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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht
Autoren: Charlotte MacLeod
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willen sich denn eigentlich auf den
monatlichen Versammlungen abspielte, hätten die Balaclavianer immer antworten
können, daß Professor Ungley einen hochinteressanten Vortrag über
Zahnstocherständer oder ein anderes faszinierendes Fachgebiet gehalten hätte.
Es würde mich nur interessieren, ob er es tatsächlich irgendwann einmal
geschafft hat, einen seiner Vorträge zu halten.«
    »Dann hat bestimmt keiner zugehört«,
schnaufte Mrs. Lomax. »Aber das wäre ihm egal gewesen, er hätte auch
weitergeredet, wenn sie alle geschlafen hätten. Wenn er einmal in Fahrt war,
blieb einem nichts anderes übrig, als dazustehen und zu warten, bis er alles
abgespult hatte. Genau wie ein altes Grammophon.«
    »Das kann ich nur bestätigen. Ich nehme
nicht an, daß sie damit gerechnet hatten, daß er ein derartiger Langweiler war.
Oder daß er einen derartigen Sinn für Theatralik hatte, was ihn schließlich
dazu verleitet hat, die dramatischen Geheimnisse dieser Gesellschaft
niederzuschreiben. Sie dachten sicherlich, daß er auf eher harmlose Weise
seiner — eh — Vorliebe für Mantel-und-Degenstoffe frönte, indem er
beispielsweise einen Totschläger bei sich trug oder seine gefährlichen
Spionageaufträge auf seinen Expeditionen zur Mensa erfüllte.«
    Ottermole hatte sich in einem von
Ungleys Sesseln ausgestreckt und kitzelte Edmunds Schnurrhaare. »Ich frage mich
allerdings, warum er so einen Stock ausgerechnet Hodger gegeben hat.«
    »Ich nehme an, weil Hodger einen Stock
brauchte und die anderen nicht«, erwiderte Shandy. »Ungley hing viel zu sehr an
seinem Geld, um es für Geschenke auszugeben, die dann irgendwo im Schrank
verschwanden und vergessen wurden. Außerdem war er sicherlich schlau genug, um
zu wissen, daß Hodger der eigentliche Kopf der Gruppe war. Hodger, Lutt und
möglicherweise Mrs. Pommell waren wohl der Exekutivausschuß. Pommell kümmerte
sich um die finanzielle Seite. Er hatte offenbar einige geniale Methoden
entwickelt, Geld zu waschen und dann damit Politiker für ihre Dienste zu
bezahlen oder es den Clubmitgliedern zukommen zu lassen. In Ungleys Unterlagen
gibt es eine Notiz, die ihn daran erinnern sollte, sich von Pommell diese
Methoden genau erklären zu lassen, damit er sie in die Clubprotokolle aufnehmen
konnte, nachdem er den anderen die frohe Nachricht von der Existenz seiner
gesammelten Werke verkündet hatte.«
    »Komisch«, sagte Thorkjeld Svenson.
»Protokolle. Die einzige Arbeit, die Ungley je getan hat, ohne daß man ihn
zwingen mußte. Und dafür haben sie ihn dann umgebracht.«
    »Das sollte uns allen eine Lehre sein«,
meinte Alonzo Bulfinch. »Sill verteilte die Schmiergelder, nehme ich an, und Twerks
war der Gorilla. Clarence hat mir erzählt, daß er im Krieg in einer
Spezialeinheit war. Keine schlechte kleine Organisation für einen Ort wie
Balaclava Junction. Ich würde nur gern wissen, ob sie irgendwann mal ein
richtig großes Ding gedreht haben.«
    Shandy stellte seine leere Kaffeetasse
auf den Tisch. »Sie waren ganz schön geschickt darin, Staatsverträge den Firmen
zuzuschustern, mit denen sie zu tun hatten, indem sie großzügig bestimmte Leute
unterstützten, die sie für zuverlässig genug hielten, das Gewünschte dann auch
zu liefern. Gott sei Dank wurden nicht alle ihre Kandidaten gewählt oder
berufen. Einige nahmen das Geld und wurden daraufhin enttäuschenderweise
ehrbar. Aus ihrer Sicht war Claude wohl der bisher größte Erfolg. Sie waren
ziemlich überzeugt davon, daß sie ihm Sam Peters’ Sitz würden sichern können.
Die Kampagne verlief allerdings nicht annähernd so gut, wie sie es sich
vorgestellt hatten, trotz der immensen Geldsummen, die sie investiert hatten,
doch sie hatten schließlich immer noch ein As im Ärmel.«
    »Das gottverdammte Silo«, knurrte
Thorkjeld Svenson.
    »Genau. Das war der gut durchdachte
Plan, der allerdings schiefging. Sie hatten es seit Jahren im Hintergrund
vorbereitet, wie wir inzwischen wissen. Sie hatten nicht von Anfang an vorgehabt,
Mrs. Smuth umzubringen, nachdem sie ihre Nummer abgezogen hatte, aber sie
hatten durchaus einen Alternativplan für den Fall, daß der erste scheitern
sollte. Ich befürchte, wir haben ihr Ableben etwas — eh — beschleunigt, indem
wir dafür gesorgt haben, daß die Demonstration sich als Rückschlag erwies. Wenn
die Propaganda erfolgreich gewesen wäre —«
    »War völlig unmöglich«, stieß Thorkjeld
Svenson hervor. »Nicht genug Dummköpfe in unserem Wahlbezirk. Muß erst
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