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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht
Autoren: Charlotte MacLeod
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für richtig halte. Also, ich
würde gern vielleicht 10000 Dollar für jedes meiner fünf Enkelkinder behalten,
damit sie einen kleinen Notgroschen haben, und dann den Rest der
College-Stiftung übergeben. Das heißt, wenn Ihnen das recht ist, Präsident
Svenson.«
    »Hölle auch, Bulfinch. Hochanständig
von Ihnen. Wir könnten es Bulfinch-Stiftung nennen.«
    »Ach herrje, das wäre mir aber richtig
peinlich. Nennen Sie es doch lieber Ungley-Stiftung. Nach meiner Mutter«, fügte
er noch rasch hinzu, als er drohende Wolken auf Svensons Stirn aufziehen sah.
»Sehen Sie, mit so viel Geld kann ich gar nichts anfangen. Ich bekomme doch
meine Rente vom Betrieb und habe hier meinen Job als Wachmann. Und ein schönes
Zuhause hier bei Betsy, wenn sie mich weiter hier wohnen läßt.«
    Edmund gähnte, streckte sich, duckte
sich und sprang von Ottermoles linkem Oberschenkel genau auf Bulfinchs Schoß.
Mrs. Lomax nickte ihrem Kater verständnisvoll zu.
    »Oh, ich glaube, wir können Sie noch
eine ganze Weile ertragen. Komm schon, Edmund, du kannst hier nicht ewig allen
auf die Nerven gehen. Das Mittagessen steht um Punkt zwölf auf dem Tisch,
Alonzo. In der Zwischenzeit sollten Sie ins Bett gehen und ein bißchen
schlafen. Ich rufe jetzt auf der Stelle Silvester an und sage ihm, er soll Sie
eine Zeitlang in der Tagschicht arbeiten lassen, sonst kann er was erleben. Ein
Mann in Ihrem Alter, und dann die ganze Nacht bei dieser Kälte auf den Beinen.
Zum Kuckuck, Sie fangen schon an, so auszusehen wie die Sachen, die der Kater
immer von draußen hereinschleppt.«

Nachwort
     
     
     
     
     
     
    D u siehst aus wie »Something The Cat
Dragged In« (so der amerikanische Originaltitel) — etwas, das die Katze
hereingeschleppt hat — ist im Englischen die recht drastische Bezeichnung für
einen außergewöhnlich mitgenommen aussehenden Menschen. Wie drastisch, weiß jeder
Katzenfreund aus leidvollen Erfahrungen mit gutgemeinten Mitbringseln in
unterschiedlich aufgelöster Form zu beurteilen — jeder Hundehalter übrigens
auch.
    Im Falle unseres Titels ist der
idiomatische Ausdruck allerdings wörtlich zu nehmen: Kater Edmund schleppt
eines frühen Morgens wirklich etwas Undefinierbares in Mrs. Lomax’ frisch
geputzte Küche, was sich dann als die Perücke ihres Mieters, des über
achtzigjährigen Professors emeritus Ungley herausstellt. Da der alte Herr, wenn
es nach ihm ginge, sich nicht einmal tot ohne seinen Haarschmuck erwischen
lassen würde, muß ihm etwas Schlimmes zugestoßen sein. Und tatsächlich findet
sie den alten Gelehrten tot hinter dem etwas verwahrlosten Haus der Balaclava
Society, einem höchst elitären Club der lokalen Honoratioren, deren
allmonatlicher der Geschichte und den traditionellen Werten von Balaclava
County gewidmeter Sitzung er am Vorabend beigewohnt hatte.
    Der von ihr sofort herbeigerufene
Polizeichef Fred Ottermole, schon aus früheren Balaclava-Bänden (»Schlaf in
himmlischer Ruh’«, »...freu dich des Lebens«, »Über Stock und Runenstein«, DuMont’s
Kriminal-Bibliothek 1001,1007 und 1019) nicht gerade als Ausbund an Scharfsinn
bekannt, ist nur allzu schnell bereit, den Tod des Emeritus als Unfall
anzusehen, schließlich ruht sein blutiger, vom Toupet entblößter Hinterkopf an
einer scharfzinkigen alten Egge, dem bislang einzigen öffentlich zugänglichen
Ausstellungsstück des zukünftigen Balaclava-County-Museum, für das die
Gesellschaft seit Jahrzehnten plant und angeblich auch arbeitet. Doktor
Melchett, der ebensoviel Rückgrat hat wie Ottermole Verstand, geht auch am
liebsten allem unnötigen Ärger aus dem Weg und plädiert ebenfalls für einen
Unfall.
    Aber warum sollte sich Professor Ungley
nachts hinter dem Haus der Balaclavianer im unkrautüberwucherten Garten
herumdrücken? Warum weist die Eggenzinke so wenig Blut auf? Und wer war in
Ungleys Abwesenheit in dessen Wohnung? Denn offensichtlich sind gewisse
Gegenstände fast unmerklich von ihren Plätzen bewegt worden — und das in einem
Zimmer, in dem sich seit Jahrzehnten nichts bewegt hat außer dem
kautabakbraunen Lehnsessel Ungleys, der auf einen leichten Druck mit dem Rücken
hin in die Horizontale kippt, um mit leichtem Gesäßdruck wieder aufgerichtet
werden zu können — was wohl Ungleys Hauptaktivität seit seiner
Zwangsemeritierung bei College-Präsident Svensons Amtsantritt war.
    So wird Ungleys plötzliches Ableben zu
Mrs. Lomax’ — und ihres Katers Edmund — ganz persönlichem Fall. Sie leisten
das, was
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