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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens
Autoren: Jojo Moyes
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Gottesdienst. Draußen hatte sich der Himmel aufgeklart, und man meinte fast, den würzigen Duft des Waldes riechen zu können. Sie war zuvor noch mit dem Hund draußen gewesen und hatte den ersten Hauch von Herbst in der Septemberluft gerochen. Laura gab sich einen Ruck und konzentrierte sich wieder auf den Obstkuchen, den sie auf einer Platte angerichtet hatte, um ihn ins Wohnzimmer zu den Gästen zu bringen. Es sah nicht so aus, als ob sie sich so bald verabschieden würden; wenn es so weiterging, würde sie bis in den Abend hinein die Gastgeberin spielen müssen. Das war das Problem auf dem Lande. Die Leute lebten so abgeschieden, hatten so wenig Abwechslung, dass sie jede Gelegenheit, die sich bot, ergriffen und buchstäblich bis zum letzten Tropfen auskosteten. Wenn es noch lange dauerte, würde sie die Vettern bitten müssen, den Dorfladen kurz für sie aufzumachen.
    »Alles klar, meine Schöne?«

    Matt schlang die Arme um ihre Taille. Er war schon die ganze Woche über aufmerksam, entspannt und gut gelaunt. Sie musste zugeben – wenn auch mit Gewissensbissen -, dass Mr P.’s Tod ein Segen war.
    »Hab mich gerade gefragt, wann wir sie wohl rauswerfen können«, murmelte er.
    »Wenigstens die alten Damen solltest du vielleicht bald heimfahren. Mrs Linnet hatte schon drei Gläser Gin und wird immer alberner. Und Mrs Bellamy liegt oben auf einem Mantelhaufen und schnarcht.«
    »Als Nächstes werden sie sich an die Vettern ranmachen.«
    Lächelnd legte sie einen Tortenheber zum Kuchen, dann drehte sie sich zu ihm um. Er sah noch genauso gut aus wie an dem Tag, an dem sie ihn kennengelernt hatte. Die kleinen Fältchen an seinen Augenwinkeln, seine wettergegerbte Haut, all das machte ihn nur noch attraktiver. Manchmal versetzte es ihr bei diesem Gedanken einen Stich; aber nicht heute. Heute war sie ein wenig beschwipst und einfach nur froh darüber. »Jetzt wird sich alles ändern, oder?«
    »O ja.« Er beugte sich zu ihr und begann sie zu küssen. Ihre Hände glitten um seine Taille, streichelten seinen Rücken, die kräftigen Muskeln, die er seiner körperlich anspruchsvollen Arbeit zu verdanken hatte. Wenn sie so überlegte, konnte sie ihn eigentlich nie umarmen, ohne dabei ein Kribbeln zu spüren. Sie erwiderte seinen Kuss, erfreute sich an dem beruhigenden Druck seiner Lippen, die ihr sagten, dass er ihr gehörte. Diese Momente waren es, die sie für alles entschädigten, die ihr das Gefühl gaben, dass sie ihn wiederhatte. Dass die Vergangenheit ein Ausnahmezustand gewesen war.
    »Ich störe doch hoffentlich nicht bei was?«
    Matt hob den Kopf. »Also wenn du das noch immer nicht weißt, Anthony, dann waren deine Biologiestunden rausgeschmissenes Geld.«

    Laura entschlüpfte den Armen ihres Mannes und nahm den Kuchen. »Dein Vater und ich haben über die Zukunft geredet. Wie viel besser jetzt alles werden wird«, erklärte sie.
    Es gibt Zeiten, dachte Matt McCarthy und zupfte verstohlen seine Hose zurecht, da bin ich richtig zufrieden mit meiner Alten. Er blickte ihr nach, zählte dabei im Geiste ihre Vorzüge auf: immer noch erstaunlich zierliche Taille, hübsche, schlanke Beine, anmutige Haltung. Ja, sie hatte einfach Klasse, seine Frau. Er hätte es schlechter treffen können.
    »Gehst du heute gar nicht weg?«, fragte er seinen Sohn. »Bist ja immer noch da.«
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass auf Anthonys Gesicht nicht das übliche Grinsen lag.
    »Shane hat mich nach dem Fußballtraining heimgefahren.«
    »Nett von ihm.«
    »Dein Lieferwagen stand vor Theresa Dillons Haus.«
    Matt zögerte. »Na und?«
    »Und …! Ich bin doch nicht doof, Dad. Und Mum auch nicht, selbst wenn du so tust.«
    Matts gute Laune verflog. In gezwungen leichtem Ton sagte er: »Weiß wirklich nicht, was du meinst.«
    »Ach nee.«
    »Willst du mir was vorwerfen?«
    »Mum hast du gesagt, du wärst noch beim Baustoffhändler gewesen. Der liegt vierzehn Meilen vom Dorf weg.«
    So ist das also, dachte Matt. In seinen Zorn mischte sich Stolz. Sein Sohn war kein Dummkopf. Und er scheute sich nicht, seinen Vater zur Rede zu stellen. Der Junge hatte Mumm.
    »Jetzt hör mir mal zu, Inspector Columbo. Ich hab bei Theresa reingeschaut, weil bei ihr dringend ein Fenster ausgetauscht werden muss; sie wollte, dass ich ihr ein Angebot mache. Nicht, dass es dich was anginge.«

    Der Junge sagte nichts, starrte ihn aber auf eine Weise an, die verriet, dass er kein Wort glaubte. Er hatte schon wieder diese lächerliche Wollmütze auf, tief in die
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