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Der Kirchendieb

Der Kirchendieb

Titel: Der Kirchendieb
Autoren: Claudia Frieser
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lässt dich in Ruhe!« Krischer spuckte auf den Boden.
    Als Johanna ihm kurz von Andreas berichtete, hörte er skeptisch zu. »Sei trotzdem vorsichtig! Arm und Reich, das geht einfach
     nicht zusammen«.
    Kaum war Johanna um die Ecke gebogen, tauchte Andreas wie aus dem Nichts auf und stellte sich ihr in den Weg. Johanna blieb
     vor Schreck fast das Herz stehen.
    »Mein Gott, hast du mich erschreckt! Was tust du hier?«, wollte sie wissen.
    »Ich hab dich vorhin Richtung Griechenmarkt laufen sehen und bin dir gefolgt. Was hattest du mit diesem Kerl zu bereden? Hatte
     er mich nicht damals festgehalten? Und was hat er dir gegeben?« Andreas sah Johanna herausfordernd an.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Außerdem ist er mein Freund. Du solltest nicht so abfällig über ihn reden«, meinte Johanna.
    »Steckt er mit dieser
Compagnie
, nach der überall gesucht wird, unter einer Decke? Ach, ich vergaß! Du hältst sie ja für unschuldig«. Andreas klang jetzt
     spöttisch.
    War er etwa eifersüchtig auf Krischer, der zu einer Welt gehörte, die Andreas fremd war? Johanna war sich fast sicher und
     sie hätte ihm gerne von ihrem Plan erzählt. Aber dann hielt er sie womöglich für eine gemeine Diebin.
    »Du irrst dich, Andreas. Glaub mir einfach«, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.
    Doch Andreas starrte sie nur bockig an.
    Johanna blieb nichts anderes übrig, als ihn stehen zu lassen. Sie musste nach Hause. Theres wartete.
    Als könne Andreas Gedanken lesen, fragte er: »Weiß Theres, dass du dich hier herumtreibst?«
    »Nein. Und ich hoffe, das bleibt auch so«. Johanna blickte Andreas flehend an. Doch alles, was sie sah, war Misstrauen.
    Vermutlich hatte Krischer doch recht, dachte Johanna auf dem Heimweg. Arm und Reich, das geht einfach nicht zusammen.

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    Gefahr

    An diesem Abend ließ sich Andreas nicht sehen. Er hatte Johanna zwar nicht bei Theres angeschwärzt, doch zum Lernen war er
     auch nicht gekommen.
    Umso besser, dachte Johanna. Dann kann ich mich früher aus dem Haus schleichen.
    Kurz hatte sie gezögert, überlegt, ob sie es wirklich noch mal machen sollte. Für ihre Mutter hatte sie diese Sünde schon
     einmal begangen. Auch sie hatte damals für ihre Näharbeiten dringend Licht gebraucht, aber kein Geld für Kerzen gehabt. Und
     der Ruß des Kienspans hätte ihrer Mutter zu sehr in den eh schon überanstrengten Augen gebrannt. Nun brauchte Johanna erneut
     Licht. Diesmal, um etwas zu lernen.
    Kaum war Stille im Haus eingekehrt, stahl sich Johanna hinaus auf die Gasse. Die Nacht war pechrabenschwarz, das Licht des
     Mondes hinter einer Wolke verborgen. Doch Johanna bewegte sich auch im Dunkeln sicher durch das nächtliche Köln. Die Finsternis
     hatte auch ihre Vorteile. Man wurde vonniemandem gesehen, nicht von zwielichtigen Gestalten und nicht von den Nachtwächtern. Vor denen hatte Johanna am meisten Angst.
     Denn die würden sie zum Büttel schleppen und dann wäre sie ihre Stellung im Hause Stolzenberg für immer los.
    Lautlos wie eine Katze schlich Johanna an den Hauswänden entlang, hielt sich in deren Schatten verborgen. Es war still in
     dieser Nacht. Nur ab und zu hörte man weit entfernt einen streunenden Hund bellen. Noch nicht einmal das Grölen Betrunkener
     war zu hören. Fast war die Stille unheimlich. War da nicht eben ein Geräusch gewesen? Johanna fuhr erschrocken herum. Nichts
     zu sehen. Doch die Unruhe blieb. Ihr Instinkt hatte sie eigentlich noch nie im Stich gelassen und gerade stellten sich ihr
     die Nackenhaare auf. Folgte ihr jemand oder bildete sie sich das nur ein? Plötzlich hörte sie deutlich Schritte und das Poltern
     von Rädern auf Kopfsteinpflaster. Johanna drückte sich in einen schmalen Gang zwischen zwei Häusern und verharrte regungslos.
    Hinter ihr roch es erbärmlich nach dem Inhalt zahlreicher entleerter Nachttöpfe, doch als der Gestank plötzlich stärker wurde,
     war Johanna beinahe erleichtert. Es waren die »Meister der Nachtkarren«, die unterwegs waren. So nannte man in Köln dieLatrinenreiniger, spöttisch auch »Goldgräber«. Und da das »braune Gold« so erbärmlich stank, durften sie nur nachts die mehrere
     Meter tiefen Kloschächte entleeren. Den Inhalt kippten sie meist in den Rhein. Johanna atmete beruhigt auf. Als der Gestank
     nachließ, wagte sie sich wieder auf die Gasse. Doch nach ein paar Metern glaubte sie erneut Schritte zu hören. Litt sie unter
     Verfolgungswahn? Nein! Da waren sie wieder!
    Bei der nächsten Abzweigung ging
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