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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens
Autoren: Jojo Moyes
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seine Lebensversicherung. So schlimm kann es gar nicht sein.«
    Mr Cartwright nahm ein Blatt zur Hand. »Hier ist eine Zusammenfassung all dessen, was Ihr Mann zum Zeitpunkt seines … Dahinscheidens besaß und …«
    »Er ist gestorben«, unterbrach sie ihn. »Ich hasse diese beschönigenden Phrasen. Er ist gestorben. Mein Mann ist tot.« Sie fing Kittys vorwurfsvollen Blick auf. Aber es stimmte. Besser, man nannte die Dinge beim Namen.

    Mr Cartwright schwieg einen Moment, und Isabel schluckte mühsam den Kloß herunter, der ihr im Hals saß.
    Errötend nahm sie das Blatt zur Hand. »Es tut mir leid«, sagte sie verlegen, »aber Zahlen sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Könnten Sie es mir vielleicht in einfachen Worten erklären?«
    »Einfach ausgedrückt, Mrs Delancey, hat Ihr Mann mehrere Hypotheken auf das Haus aufgenommen, um Ihren gewohnten Lebensstil weiter aufrechtzuerhalten. Er verließ sich darauf, dass der Wert des Hauses stetig steigen würde, was auch irgendwann so sein mag, und dann wäre Ihre Situation nicht mehr ganz so schlimm. Das Problem ist jedoch, dass er diese zusätzlichen Belastungen nicht durch eine gleichzeitige Erhöhung seiner Lebensversicherungsbeiträge abgesichert hat. Im Gegenteil. Er hat sogar einige Policen aufgelöst.«
    »Der neue Job«, sagte sie vage. »Er sagte, der neue Job würde viel Geld einbringen. Ich habe nicht ganz verstanden, was er meinte … Um ehrlich zu sein, mir war nie so recht klar, was er eigentlich beruflich gemacht hat.« Sie lächelte entschuldigend. »Irgendwas mit … äh … neuen Märkten?«
    Er schaute sie an, als müsse das doch jedes Kind verstehen.
    »Ich … könnten Sie mir erklären, was genau das für uns bedeutet?«
    »Das Haus ist hoch verschuldet. Und die monatlichen Ausschüttungen aus den Lebensversicherungen decken nicht einmal die Hälfte davon, will heißen, es häuft sich da ein Schuldenberg auf, den Sie, fürchte ich, nicht mehr abtragen können. Bis jetzt reichte das Geld auf Ihren gemeinsamen Giro- und Sparkonten noch dafür aus, aber ich fürchte, dass jetzt kaum mehr etwas da ist. Natürlich werden Sie einen Teil der Rente Ihres Mannes erhalten und vielleicht auch ein paar sonstige Zuschüsse, aber was die Hypothekenschulden betrifft, werden Sie einen anderen Weg finden müssen, wenn Sie Ihr Haus behalten wollen.«

    Es hörte sich an wie das hässliche Krächzen einer Krähe. Laut. Aufdringlich. Sie schaltete irgendwann einfach ab, verstand nur noch Bahnhof. Versicherung. Ausschüttungen. Hypothekenschulden. Finanzielle Dinge. Entscheidungen. All das, wovon sie am allerwenigsten verstand. Sie bekam allmählich Kopfschmerzen.
    Sie holte tief Luft. »Was kann ich also tun, Mr Cartwright?«
    »Tun?«
    »Seine Investitionen? Seine Ersparnisse? Es muss doch etwas da sein, womit ich die Hypotheken abzahlen kann.«
    Es war das erste Mal, dass sie dieses Wort in den Mund nahm. Ich hab nie getan, als würde ich auch nur das Geringste davon verstehen, schimpfte sie auf Laurent. Das war immer dein Job.
    »Ich muss Ihnen leider mitteilen, Mrs Delancey, dass Ihr Mann in den letzten Monaten vor seinem Tod sehr hohe Ausgaben hatte. Er hat mehrere Konten so gut wie leer gemacht. Und was davon noch übrig ist und was Sie aus den verbleibenden Versicherungspolicen bekommen, müssen Sie zur Bezahlung Ihrer Kreditkartenschulden verwenden. Und … ähm … für die anstehenden Alimentenzahlungen an die erste Frau Ihres Mannes. Als Ehefrau müssen Sie natürlich keine Erbschaftssteuer bezahlen; ich würde Ihnen aber dennoch dringend anraten, Ihre laufenden Ausgaben auf ein absolutes Minimum zu beschränken.«
    »Wofür hat er denn so viel ausgegeben?«, wollte Kitty wissen.
    »Ich fürchte, da müssen Sie sich die Kreditkartenauszüge ansehen. Die Quittungsabschnitte der Schecks wurden nicht ausgefüllt.«
    Was haben wir in den letzten Monaten eigentlich gemacht?, versuchte sich Isabel zu erinnern. Aber es war wie mit den Wochen, die unmittelbar auf seinen Tod folgten: ein
vager Erinnerungsbrei. Auch an ihre gemeinsamen Jahre mit Laurent konnte sie sich nur noch bruchstückhaft, verschwommen erinnern. Wir haben ein schönes Leben gehabt, dachte sie sehnsüchtig. Ausgiebige Ferienaufenthalte in Südfrankreich, mehrmals pro Woche in Restaurants essen. Sie hatte nie daran gedacht zu fragen, woher das Geld dafür kam.
    »Und die Schulgebühren? Die Nanny?«
    Sie hatte fast vergessen, dass Kitty noch da war. Jetzt sah sie, dass sich ihre Tochter
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