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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01)
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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vor den Mund.
    «Die Zweige riechen aber komisch!», meinte der Vater. «Wollen wir nicht ein Fenster aufmachen?»
    «Nein! Lieber nicht», sagte die Mutter, «sonst kommen die Motten.»
    «Motten?», kicherte Rüdiger. «Das sind doch süße Tiere!»
    «Ieeh!», rief die Mutter.
    «Oder Fledermäuse. Die haben so niedliche Gesichter!»
    «Brrr!», sagte die Mutter und schüttelte sich.
    «Oder Vampire!», grinste Anna, doch das war zu viel für Rüdiger: Er brach in ein wieherndes Gelächter aus. Weil er hierbei aber ständig die Hand vor den Mund halten musste, bekam er schon nach kurzer Zeit keine Luft mehr und begann entsetzlich zu keuchen.
    «Ist dir schlecht?», fragte die Mutter, aber Rüdiger hustete nur noch schlimmer.
    «Warte!», rief die Mutter. Sie lief in die Küche und kam mit einem Glas Wasser wieder. «Hier, trink das! Dann wird dir besser!»

    Rüdiger ächzte jetzt so gewaltig, dass er nicht einmal merkte, wie die Mutter das Glas an seine Lippen setzte. Aber kaum hatte sie ihm die ersten Tropfen eingeflößt, als er aufsprang und prustend in den Flur stürzte.
    «Der Arme!», rief die Mutter und lief hinterher.
    Anna sah Anton an und kicherte. «Na ja», sagte sie, «Wasser auf leeren Magen   …»
    Gerade kam die Mutter zurück. «Er ist im Bad», sagte sie flüsternd, «er hat sich eingeschlossen.»
    «Eingeschlossen?», fragte der Vater.
    «Ja. Und drinnen hört man ihn schrecklich röcheln.»
    Seelenruhig sagte Anna: «Er ist nur etwas ausgehungert.»
    «Ausgehungert?» Die Mutter machte ein verständnisloses Gesicht.
    «Hat er denn nichts gegessen?», fragte sie den Vater.
    Der schüttelte den Kopf. «Und ihr habt auch noch nichts gegessen. Hier, Anna!»
    Er hielt ihr die Platte mit den Käsehappen hin, und zaghaft nahm Anna zwei Häppchen und legte sie auf ihren Teller.
    «Iss doch!», ermunterte er sie.
    «Ich – mag kein Brot», murmelte sie.
    «Was?», lachte er. «Na, dann isst du eben nur den Käse.»
    Anna lächelte erleichtert. Sie steckte sich die Käsestückchen in den Mund und verschlang sie genüsslich.
    «Möchtest du Apfelsaft?», fragte die Mutter.
    «Nein danke», sagte sie, «ich krieg so leicht Bauchweh, wissen Sie.»
    «Willst du gar nichts trinken?»
    «Doch. Milch.»
    «Gut», sagte die Mutter und stand auf, «ich hol dir welche.»
    Im Flur stieß sie plötzlich einen Schrei aus.
    «Rüdiger ist nicht mehr da!», rief sie, und Anton hörte, wiesie aufgeregt hin und her lief und alle Türen aufstieß. «Aber – wie ist er aus der Wohnung gekommen?»
    «Vermutlich durch die Haustür», brummte der Vater.
    «Dann hätten wir ihn sehen müssen!», rief sie.
    «Vielleicht haben wir gerade nicht hingeguckt.»
    «Doch», beharrte die Mutter, «er hätte hier an der Wohnzimmertür vorbeikommen müssen!»
    «Dann wird er wohl davongeflogen sein», sagte der Vater ärgerlich.
    «Wer weiß», sagte die Mutter, «in Antons Zimmer stand das Fenster offen   –»
    «Was?», rief Anton.
Er
hatte das Fenster nicht geöffnet! Aber das durfte er natürlich nicht zugeben   … «D-das hab ich offen gelassen», sagte er deshalb schnell.
    «Siehst du!», sagte der Vater.
    Wenn der wüsste! Wie fast immer hatte die Mutter Recht, nur würde sie es diesmal leider nicht erfahren.
    «Dann haben wir ihn wohl übersehen», sagte die Mutter kleinlaut und setzte sich wieder.
    «Oder kann dein Bruder fliegen?», wandte sich der Vater an Anna.
    «Der doch nicht!», sagte Anna.
    «Na also! Was du dir alles ausdenkst, Helga.»
    Die Mutter betrachtete Anna mit eigenartigen Blicken. Ob sie einen Verdacht hatte? Der Vater würde bestimmt nichts merken, aber sie   …
    «Und meine Milch?», fragte Anna.
    «Ach ja, die Milch», sagte die Mutter. «Anton, bist du so lieb?»
    «Ja», knurrte Anton.
    «Milch ist nämlich sehr gesund», sagte Anna, «und stark macht sie auch.»
    «Hier!» Missmutig stellte Anton das volle Glas vor sie hin.
    «Danke», lächelte sie und trank es in einem Zug leer.
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Dann meinte der Vater: «Und du hast also auch so ein Faschingskostüm?»
    «Ja», nickte Anna – kein bisschen verlegen.
    «Und wo feiert ihr immer so?»
    «Privat», antwortete Anna und sah sehr selbstsicher aus.
    Anton warf ihr einen bewundernden Blick zu. Eine bessere Antwort hätte ihm auch nicht einfallen können!
    «Mich würde ja mal interessieren, wie du ohne Kostüm aussiehst», sagte der Vater.
    Anton blieb fast das Herz stehen, aber Anna zuckte nur gleichmütig
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