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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens
Autoren: Jojo Moyes
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wieder hineinzustopfen versuchte.
    »Mr Cartwright will mit uns über Geld reden«, verkündete sie. »Hier ist auch eine Tasse für dich, Mum.«
    »Ach ja. Danke, Schätzchen.«
    War er Steuerberater? Finanzberater? Anwalt? Um diese Leute hatte sich immer Laurent gekümmert.
    »Soll ich vielleicht etwas unterschreiben?«
    Mr Cartwright beugte sich vor, was nicht leicht war, da ihm auf dem niedrigen Sofa die Knie fast unterm Kinn standen. »Das ist es nicht. Nun ja … es wäre vielleicht ratsam, wenn wir dieses Gespräch … ähm … unter vier Augen führen könnten.« Er warf einen bezeichnenden Blick auf Thierry, dann auf Kitty.
    Thierry schaltete zornig den Fernseher ab.
    »Du kannst in Marys Zimmer weiterschauen, mein Schatz. Sie hat bestimmt nichts dagegen.«
    »Da ist die Fernbedienung kaputt«, sagte Kitty.
    »Na, dann vielleicht …«
    Aber Thierry war bereits aus dem Zimmer gestapft.
    »Ich bleib lieber hier«, verkündete Kitty ruhig. »Manchmal ist es besser, wenn zwei Paar Ohren zuhören.«
    »Meine Tochter ist … sehr verständig für ihr Alter.«
    Mr Cartwright sah nicht so aus, als ob es ihm recht wäre, musste sich aber wohl oder übel dareinfinden.
    »Ich versuche schon seit Wochen, Sie zu erreichen«, begann er. »Es ist äußerst wichtig, dass Sie sich endlich ein umfassendes Bild von Ihrer finanziellen Lage machen, Mrs Delancey,
jetzt, nachdem sich … ähm … der Staub ein wenig gelegt hat.«
    Er errötete. Dann nahm er seinen Aktenkoffer auf den Schoß und klappte ihn mit der Miene eines Menschen auf, der sich schon den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut hat. Er nahm einen Haufen Papiere heraus, die er fein säuberlich auf dem Sofatisch anordnete. Als er an den Stapel stieß, fuhr er erschrocken zusammen.
    »Mum öffnet keine Post«, erklärte Kitty gelassen. »Wir warten, bis der Stapel so hoch wird, dass er sie unter sich begräbt.«
    »Natürlich werde ich die Post öffnen, Kitty. Ich … ich bin nur ein bisschen ins Hintertreffen geraten.«
    Isabel schenkte Mr Cartwright, der trotz seiner Zurückhaltung sein blankes Entsetzen nicht verhehlen konnte, ein verlegenes Lächeln.
    »Das wird wohl der Grund sein, warum Sie noch nichts von uns gehört haben«, fügte Kitty hinzu.
    »Es … könnte ratsam sein, die Post mal durchzusehen«, sagte er vorsichtig. »Es könnten Rechnungen dabei sein.«
    »Ach, das geht schon in Ordnung«, sagte Kitty wegwerfend. »Ich mache alles auf, was’nen roten Rand hat, fülle die Schecks aus und gebe sie Mum zum Unterschreiben.«
    Er konnte seine Missbilligung nicht ganz verhehlen. Isabel war derartige Mienen mittlerweile fast gewöhnt. Sie sah sie auf den Gesichtern anderer Mütter, wenn sie erzählte, dass bei ihnen die Nanny das Kochen übernahm oder dass sie die Schulfreunde ihrer Kinder nicht mit Namen kannte. Auch diejenigen, die seit Laurents Tod zu Besuch gekommen waren, nahmen die Unordnung, die jetzt im Hause herrschte, mit Missbilligung zur Kenntnis. Selbst Mary, das Kindermädchen, verzog gelegentlich das Gesicht, wenn Isabel wieder einmal im Bett liegen blieb und wie ein Schlosshund heulte, anstatt morgens die Kinder zur Schule zu fahren. Sie glaubte
manchmal, beinahe den Verstand zu verlieren, sah in fast jedem männlichen Gesicht, das ihr auf der Straße begegnete, ihn , haderte mit Gott und der Welt. Das besserte sich zwar jetzt allmählich, Gott sei Dank, aber der Kummer wurde deswegen nicht erträglicher.
    Mr Cartwright nahm einen Stift zur Hand und klappte seinen Aktenkoffer zu. »Es ist leider nichts Gutes, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    Isabel hätte beinahe gelacht. Mein Mann ist tot, dachte sie. Mein Sohn steht noch immer unter Schock und will nicht sprechen. Meine Tochter ist in den vergangenen neun Monaten um zwanzig Jahre gealtert und will nicht wahrhaben, dass überhaupt was passiert ist. Ich musste das Einzige aufgeben, das ich je geliebt habe, das Einzige, was ich mir geschworen hatte, nie aufzugeben. Und du glaubst, du kannst mir schlechte Neuigkeiten bringen?
    »Jetzt, nachdem ein wenig Zeit vergangen und die … äh … rechtliche Seite geklärt ist, habe ich mir Laurents Finanzen mal genauer angeschaut, und es scheint, als wäre er … nicht ganz so liquide gewesen, wie es den Anschein hatte.«
    »Liquide?«
    »Ich fürchte, er hat weniger gut für Sie gesorgt, als Sie vielleicht erwartet hätten.«
    Das ist doch nicht so schlimm, hätte sie am liebsten gesagt. Geld war mir noch nie wichtig. »Aber wir haben das Haus. Und
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