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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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zu betrunken gewesen bin. Na, ist ja auch egal, denn ich liebe sowieso einen anderen. Das Blöde daran ist nur: Er weiß es noch nicht.« Ich machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. »Konnten Sie mir bis hierher folgen?«
    »So ungefähr«, log die junge Frau am anderen Ende der Leitung höflich. »Nur sind Sie mit Ihrem Anliegen bei uns leider völlig falsch. Rufen Sie doch einfach morgen Abend noch einmal an. Dann läuft ›Herzflimmern‹. Vielleicht haben Sie da mehr Erfolg. Auf Wiederhören.«
    Aufgelegt.
    Ich fühlte mich unangenehm an meine Diskozeit erinnert. Was hatte ich diese aufgeblasenen, muskelbepackten Türsteher gehasst, die sich wie Petrus an der Himmelspforte aufspielten und einem den Zutritt verweigerten, weil man die falschen Schuhe, die falsche Nase oder die falschen Freunde hatte. Gut, die Schuhe und die Freunde konnte man zur Not wechseln, bei der Nase wurde das schon schwieriger. Aber schließlich war ich kein pickeliger Teenager mehr, so leicht wollte ich mich nicht abwimmeln lassen. Energisch drückte ich die Wahlwiederholungstaste.
    »Rhein-Radio, Redaktion Fundgrube, Sie sprechen mit Vera Ortmanns. Was kann ich für Sie tun?«
    »Belinda Fischer noch mal. Wir sind irgendwie unterbrochen worden.«
    »Frau Fischer, ich habe Ihnen doch eben schon gesagt, dass …«
    »Ich weiß, ich weiß«, kam ich ihr zuvor. »Ich soll morgen wieder anrufen bei ›Herzflimmern‹, dieser Kuppelsendung …«
    »Singlebörse«, wurde ich freundlich berichtigt.
    »Schön, dann eben Singlebörse. Aber verstehen Sie doch: Ich kann unmöglich bis morgen warten. Ich liebe diesen Mann.« Drohen, bestechen, beschimpfen – mir wäre jedes Mittel recht gewesen, um endlich mit Philipp sprechen zu dürfen. »Sie waren doch bestimmt auch schon mal verliebt, so richtig bis über beide Ohren«, versuchte ich an ihre weibliche Solidarität und an ihr Mitgefühl zu appellieren.
    »Natürlich.«
    »Sehen Sie, dann wissen Sie doch, wie das ist. Könnten Sie für mich nicht mal ein Auge zudrücken? Ich flehe Sie an! Es geht um alles oder nichts. Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß!«
    »Ich würde Ihnen ja wirklich gerne helfen, glauben Sie mir. Aber ich bin bloß Praktikantin. Und ich hab von meinem Chef klare Anweisungen bekommen, wen ich ins Studio durchstellen darf und wen nicht.«
    Seit der kleinen unappetitlichen Affäre im Weißen Haus war ja bekannt, dass Praktikantinnen gelegentlich zu einem gewissen Übereifer neigten. Ich hoffte inständig, dass sich das Engagement dieser jungen Dame auf ihre Arbeit beschränkte.
    »Und Sie können wirklich keine Ausnahme machen? Nicht mal eine klitzekleine?«
    »Nein, leider nicht.« Ein kurzes Zögern, dann fuhr sie fort: »Es sei denn, Sie haben etwas verloren, gefunden oder zu verschenken. Es muss ja nichts Alltägliches sein. Vielleicht etwas besonders Außergewöhnliches …«
    Ich dachte angestrengt nach. Meinen Verstand hatte ich wiedergefunden. War das außergewöhnlich genug? Aber damit würde ich bei Vera, die ihren Praktikumsplatz zu lieben schien, nicht durchkommen. Wenn nicht auf der Stelle ein Wunder geschah, musste ich unverrichteter Dinge wieder auflegen. Und das Wunder geschah. Auf den letzten Drücker fiel mir ein plausibler Aufhänger für meinen Anruf ein, der zum Motto der Sendung passte, und der auch Praktikantin Vera überzeugte.
    Endlich gab sie mir ihr Go: »Bleiben Sie am Apparat, nach der nächsten Werbeunterbrechung sind Sie dran.«
    Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, mit Philipp verbunden zu werden. Meine Finger, die vor Nervosität ganz feucht waren, krallten sich um das Handy. Eher würde ich das winzige Ding zu Brei zerquetschen als zuzulassen, dass es mir so kurz vor dem Ziel aus der Hand flutschte!
    »Hallo und einen wunderschönen guten Abend, hier spricht Philipp. Wer ist in der Leitung?«
    »Hallo Philipp, hier ist Belinda.«
    »Belinda?«, echote Philipp so verdattert, als hätte er soeben Funksignale aus dem All empfangen. Nach der ersten Überraschung gewann der erfahrene Moderator in ihm jedoch ruck, zuck wieder die Oberhand. »Belinda, was gibt’s? Hast du etwas verloren, gefunden oder noch viel besser – zu verschenken?«
    »Zu verschenken.« Bei meinem ersten Anruf hatte ich mir von Philipp anfangs auch jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen lassen. Mein Gott, mir kam es vor, als würden Jahre und nicht ein paar läppische Wochen zwischen diesen Telefonaten liegen! Seinerzeit war es Misstrauen gewesen, an diesem Tag war meine
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