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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger
Autoren: Jeffery Deaver
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neben anderen Spielsachen befand. Wir glauben, daß sie die Kleine mitnehmen wollte, damit die Wachmänner am Eingang zum Bankettsaal keinen Verdacht schöpften, wenn sie die Knetmasse sahen. Aber da Pammy im Krankenhaus war, hatte sie keine glaubwürdige Erklärung mehr, und deshalb brachte sie die Bombe nicht in den Saal, sondern deponierte sie einfach in der Abstellkammer. Hat auch so noch genügend Schaden angerichtet.«
    »Verduftet?«
    »Ja. Nicht die geringste Spur.«
    »Was ist mit der Kleinen?« fragte Sachs. »Mit Pammy?«
    »Verschwunden. Die Frau hat sie etwa zu dem Zeitpunkt, als die Bombe hochgegangen ist, in der Klinik abgeholt.«
    »Was ist mit der Zelle?« fragte Rhyme.
    »Der Gruppe in Chicago? Die sind ebenfalls abgetaucht. Hatten einen Unterschlupf in Wisconsin, aber das ist ausgeräumt. Wir wissen nicht, wo sie stecken.«
    »Daher also das Gerücht, das Dellrays Spitzel gehört hat.« Rhyme lachte. »Carole war es, die am Flughafen eintreffen sollte. Mit Nummer 238 hatte es nicht das geringste zu tun.«
    Er bemerkte, daß Banks und Sellitto ihn anblickten.
    »Schenk es dir, Lon«, sagte Rhyme, der die verlockende Wärme förmlich spüren konnte, die das nur wenige Zentimeter von ihm entfernte Glas ausstrahlte. »Kommt nicht in Frage.«
    Sellitto zupfte an seinem schweißnassen Hemd und schüttelte sich. »Verdammt kalt hier drin, Lincoln. Herrgott. Denk doch wenigstens mal drüber nach. Was ist schon dabei?«
    »Ich kann euch nicht helfen.«
    »Uns liegt ein Bekennerschreiben vor«, sagte Sellitto. »Carole hat es verfaßt und in einem Hauspostumschlag an den Generalsekretär geschickt. Ellenlange Tiraden von wegen einer Weltregierung, die den Amerikanern ihre angestammten Freiheitsrechte rauben wolle. Lauter solchen Scheiß. Behauptet auch, sie wären an dem Anschlag auf die UNESCO in London beteiligt gewesen, und kündigt an, daß es weitergeht. Wir müssen sie kriegen, Linc.«
    Banks setzte eine gewichtige Miene auf. »Sowohl der UNO-Generalsekretär als auch der Bürgermeister haben um Ihre Mitarbeit gebeten. Perkins vom FBI ebenfalls. Und wenn Sie das alles noch nicht überzeugen sollte, können Sie auch noch einen Anruf aus dem Weißen Haus bekommen. Wir bauen auf Sie, Detective.«
    Rhyme äußerte sich nicht zu der falschen Anrede.
    »Die Spurenauswertung beim FBI hält sich startbereit. Fred Dellray ist für den Fall zuständig, und er bittet - hochachtungsvoll, jawohl, genauso hat er sich ausgedrückt -, er bittet jedenfalls hochachtungsvoll darum, daß Sie die forensischen Untersuchungen übernehmen. Außerdem ist der Tatort unberührt, wenn man davon absieht, daß die Toten und die Verletzten geborgen werden mußten.«
    »Dann ist er nicht unberührt«, versetzte Rhyme.
    »Um so nötiger brauchen wir Sie«, warf Banks ein, und als er Rhymes funkelnden Blick sah, fügte er schnell noch ein »Sir« hinzu.
    Rhyme seufzte, warf einen Blick auf das Glas. Der Friede war so nah. Desgleichen der Schmerz. Und beides im Übermaß.
    Sellitto ergriff wieder das Wort. »Wenn's bloß um die Frau ginge, wär's ja nicht weiter schlimm. Aber sie hat ihre Tochter dabei, Lincoln. Sie ist abgetaucht. In den Untergrund. Mit ihrer kleinen Tochter. Weißt du, was für ein Leben dem Mädchen blüht?«
    Das sollte ihm Sellitto büßen.
    Rhyme schmiegte den Kopf in das weiche Kissen. Schließlich sagte er: »Ich hätte da aber gewisse Bedingungen.«
    »Zähl sie auf, Linc.«
    »Erstens«, sagte er, »arbeite ich nicht allein.«
    Rhyme warf einen Blick auf Amelia Sachs.
    Sie zögerte einen Moment, lächelte dann, stand auf, ergriff den Cognacschwenker und zog den Strohhalm heraus. Sie riß das Fenster weit auf und schüttete die goldbraune Flüssigkeit in weitem Bogen hinaus in die stickige Gasse. Der Falke fuhr auf, blickte sich mit schiefgelegtem Kopf nach dem Störenfried um, wandte sich dann wieder ab und fütterte sein hungriges Küken weiter.
     
     
    ANHANG
    Auszüge aus dem Glossar zu Spurenlehre von Lincoln Rhyme, 4. Auflage (New York, Forensic Press, 1994). Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.
 
    Alternative Lichtquelle (ALQ): Sammelbegriff für diverse Speziallampen, die Licht von unterschiedlicher Wellenlänge und Farbe ausstrahlen, durch das sich latente Fingerabdrücke sowie serologische Spuren sichtbar machen lassen.
 
    Automatisches Fingerabdruck-Identifizierungssystem (AFIS): Ein Computersystem zum Registrieren von Fingerabdrücken.
 
    Beweismittel: Mittel zum
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