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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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nicht selten vorgekommen, daß einer, der selbst nicht wußte, wo er seinen nächsten Schluck herkriegen oder wo er die Nacht verbringen sollte, mit Travis eine Flasche oder einen Güterwagen geteilt hatte. Travis hatte dabei erfahren, daß Armut keine Sünde war; allenfalls machte einen die Armut anfälliger dafür. Doch er hatte auch gelernt, sein schlechtes Gewissen zu überhören, und so kam es immer wieder vor, daß Catch sich einen Tramp schmecken ließ.
    Er fragte sich, was wohl in den Köpfen der Opfer vor sich ging, kurz bevor sie starben. Er hatte gesehen, wie sie sich die Hände vor die Augen hielten, als ob das Ungeheuer, das sich da vor ihnen aufbaute, eine optische Täuschung sei oder eine Illusion, die sie mit einer Handbewegung wegwischen konnten. Er überlegte, was wohl in diesem Augenblick passieren würde, wenn die Leute in den Autos, die ihm entgegenkamen, Catch hätten sehen können, wie er auf der Motorhaube des Chevy hockte und winkte, als sei er die Prinzessin der Parade aus der Schwarzen Lagune.
    Sie würden in Panik geraten, von der schmalen Straße abkommen und die Klippen zum Meer hinunterstürzen. Windschutzscheiben würden zerplatzen, Benzin würde in Flammen aufgehen, und Menschen würden sterben. Der Tod und der Dämon gehörten zusammen. Demnächst in einer Stadt in Ihrer Nähe, dachte Travis. Aber vielleicht ist es diesmal das letzte Mal.
    Zu seiner Linken verklang der Schrei einer Möwe, und Travis schaute zum Fenster hinaus auf das Meer. Die Morgensonne spiegelte sich auf den Wellen und brach sich im schimmernden Dunst der Brandung. Einen Augenblick lang vergaß Travis, daß Catch überhaupt existierte und sog die Schönheit der Szenerie in sich auf. Doch als er dann wieder nach vorne auf die Straße schaute und den Dämon auf der Stoßstange stehen sah, erinnerte er sich wieder an seine Aufgabe.
    Er trat mit voller Wucht aufs Gaspedal. Der Motor schien einen Augenblick ins Stocken zu geraten, bis die Automatik einen Gang heruntergeschaltet hatte und der Wagen nach vorne schoß. Als das Tachometer sechzig Meilen anzeigte, stieg Travis auf die Bremse.
    Catch knallte mit dem Gesicht auf den Asphalt und schlitterte den Kopf voran über die Straße. Seine Schuppen sprühten Funken, bis er gegen ein Schild krachte und im Straßengraben landete, wo er einen Augenblick liegenblieb und versuchte herauszubekommen, was mit ihm geschehen war. Der Impala kam herangeschlittert und blieb quer zur Fahrbahn stehen.
    Travis legte den Rückwärtsgang ein, brachte den Chevy in Position, rammte dann den Schalthebel auf Vorwärts und schoß mit kreischenden Reifen auf den Dämon zu. Der Impala machte einen Satz über die Böschung und krachte dann mit den Scheinwerfern gegen Catchs Brustkorb. Die Ecke der Stoßstange bohrte sich in seine Hüfte und drückte ihn in den matschigen Boden des Straßengrabens, und als der Motor schließlich absoff, schoß ein rostigroter Dampfstrahl aus dem Kühler dem Dämon genau ins Gesicht.
    Der Wagen hing seitlich im Straßengraben, so daß die Fahrertür blockiert war und Travis durchs Fenster klettern mußte. Er rannte um den Wagen herum, um nachzusehen, welchen Schaden er angerichtet hatte. Eingeklemmt unter der Stoßstange lag Catch im Straßengraben.
    »Klasse Fahrstil, A. J.«, sagte Catch. »Trainierst wohl schon für Indy 500 nächstes Jahr?«
    Travis war enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, Catch ernsthaft verletzen zu können, denn er wußte aus Erfahrung, daß der Dämon nahezu unzerstörbar war. Aber zumindest ärgern hatte er ihn wollen. »Ich wollte nur zusehen, daß du auf Draht bleibst«, sagte er. »War nur 'n Test, um zu sehen, wie du auf Streßsituationen reagierst.«
    Catch hob den Wagen hoch, kroch darunter hervor und stellte sich neben Travis in den Straßengraben. »Und, wie sieht's aus? Hab ich bestanden?«
    »Bist du tot?«
    »Quatsch. Mir geht's prima.«
    »Dann hast du völlig versagt. Tut mir leid, aber ich muß dich nochmals über den Haufen fahren.«
    »Aber nicht mit dem Wagen hier«, sagte der Dämon kopfschüttelnd.
    Travis sah zu, wie der Dampf aus dem Kühler strömte und überlegte, ob er nicht vielleicht seiner Wut etwas zu voreilig freien Lauf gelassen hatte. »Schaffst du's, ihn aus dem Graben rauszuheben?«
    »Kinderspiel.« Der Dämon wuchtete die Frontpartie des Wagens hoch und schob sie auf die Fahrbahn. »Mit dem Kühler wirst du allerdings nicht weit kommen.«
    »Oh là là, auf einmal bis du auch noch Autoexperte. Der Herr

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