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Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Titel: Der Kleine Prinz Kehrt Zurück
Autoren: Jean-Pierre Davidts
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daran, ihn wieder zum Sprechen zu bewegen, daß ich zu einer List griff: Ich kam auf seine Blume zurück.
    Wie ich gehofft hatte, genügte die bloße Erwähnung der Rose, um sein Schweigen zu brechen, und meine Neugier wurde vollauf befriedigt.
    Dem Rat der Rose gehorchend, hatte der kleine Prinz die Kiste mit dem schlafenden Schaf gepackt und den ersten Stern genommen, der vorbeiflog.
    Er war nur widerwillig fortgegangen, fest entschlossen, so bald wie möglich zurückzukehren und den Eindringling zu verjagen. Bloß wie? Das war das Problem. Er mußte sich informieren. Irgend jemand könnte ihm sicher Auskunft geben. Also hielt er am ersten Asteroiden, an dem er vorbeikam.
    Schnell verschaffte er sich einen Überblick. Der steinige Boden war kaum bewachsen, ein paar kümmerliche Sträucher hatten, keiner ersichtlichen Regel folgend, mit Müh und Not irgendwo Wurzeln geschlagen. Der Planet war völlig verwahrlost, also wahrscheinlich unbewohnt. Zum Absprung bereit, hatte er schon den Fuß gehoben, als er hinter sich eine Stimme hörte:»Paß auf, du Unglücksrabe!«
    Der kleine Prinz hielt in seiner Bewegung inne. Als er sich umdrehte, sah er einen zerlumpten Mann mit struppigem Haar, zerzaustem Bart und einer runden Brille auf sich zukommen.
    »Hast du keine Augen im Kopf?« fuhr der ihn an. »Du hättest beinahe eine Insignifica minuscula zertreten. Dabei waren es bei der letzten Zählung auf diesem Planeten nur noch sechshundertsechsunddreißigtausendfünfhundertsiebzehn!«
    »Tut mir leid«, sagte der kleine Prinz. »Aber ich weiß nicht einmal, wie eine Insignifica minuscula aussieht.«
»Da, schau her!«
Mit seinem knochigen Zeigefinger, dessen Nagel ein Trauerrand zierte, zeigte der Mann auf eine Flechte, einen winzigen grünen Punkt auf einem grauen Stein. Der kleine Prinz fragte sich, welche Bedeutung ein Organismus von so verschwindender Größe haben könnte, vor allem, da es auf dem Planeten noch sechshundertsechsunddreißigtausendfünfhundertsiebzehn davon gab, aber er wagte nicht, danach zu fragen.
»Gehen wir«, sagte der Mann. »Wir sollten hier nicht länger herumstehen.«
»Warum?«
    Der Mann machte eine ärgerliche Handbewegung.
»Der Schatten! Wir stören das Ökosystem, weil wir Schatten werfen. Bevor du gekommen bist, gab es hier keinen Schatten. Durch deine Gegenwart nimmst du einigen Pflanzen die Sonne. Sie könnten darunter leiden oder sogar eingehen. Also komm und paß auf, daß du es genauso machst wie ich. Bei mir zu Hause können wir in aller Ruhe ein Schwätzchen halten, ohne daß die Natur darunter zu leiden hat.«
    Der Naturschützer ging voran. Das war ein so seltsamer Anblick, daß der kleine Prinz sich zusammennehmen mußte, um nicht laut aufzulachen. Zunächst beugte er sich tief nach vorn. Die Nase fast auf der Erde, die Brille stets in Gefahr, von deren glänzendem krummen Rücken zu rutschen, untersuchte erden Boden eingehend, bevor er den Fuß hob und ihn mit der Spitze voran sacht auf diese Stelle senkte.
    Sie kamen nur langsam und im Zickzack voran. Fast drei Stunden brauchten sie in diesem Schneckentempo für einen knappen Kilometer. Endlich tauchte die Behausung des Naturschützers auf, der vor seinen Mitmenschen in die Einöde geflohen war, um der Natur ganz nahe zu sein. Auf einer glatten, vollkommen kahlen Steinplatte erhob sich, aus allerlei Fundstücken notdürftig zusammengeflickt, eine windschiefe Hütte. Ein paar Karotten und Radieschen kümmerten auf einer Handvoll Erde in einer Felsnische vor sich hin.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ der Naturschützer sich nieder, von seinen Turnübungen etwas außer Atem.
»Ich würde dir ja gern eine Karotte anbieten«, sagte er, »aber die Drosophila megalucifer ist darüber hergefallen.«
»Die Drosophila megalucifer ?«
»Eine gemeine Fliege mit einem miserablen Charakter«, erklärte der Naturschützer. »Sie surrt so laut, daß es nicht einmal hilft, wenn man sich die Ohren verstopft. Und weil sie buntes Gemüse nicht ausstehen kann, stürzt sie sich drauf und vertilgt es bis auf die letzte Faser. Das ist sehr schade, weil ich Karotten für mein Leben gern esse. Aber ich rede und rede«, unterbrach er sich, »und weiß noch nicht einmal, warum du hergekommen bist. Was schleppst du eigentlich in deiner Kiste mit dir herum? Sicher etwas sehr Wertvolles!«
»Ein Schaf«, erwiderte der kleine Prinz arglos.
Die Miene des Naturschützers verdüsterte sich.
    »Ein Schaf?« schrie er. »Da drin? Schämst du dich nicht? Was
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