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Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Titel: Der Kleine Prinz Kehrt Zurück
Autoren: Jean-Pierre Davidts
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würdest du sagen, wenn man dich da hineinsperren würde? Tiere sind zur Freiheit geboren, für ein Leben unter freiem Himmel, nicht im Gefängnis!«
    »Das war doch nur für die Reise«, rechtfertigte sich der kleine Prinz. »Ich lasse es gleich heraus.«
Bei dieser Ankündigung sträubten sich dem Naturschützer die Haare, so daß er mehr denn je einem Igel glich.
»Was fällt dir ein! Eine Tierart in einem Ökosystem auszusetzen, wo sie nicht heimisch ist! Das wäre eine Katastrophe!«
»Du weißt nicht, was du willst«, bemerkte der kleine Prinz. »Erst wirfst du mir vor, daß ich das Schaf eingesperrt habe, und dann bist du dagegen, wenn ich ihm seine Freiheit zurückgeben will.«
»Aber doch nicht hier! Auf dem Planeten, von dem es kommt, natürlich!«
»Das geht nicht, dort gibt es einen Tiger. Den muß ich erst loswerden.«
»Loswerden! Wo es doch nur noch einen gibt! Ist dir nicht klar, daß du damit die ganze Art zum Aussterben verdammst?«
Allmählich hatte der kleine Prinz genug von den Vorwürfen. Er fragte sich auch, ob ihm jemand helfen könnte, dem es widerstrebte, eine mikroskopisch kleine Flechte zu zertreten und eine Fliege daran zu hindern, daß sie sein Gemüse vertilgte. Aber er wollte noch nicht aufgeben.
»Wenn ich nichts unternehme, frißt der Tiger mein Schaf.«
»Natürlich«, bestätigte der Naturschützer. »Schafe gehören zu seiner Nahrung, wie bei den meisten Fleischfressern.«
»Aber ich habe nur eins. Wenn er es frißt, gibt es keins mehr.«
»Natürlich. Aber das kannst du dir nicht aussuchen. Glaub mir, man sollte der Natur ihren Lauf lassen, ich habe da Erfahrung. Außerdem: Wenn der Tiger das Schaf gefressen hat, muß er den Planeten verlassen, um nicht zu verhungern. So löst sich dein Problem von selbst.«
Der kleine Prinz war von dieser Lösung nicht sonderlich begeistert. Wie sollte er ohne die Hilfe seines Schafs mit den Affenbrotbäumen fertigwerden?
Der Naturschützer holte zu einem gelehrten Vortrag aus, der von den Gefahren handelte, die jeder heraufbeschwöre, der den Zauberlehrling spielen wolle, und von der Weisheit der Natur, die selbst am besten wisse, worauf es ankomme. Währenddessen dachte der kleine Prinz an den kleinen Gemüsegarten und die Karotten, die der Naturschützer so gern mochte, aber nie mehr essen würde, weil er dem gefräßigen Insekt nichts antun mochte. Am Ende bedankte er sich für die Ratschläge und die Gastfreundschaft, wünschte dem Naturschützer einen schönen Abend und sprang auf den ersten Kometen, der vorbeiflog.
    Der zweite Planet, zu dem seine Reise ihn führte, war völlig anders als der erste. Riesige, bunt leuchtende Schilder standen überall dicht an dicht, so daß man kaum wußte, wohin man den Fuß setzen sollte.
    »Die sind ja noch schlimmer als Affenbrotbäume«, dachte der kleine Prinz.
»Laß mich raten«, sagte eine Stentorstimme hinter ihm: »Du hättest gern einen Klappkleiderständer!«
Der kleine Prinz drehte sich um. Ein Mann in einem karierten Anzug und mit einer Krawatte voller Comicfiguren stand lächelnd vor ihm und blendete ihn mit dem strahlenden Weiß seiner Zähne.
»Ich brauche keinen Klappkleiderständer«, erwiderte der kleine Prinz.
    »Komm schon, du willst einem alten Werber doch nichts über Reklame erzählen. In ein paar Wochen wird niemand, ich sage dir, niemand mehr ohne Klappkleiderständer aus dem Haus gehen, das kannst du mir glauben. Ich weiß, ich weiß, im Moment ist die Nachfrage eher mau. Aber die Fachleute sind einhellig der Meinung, daß der Klappkleiderständer eine Investition für die Zukunft ist.«
    »Wer kauft einen Klappkleiderständer, wenn er keine Kleider hat, um sie daran aufzuhängen?« gab der kleine Prinz zu bedenken.
    »Das ist völlig unwichtig. Die Leute kaufen nicht, was sie brauchen, sondern das, wovon sie glauben, daß sie es brauchen. Meine Aufgabe ist es, sie davon zu überzeugen, daß sie keinesfalls auf einen Klappkleiderständer verzichten können. Sie werden uns noch die Bude einrennen, um einen Klappkleiderständer zu ergattern.«
    »Ich interessiere mich mehr für Tiger«, sagte der kleine Prinz. »Für Tiger?«
Der Werber kratzte sich am Kopf.
»Ich glaube, ich habe in meiner gesamten Laufbahn noch nie
    Werbung für Tiger gemacht. Für Schals mit eingebauter Heizung, für Bügelbretter auf Rollen ja, aber für Tiger noch nie. Das ist ein vollkommen neues Feld, eine Marktlücke!«
    Er seufzte.
»Und da liegt das Problem. Das geeignete Produkt zu finden, ist nämlich
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