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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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von den scharfen Zähnen zu befreien, die sich immer noch unbarmherzig in seinen Unterarm gruben. Sowie das Schiff sich wieder auf die Seite legte, verlor Rand völlig die Orientierung.
    Von den Reisenden waren noch mehr Schreckensschreie zu hören. Die Frauen kreischten – Bruchstücke von Gebeten, die gewiss nicht erhört würden, drangen an Rands Ohren.
    Von der Macht der Welle erfasst, die sich über das Deck ergoss, gelang es Rand gerade noch, tief Luft zu holen und sich auf die Eiseskälte einzustellen, bevor er zusammen mit dem Gestaltwandler über Bord und in die wild schäumenden schwarzen Fluten gerissen wurde.
    Sofort drückten ihn die Wellen nach unten. Der Gestaltwandler gab seinen Arm frei, da er versuchte, sich gegen das Toben der See zu behaupten. Verzweifelt kämpfte Randwulf gegen den Sog der Wellen an, doch das Gewicht seines Umhangs und der übrigen Kleider behinderte ihn. Wie ein Stein sank er nach unten, doch schließlich gelang es ihm, sich seines schweren Umhangs zu entledigen. Als Nächstes trennte er sich von den Stiefeln, um Luft kämpfend, während ihn die kalte See zu verschlingen drohte.
    Bei allen Heiligen – er ertrank.
    Rand gierte nach Luft. Er öffnete die Augen und sah sich ausschließlich von Finsternis umgeben. Das Salzwasser raubte ihm die klare Sicht und brannte auf seiner blutenden Wunde. Mit allerletzter Kraft begehrte er gegen die Fluten auf und drängte nach oben, bis er die schäumende Oberfläche endlich durchbrach. Keuchend und gierig sog er die Nachtluft ein und verschluckte sich.
    Im nächsten Augenblick schon wurde er wieder von dem Gestaltwandler in die Tiefe gerissen, der unter ihm im Strudel um sein Leben kämpfte und noch immer mit scharfen Klauen an Rands Bein zerrte. Die Bestie schlug wie wild um sich, zog sich an ihm hoch und erreichte ebenfalls die rettende Wasseroberfläche. Rand spürte, wie seine Tunika zerriss, als der Wolf in seinem Todeskampf die Pranken in Rands Brust und Oberschenkel bohrte.
    Vor sich in der Dunkelheit nahm er schemenhaft wahr, wie der Körper des Gestaltwandlers wieder seine menschliche Form annahm, um sich im nächsten Augenblick erneut in ein wildes Tier zu verwandeln. Die ganze Zeit griff es ihn an, und die höllischen Augen glommen in tödlicher Absicht. Rand trat nach seinem Gegner und hatte für einen kurzen Moment die Gelegenheit, das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Durch die Wassermassen in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, war er nicht in der Lage, seine oft erprobten Fertigkeiten mit der Klinge anzuwenden. Der Gestaltwandler, der Rands Vorhaben nicht sehen konnte, schwamm erneut mit wild rudernden Bewegungen auf ihn zu. Rand hielt die lange Klinge unter der Wasseroberfläche verborgen und stemmte sich dann mit aller Kraft nach vorn.
    Harte schwarze Krallen rissen an Rands Hals, nachdem der Wolf und Rand in tödlicher Umarmung zusammengeprallt waren. Doch da hatte Rand bereits mit dem Schwertarm durch die wogende See nach dem Gegner gestoßen und spürte, wie sich die Klinge durch den Leib der Bestie bohrte. Der Gestaltwandler schrie auf, und dem breiten Kiefer entrang sich ein Heulen, dem nichts Menschliches innewohnte. Mit einer schnellen Drehung des Handgelenks unterband Rand den markerschütternden Schrei. Warmes Blut lief ihm über die Hand und vermischte sich mit dem Meerwasser, als der tote Leib des Gestaltwandlers in der Finsternis davontrieb.
    Im stetigen Auf und Ab der Wellen versuchte Rand, sich über Wasser zu halten, und sah sich verzweifelt nach dem Schiff um. Doch es war fort. Nun war er allein in dem Sturm, schutzlos dem Meer ausgeliefert und am Ende seiner Kräfte. In den kalten Fluten fühlten sich seine Gliedmaßen taub und bleischwer an, die zahllosen Risswunden brannten wie Feuer und bluteten stark.
    Nun konnte er sich nur noch schwimmend retten.
    Doch wohin musste er sich wenden?
    Gähnende Dunkelheit umgab ihn. Um ihn herum war nichts als die offene See und der erbarmungslose Sturm, der ihm die Gischt ins Gesicht schlug. Nirgendwo waren die Umrisse der Küste zu erkennen, nur die weite Leere des Meeres. Die Wucht einer Welle drückte Rand wieder unter Wasser. Die wenigen Kleider, die er noch am Leib hatte, zogen ihn hinab, ebenso das Gewicht der Waffe und des wertvollen Artefakts, das er in dem Schulterbeutel bei sich trug.
    Wenn er schwimmen wollte, musste er sich des Ballasts entledigen. Hastig streifte er sich die zerrissene Tunika vom Leib und ließ das Schwert los – im Nu wurde sein
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