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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Macht. De Mortaine schreckte vor nichts zurück, und wehe demjenigen, der es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Auch Unschuldige waren ihm schon zum Opfer gefallen, denn es war keine zwei Monate her, da hatten de Mortaines Schergen eine Frau und ein Kind ermordet.
    Rands Gemahlin und seinen Sohn.
    Die beiden hatten ihm alles bedeutet – Leben, Liebe und mehr Segnungen, als er je verdient hatte. Dessen war er sich sicher. Doch nun waren sie fort. Seitdem die zerbrechliche, liebe Elspeth und der kleine Todd erschlagen worden waren, hatte Randwulf of Greycliff nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte.
    Bis auf seinen Schwur, Vergeltung zu üben.
    Und er würde die Seinen rächen und der Gerechtigkeit Genüge tun, indem er dem Mann einen langsamen und qualvollen Tod bereitete, der in einer höllischen Nacht voller Feuer und Schreie Rands Familie ermorden ließ. Seitdem drängten sich die furchtbaren Bilder immer wieder in seinen Geist, und er musste stets aufs Neue mit ansehen, wie das Blut seiner Frau und seines kleinen Jungen vergossen wurde.
    Das Werkzeug seiner Rache führte Rand mit sich. Das Gewicht dieses Gegenstands drückte gegen seine Hüfte, wenn sich das Schiff auf die Seite legte: ein von Künstlerhand geformtes Artefakt, das er, sicher verborgen unter seinem weiten Umhang, in einem Lederbeutel aufbewahrte. Es gab nichts, das Silas de Mortaine mehr begehrte als den Schatz, den Rand und sein Waffengefährte Kenrick of Clairmont vor zwei Wochen in einer kleinen Kapelle auf dem berühmten Hügel von Glastonbury gefunden hatten.
    Dieser Schatz – zusammen mit dem letzten Teilstück, das Rand in Schottland zu finden hoffte – war der Köder, den er brauchte, um Silas de Mortaine anzulocken. Und sobald der finstere Adlige käme, würde Rand mit hartem, unbarmherzigem Stahl Vergeltung üben.
    Bei all dem rechnete er nicht damit, mit dem Leben davonzukommen, um den Sieg auszukosten. Ebenso wenig erlag er der Selbsttäuschung, er werde im Jenseits wieder mit seiner Familie vereinigt sein, da doch der Hass in seinem Herzen schwärte und an seinen Händen bald das Blut seines Feindes kleben würde. Und doch würde all dies nichts ändern. Der Tod von Elspeth und Todd konnte nicht ungeschehen gemacht werden, auch wenn Rand seine Seele dafür gegeben hätte.
    »Für sie«, murmelte er vor sich hin. Die Worte verklangen im Regen, als der Sturm sie ihm vom Mund riss.
    Wieder schlug eine Woge mit voller Wucht gegen die Kogge, das Salzwasser brannte Rand in den Augen. Als sich das Schiff erneut auf die Seite legte, stieß die junge Frau aus Liverpool einen Schrei des Entsetzens aus. Sie streckte die Hand aus, um eine kleine Börse zu fassen zu bekommen, die sich aus ihren Habseligkeiten gelöst hatte. Doch die Wellen schlugen gerade jetzt über dem Deck zusammen und spülten den kleinen Beutel rasch zur Bordwand. Schon ritt die Börse auf der Gischtkrone der zurückweichenden Woge hinab ins Meer.
    »Die Brosche meiner Mutter war in diesem Beutel!«, wandte sich die junge Frau mit einem Wehklagen an ihren Mann, der sie tröstend in den Arm nahm.
    »Ein jeder sollte seine Schätze festhalten. Nicht wahr, Freund?«
    Über das Grollen des Sturms hinweg konnte Rand die Stimme des Mannes hören, der weiter vorn an der Reling hockte. Offenbar waren die Frage und der eigenartige Rat eher an Rand und weniger an das Paar gerichtet, das zitternd an der anderen Seite des Decks kauerte. Rand hob den Kopf und spähte durch den dichten Regen zu dem Fremden hinüber. Der Mann starrte ihn aus schmalen Augen an, die von einer schwarzen Haarlocke halb verdeckt waren. Dem stechenden Blick wohnte etwas Verschlagenes inne.
    Und mit einem Mal fiel Rand auf, dass der Mann näher an ihn herangerückt sein musste. Nun war er kein Dutzend Schritte mehr von ihm entfernt, sondern hatte die Distanz um mehr als die Hälfte verkürzt.
    »Ich bin nicht dein Freund«, grollte Rand mit warnendem Unterton. »Mir gefällt dein Blick nicht, Kerl. Ich rate dir, dich von mir fernzuhalten.«
    Der Mann stieß ein raues Lachen aus. »Das rätst du mir also, was?«
    »Ganz recht.« Unter dem schweren Umhang schloss Rand die Hand um den Knauf eines Dolchs, den er am Gürtel trug. »Und ich werde es dir nicht noch einmal sagen.«
    Etwas an dem Gesicht des Fremden wirkte eigenartig. Ja, seine ganze Erscheinung war sonderbar. Der Regen schien die Gesichtszüge des Mannes zu verzerren, betonte die Konturen des bärtigen Kinns und die hervortretende Stirn. Die
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