsvoll an.
    «Sieh mich nicht so an. Mehr weiß ich auch nicht.» Er schreckte
    auf, als seine Hemdtasche plötzlich eine blecherne Version von
    Beethovens Fünfter ausspuckte.
    «Was ist das?»
    Gino zog sein Handy aus der Tasche und drückte hektisch auf die
    Tasten, die für seine Wurstfinger viel zu winzig waren. «Verflucht noch mal. Helen programmiert diese dämlichen Klingeltöne, weil sie genau weiß, dass ich keine Ahnung habe, wie man sie ändert.»
    Magozzi grinste. «Lustig.»
    Beethoven meldete sich noch mal.
    «Vierzehnjährige sind nur lustig, wenn sie zu jemand anders
    gehören… Scheiße. Ich werde so ein Ding erfinden, das dicke fette Tasten hat, und mich damit dumm und dusslig verdienen… Hallo,
    hier ist Rolseth.»
    Magozzi stand auf und wischte sich Rost von den Händen. Er
    hörte kurz zu, wie Gino ins Telefon grunzte, und ging dann nach
    drinnen, um alles abzuschließen. Als er wieder auf die Veranda kam, hatte Gino bereits seine Waffe aus dem Auto geholt und befestigte sie an dem Gürtel, der seine Bermudashorts beinahe oben hielt. Er sah aus wie ein bewaffneter, gefährlicher Tourist.
    «Ich nehme an, du besitzt keine Hosen, die mir passen.»
    Magozzi lächelte ihn nur an.
    «Halt bloß die Klappe. Das war Langer am Telefon. Er und
    McLaren wurden gerade zu einem vermutlichen Mord gerufen.
    ‹Vermutlich› heißt in diesem Fall, dass jemand mit einigen Litern Blut eine Wohnung neu gestaltet hat. Aber es gibt keine Leiche. Und nun rate mal.»
    «Er will, dass wir übernehmen?»
    «Nein. Die Zentrale hat ihm gesagt, dass wir die Sache in der
    Gärtnerei übernehmen, deshalb hat er angerufen. Das blutige Haus
    steht nur ein paar Blocks entfernt.»
    Magozzi zögerte. «Das ist doch eine anständige Gegend.»
    «Stimmt. Nicht gerade ein Schlachtfeld, und ganz plötzlich haben
    wir dort zwei potenzielle Morde an einem Tag. Und noch was
    kommt hinzu. Der Typ, der in dem Haus wohnt, ist – oder war –
    auch schon über achtzig, genau wie unser Typ.»
    Magozzi dachte einen Augenblick darüber nach. «Glaubt Langer,
    es handele sich um eine Tathäufung? Dass da ein Irrer unterwegs ist und alte Leute umbringt?»
    Gino zuckte die Achseln. «Er wollte uns nur vorwarnen. Meinte,
    wir sollten in Kontakt bleiben für den Fall, dass irgendwas
    zusammenpasst.»
    Magozzi warf einen
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