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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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dem Geburtstagskind.
    Ich fand es rührend, wie sehr sich alle darüber freuten, dass ich einen Studienplatz bekommen hatte. Mareike und Markus waren völlig aus dem Häuschen gewesen. Und Ludger hatte so viele rote Rosen angeschleppt, dass es vermutlich in ganz Düsseldorf nicht ein einziges mickriges Röslein mehr zu kaufen gab.
    Da ich außer einem trockenen Brötchen und einer Tasse Hühnerbrühe an diesem Tag noch nichts runtergekriegt hatte, machte ich mich erst einmal mit Heißhunger über das Kuchenbüfett her. Als ich mir gerade das dritte Stück Torte einverleibte, blieb mir fast der Bissen im Halse stecken. Soeben hatte Philipp den Aufenthaltsraum betreten. Schock, schwere Not. Musste er denn nicht arbeiten?! Die Schwarzwälderkirschtorte schien sich in meinen Hamsterbäckchen auf wundersame Weise zu vermehren. Obwohl ich kaute und kaute, wurde der Bissen in meinem Mund nicht kleiner. O Gott, Philipp steuerte geradewegs auf mich zu!
    In Sekundenschnelle legte ich mir einen Fluchtplan zurecht. Ja, so müsste es gehen. Wenn ich es schaffen würde, mit einem riesigen Satz über das Kuchenbüfett zu hechten, eine alte Dame im Rollstuhl zur Seite zu schubsen und die beiden Pfleger an der Eingangspforte mit einem gezielten Handkantenschlag außer Gefecht zu setzen, dann hatte ich eine gute Chance, Philipp zu entwischen.
    Uns trennten nur noch wenige Meter. Ich fühlte mich wie ein Käfer, der die Schuhsohle, die ihn zu zerquetschen droht, näher und näher kommen sieht. Doch ich hatte Glück. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Erwin, Frau Groß’ Verehrer, neben mir am Kuchenbüfett auf. Das war Rettung in allerletzter Sekunde!
    Rasch stellte ich meinen Teller ab. »Darf ich bitten?«
    »Aber gerne.« Erwin machte eine kleine Verbeugung und reichte mir die Hand. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass eine attraktive junge Dame wie Sie mit einem alten Tattergreis wie mir ein Tänzchen wagen will.«
    Tattergreis? Von wegen! Erwin war besser in Form als die meisten Zwanzigjährigen. Er wirbelte mich so wild herum, dass mir Hören und Sehen verging. Nach einer besonders schwungvollen Drehung tippte mir von hinten jemand auf die Schulter. »Partnerwechsel!«
    Als ich sah, wen Frau Groß mir als Tauschobjekt unterjubeln wollte, klammerte ich mich wie eine Klette an Erwins Arm. Doch der elende Verräter hatte plötzlich nur noch Augen für Frau Groß. Mit fliegenden Fahnen lief er zu ihr über. Mir blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Verstohlen wischte ich mir meine schwitzigen Hände an der Hose ab.
    Philipp zeigte auf meine Füße. »Haben die Schuhe Stahlkappen?«
    »Wie bitte?«
    »Also nein. Gut, dann sollte ich dich besser vorwarnen. Ich bin ein lausiger Tänzer.«
    »Kein Problem.« Ich trat einen Schritt zurück. »Dann lassen wir es doch einfach.«
    »Kommt nicht infrage.« Philipp zog mich in seine Arme. »Solange wir tanzen, kannst du mir wenigstens nicht davonlaufen.«
    Irgendwie wollte ich das auf einmal auch gar nicht mehr …
    »Warum plötzlich so freundlich?«, fragte ich misstrauisch. Neulich im Treppenhaus hatte er mir nicht einmal die Hand gegeben.
    »Du hast Recht. Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Lili hat mir von eurer kleinen Aussprache erzählt. Mein Gott, Belinda, sie ist wie eine kleine Schwester für mich. Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, dass ich ein Verhältnis mit ihr haben könnte?«
    »Alle Anzeichen sprachen dafür.« Ich hatte Mühe, mich auf das Gespräch zu konzentrieren, denn Philipps Hände brannten wie Feuer auf meiner Haut.
    »Verrat mir nur eins: Hast du dich deshalb an jenem bewussten Abend aus dem Staub gemacht? Du glaubst ja gar nicht, wie beschissen ich mich gefühlt habe, als du dich plötzlich so abweisend verhalten hast. Natürlich dachte ich, es sei wegen Ludger.«
    »Lass doch die alten Geschichten, Philipp. Ich bin verheiratet!«
    »Na und? Ich bin auch nicht perfekt.« Sein schiefes Grinsen fiel ein bisschen traurig aus. »Nein, aber jetzt mal im Ernst: Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, wirst du zugeben müssen, dass die Hochzeit ein bedauerlicher Irrtum war, ein Fehler, ein Missgeschick, weiter nichts.«
    »Mein Gott, warum begreift ihr das eigentlich nicht? Ich war es doch, die Ludger zu dieser Ehe mehr oder weniger gedrängt hat. Wenn ich ihn in Vegas nicht so unter Druck gesetzt hätte, wäre er bestimmt nie auf die Idee gekommen, mir einen Antrag zu machen.« Wir rempelten unsanft mit einem anderen
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