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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01)
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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kann ich doch essen», sagte Anton. Die Mutter hatte wieder Sahnebaisers gekauft, diesmal sogar acht Stück. Immerhin war er beim letzten Mal leer ausgegangen, als Udo sie ihm alle vor der Nase weggefuttert hatte!
    «Na gut, zwei Stückchen», sagte sie, «wir machen dann Käsehäppchen heute Abend. Hilfst du mir?»
    «Klar!» Anton fiel ein Stein vom Herzen! Die Mutter hatte nicht nur zugestimmt, dass seine Freunde erst um acht kamen – jetzt kriegte er sogar noch zwei Sahnebaisers extra!
    «Hier, den Kakao kannst du auch trinken», sagte sie und schob ihm die volle Kanne zu.
    Na bitte, das fing gut an! Anton nahm die Kakaokanne und die Sahnebaisers und ging in sein Zimmer. Zum Glück hatte er die Hausaufgaben schon fertig, sodass er jetzt lesen konnte. Und in dreieinhalb Stunden war «es» so weit!

Bunter Abend
    Kurz nach acht klingelte es. Anton hatte in der letzten halben Stunde mindestens zehnmal auf die Uhr geguckt, und jetzt durchfuhr ihn ein freudiger Schreck. Wenn nur alles gut ging! Ob Rüdiger auch wirklich mitgekommen war? Was die Eltern wohl sagen würden? Jedenfalls war alles so aufregend, dass sich Antons Knie ganz weich anfühlten, als er in den Flur ging.
    Die Eltern hatten schon die Tür geöffnet.
    «Guten Abend!», hörte er Rüdigers schnarrende Stimme, und gleich darauf krächzte Anna: «Guten Abend!»
    «Guten Abend», antwortete die Mutter und wich ein paar Schritte zurück, «kommt doch rein   –»
    «Na, da seid ihr ja», sagte der Vater betont lustig, aber auch seine Stimme klang etwas erschrocken.
    Und tatsächlich – Rüdiger und Anna sahen zum Fürchten aus: Sie hatten sich rote Wangen gemalt, ihre Lippen waren rot geschminkt, und ihre sonst kalkweiße Haut hatten sie braun überpudert – aber so schlecht, dass noch überall weiße Flecken herausguckten. Dazu strömten sie einen durchdringenden Geruch nach «Mufti eleganti» aus.
    «Für Sie!», sagte Rüdiger und hielt der Mutter einen Strauß entgegen.
    «Danke», murmelte sie und musterte die Zweige, die offensichtlich von einer Hecke abgerissen worden waren.
    «Schön, nicht?», sagte Anna. «Davon gibt es bei uns ganz viele!»
    «Psst!», zischte Rüdiger und warf ihr einen wütenden Blick zu. Auch Anton kannte die Zweige: Sie stammten von den Buchsbaumhecken, die auf dem Friedhof wuchsen!
    «Ich stell sie mal ins Wasser», sagte die Mutter und verschwand in der Küche.
    «Wo ist eigentlich Anton?», sagte der Vater.
    «Hier», antwortete Anton, der aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, wie die Begrüßung verlief.
    «Anton!», rief Anna und wurde rot. «Wie geht es dir?»
    «M-mir? Gut», sagte Anton und bekam ebenfalls einen roten Kopf!
    «Hallo, Anton», sagte Rüdiger und gab ihm seine Hand, die sich seltsam dürr und knochig anfühlte – wie die Hand eines Skeletts! Es war das erste Mal, dass Anton die Hand eines Vampirs anfasste, und ein bisschen schauderte ihn doch! Überhaupt kamen ihm die Vampire heute viel fremder und unheimlicher vor, und ihm fiel ein, dass sie direkt aus ihren Särgen zu ihm gekommen sein mussten – und das bedeutete, dass sie noch gar nichts gegessen haben konnten! Rüdiger sah richtig schwächlich und abgezehrt aus!
    «S-seid ihr nicht hungrig?», fragte Anton vorsichtig.
    «Doch», sagte Rüdiger, «ziemlich   –»
    «Dann kommt doch rein», sagte der Vater und versuchte ein Lachen, «es ist alles fertig! – Ich hoffe, ihr mögt Käsehäppchen und Apfelsaft», fügte er hinzu, während er voranging.
    «Habt ihr auch Milch?», flüsterte Anna.
    Anton nickte.
    Die Eltern hatten den Tisch mit dem teuren Porzellangeschirr, mit Kerzen und Servietten feierlich gedeckt – nur der Besuch wollte nicht so recht dazu passen! Das schien auchAnna zu spüren, denn sie machte ein verlegenes Gesicht und strich unsicher um den Tisch herum.
    «Wie schön!», sagte sie. «So ist es bei uns nie.»
    «Psst!», fauchte Rüdiger.
    «Wieso darf ich das nicht sagen», rief sie, «wenn es doch stimmt? – Wir essen nämlich immer außerhalb, wissen Sie», wandte sie sich an den Vater.
    «Wirklich?», sagte die Mutter, die jetzt mit dem Buchsbaumstrauß hereinkam. Sie hatte die unterschiedlich langen Zweige zurechtgeschnitten und in eine Vase gestellt. «Immer außerhalb zu essen, das ist doch sehr teuer», meinte sie.
    «Sogar sehr billig!», antwortete Rüdiger und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, bei dem für einen Augenblick seine spitzen Vampirzähne zu sehen waren. Dann hielt er schnell die Hand
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