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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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Riesenfehler war. Mit schreckgeweiteten Augen und ohne etwas dagegen unternehmen zu können, musste ich mit ansehen, wie der Kakao über den Tassenrand schwappte und sich über die weißen Polster ergoss. Auweia! Völlig kopflos rannte ich hin und her. Ich wusste gar nicht, worum ich mich zuerst kümmern sollte. Das hohe, schrille Fiepsen machte mich total irre! So oder so ähnlich musste sich ein Tinnituspatient fühlen.
    Nachdem ich den Topf von der Herdplatte geschubst und den Feuermelder fast aus der Decke gerissen hatte, besah ich mir den Schaden genauer. Den jungfräulich weißen Sofabezug zierte nun ein handtellergroßer, brauner Fleck. Er fiel gar nicht auf – wenn man die Augen nur fest genug zusammenkniff.
    Nun war guter Rat teuer. Ich fuhr alle Reinigungsmittel auf, die Ludgers Haushalt zu bieten hatte. Mit beachtlichem Erfolg: Der Fleck wurde immer größer und größer. Rund um den Kakao hatten sich fiese Wasserkränze gebildet. Schließlich, als ich mich schon kurz vor einem hysterischen Heulkrampf befand, kam mir aber doch noch die rettende Eingebung. Ich drehte das Sofapolster um. Die einfachsten Hausmittelchen waren halt doch immer noch die besten. Na bitte, sah doch aus wie neu. Ich hoffte nur, dass Ludger nie auf die Idee kam, die Polster zu wenden!
    Obwohl der Fleck nicht mehr zu sehen war, wurde mein Blick immer wieder wie magisch von dem Sofa angezogen. Ich hatte das Gefühl, das Kissen würde mich vorwurfsvoll anstarren. Nach einer Weile konnte ich die anklagenden Blicke nicht mehr ertragen. Nichts wie weg hier!, war mein einziger Gedanke.
    Ich beschloss, meiner Schwester einen kleinen Besuch abzustatten. Bei der Gelegenheit wollte ich gleich ein paar Klamotten holen, die ich bei meinem überstürzten Auszug vergessen hatte, und meine Schwester vor dem blonden Gift warnen. Um sicherzugehen, dass Lili auch wirklich allein war, kündigte ich meinen Besuch telefonisch an.
    Mann, tat das gut, Lili zu sehen! Mir kam es vor, als wären wir wochenlang voneinander getrennt gewesen! Nachdem wir eine Weile über belangloses Zeug gequatscht hatten, kam ich zur Sache. Ich konnte meine Schwester schließlich nicht einfach so in ihr Unglück rennen lassen.
    »Und wie läuft’s bei dir und Philipp?« Ich gab mir Mühe, meine Stimme beiläufig klingen zu lassen.
    »Alles bestens. Wieso fragst du?«
    »Ich hab ihn vor ein paar Tagen im Treppenhaus getroffen. An seinem Arm hing so ’ne blonde Barbiepuppe. Lippen hatte die, aufgepumpt wie ein Schlauchboot. Von den Brüsten wollen wir lieber erst gar nicht reden.«
    »Ach, das war sicher Larissa, eine Kollegin von Flippi. Sie moderiert ›Zickenalarm‹. Hast du bestimmt schon mal gehört. Ich hab sie kennen gelernt, als ich Philipp im Sender besucht hab. Ein ziemlich heißer Feger, nicht?«
    »Das kannst du aber laut sagen.« Vor meinem geistigen Auge tauchten ein Paar knallenger Jeans auf. Nach wie vor war ich mir nicht sicher, ob es sich um eine Hose oder ein Bodypainting gehandelt hatte. »Und es stört dich gar nicht, dass Philipp diese … diesen heißen Feger mit in seine Wohnung nimmt?«
    »Warum sollte es mich stören? Philipp ist auch bloß ein Mann.«
    »Ja, eben!«
    »Solange es die beiden nebenan nicht so laut treiben, dass ich vor lauter Krach nicht schlafen kann, gönne ich Philipp den Spaß von Herzen.«
    »Also, bei aller Toleranz: Wenn Philipp mein Freund wäre …«
    Lili runzelte die Stirn. »Du glaubst doch wohl nicht, Flippi und ich …«
    Ich nickte. Doch, genau das glaubte ich.
    »Nee, Schwesterherz. Da bist du aber total auf dem Holzweg.« Lili lachte, als hätte ich einen guten Witz gemacht. Dabei war mir so gar nicht nach Scherzen zumute. Im Gegenteil! Ich fühlte mich plötzlich eigenartig bedrückt.
    Lili kippelte mit ihrem Stuhl hin und her. »Ich gebe gerne zu, dass ich ihn ’ne Zeit lang kräftig angebaggert habe. Ist ja auch wirklich ein toller Typ. Bedauerlicherweise bevorzugt Philipp aber wohl doch etwas reifere Frauen.« Die Art, wie sie reif betonte, gefiel mir gar nicht. Es klang irgendwie so nach Fallobst und Rheumakissen. »Obwohl – einmal hatte ich ihn immerhin schon so weit, dass er für mich gestrippt hat. Kannst du dich noch an den Abend erinnern, an dem du mit Mareike und Jenny im Kino gewesen bist?«
    Natürlich konnte ich! Verglichen mit Lili war ich vielleicht alt, aber noch lange nicht senil. Außerdem: Wie hätte ich besagten Abend jemals vergessen können? Die Begegnung mit Jil hatte sich wie ein hässliches
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