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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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verfluchte Nervosität schuld daran, dass ich die Zähne nicht auseinanderbekam. Vor lauter Aufregung hätte ich am liebsten ins Lenkrad gebissen!
    »Prima. Dann schieß mal los«, ermunterte mich Philipp. »Spann uns nicht länger auf die Folter. Was ist es? Womit willst du einen Hörer oder eine Hörerin glücklich machen? Mit einer antiken IKEA-Kommode aus dem Jahre 1980? Einem kastrierten Goldfisch?« Ich hasste diese Steigen-Sie-ein-fahren-Sie-mit-Masche, hinter der er sich verschanzte, wenn er unsicher wurde.
    »Weder noch.« Ich atmete tief durch. Jetzt oder nie. »Ich möchte mein Herz verschenken«, erklärte ich ernst, ja beinahe schon feierlich. Eigentlich hatte ich angenommen, dass ich mir bei diesem Satz furchtbar albern vorkommen oder dass ich vor Scham im Erdboden versinken würde, aber das Gegenteil war der Fall. Was all die Menschen zu Hause an ihren Radiogeräten von mir dachten, ob sie mich auslachten oder gar für verrückt erklärten, war mir schnurzegal. Die einzige Person, die in diesem Moment eine Rolle spielte, war Philipp. Und er würde schon wissen, was ich ihm mit diesen Worten mitteilen wollte. Das allein zählte.
    Atemlos wartete ich auf seine Antwort. Und wartete, und wartete … Die Stille in der Leitung zerrte an meinen Nerven. Das Schlimmste war die Ungewissheit. Der Kloß in meinem Hals schwoll an wie ein Hefeknödel. Mit jeder Sekunde, die verstrich, fühlte ich mich unbehaglicher und elender. Verdammt, was bildete ich mir eigentlich ein?! Möglicherweise hatte Philipp längst eine andere. Oder er wollte nach der saftigen Ohrfeige, die ich ihm verpasst hatte, nichts mehr mit mir zu tun haben.
    »Ich weiß natürlich nicht …«, haspelte ich unbeholfen. Ich brach ab. Was? Was wusste ich nicht? Ob Philipp von mir die Nase voll hatte? Ob er mich noch liebte? Ob er für so etwas Albernes wie mein Herz überhaupt Verwendung hatte? »… ich könnte natürlich verstehen, wenn es niemand haben wollte … also, das Herz meine ich …«
    »Oh, ich wüsste da schon einen Interessenten.« Philipps Stimme klang weich und zärtlich. »Wann kann die Übergabe denn stattfinden?«
    »Jederzeit.« Das warme Glücksgefühl, das wie eine Woge über mich hinwegschwappte, war einfach unbeschreiblich. Am liebsten hätte ich die ganze Welt umarmt!
    »Gut, dann in einer halben Stunde vor dem Sender. Und Belinda …«
    »Ja?«
    »Den nächsten Titel spiele ich nur für dich.«
    Ich schmiss das Handy auf den Beifahrersitz, drehte das Radio auf und brauste zu den Klängen von What a Wonderful World durch den lauen Sommerabend.
    Don’t know much about history
Don’t know much biology
Don’t know much about a science book
Don’t know much about the French I took
But I do know that I love you
And I know that if you love me too
What a wonderful world this would be
    (Sam Cooke, Wonderful World)
     

 
    Michaela Thewes , geboren 1972, lebt mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen bei Düsseldorf. Nach verschiedenen Tätigkeiten in der Verlags- und Werbebranche ist die gelernte Verlagsbuchhändlerin seit mehreren Jahren selbstständig. Sie arbeitet als freie Werbetexterin und Autorin sowie als Kolumnistin für eine Frauenzeitschrift.
    Mehr Infos unter: http://www.michaela-thewes.de .
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