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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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da wird man ja depressiv! Und dann dieses grauenvolle Essen. Mal ehrlich, welcher halbwegs normale Mensch isst schon Würstchen und Bohnen zum Frühstück?«, plapperte ich ohne Sinn und Verstand drauflos. »Außerdem geht ja im Oktober auch schon mein Studium los.«
    »Und was wird dann aus uns?« Ein Paar strahlend blauer Augen ruhten fragend auf mir.
    Ich wich Ludgers Blick aus und rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl herum. »Genau darüber wollte ich mit dir reden.« Ich holte tief Luft. »Ludger, so leid es mir tut … und wahrscheinlich hast du es ja auch selbst schon gemerkt … also, was ich eigentlich sagen will, ist …«
    Mit leicht schräg gelegtem Kopf versuchte Ludger aus meinem Gestammel schlau zu werden. »Ich hoffe doch sehr, dass der Satz gut ausgeht.«
    Bedauerlicherweise tat er das nicht. »Das mit uns beiden haut einfach nicht hin.« Puh, endlich war es raus!
    Ludger legte seine Stäbchen beiseite. Sorgenvoll runzelte er die Stirn. »Natürlich hab ich gespürt, dass irgendwas zwischen uns nicht stimmt. Aber vielleicht sind das bloß Anlaufschwierigkeiten …«
    »Anlaufschwierigkeiten? Wenn das Anlaufschwierigkeiten sind, möchte ich lieber nicht wissen, wie ein Fehlstart aussieht.« So kamen wir nicht weiter. Es war wohl an der Zeit, dass ich meine Wünsche endlich klar und deutlich formulierte. »Ludger, ich will die Scheidung!«
    Das heißt nicht »ich will«, sondern »ich möchte bitte«, mahnte ein leises Stimmchen in meinem Hinterkopf. Ach was! Manche Dinge – Scheidungen zählten sicherlich auch dazu – konnte man gar nicht nachdrücklich genug formulieren.
    »Das geht nicht. Wir können uns nicht scheiden lassen«, bockte Ludger wie ein sizilianischer Maulesel.
    »Natürlich geht das! Nenn mir einen einzigen Grund, der uns daran hindern sollte.«
    »Wir lieben uns.« Irgendwie klang das mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung.
    »Das zählt nicht. Nenn mir einen zweiten Grund.«
    »Na schön, wie du meinst.« Abrupt wechselte Ludger den Tonfall. »Reden wir ganz offen miteinander. Es gibt da ein juristisches Problem …« Jetzt kehrte er den Anwalt raus. Von einer Sekunde auf die andere wurde er geschäftsmäßig.
    »Geht es ums Geld?« Aufgeregt sprang ich von meinem Stuhl auf. Das unbequeme Designobjekt kippelte einige Male unentschlossen hin und her, bevor es laut krachend aufs Parkett aufschlug. »Glaub mir, ich will dein Geld nicht! Ich würde nicht einen einzigen Cent von dir nehmen. Lass in der Kanzlei irgendeinen Wisch aufsetzen. Verzichtserklärung, Scheidungsvertrag, Kapitulationserklärung, ist mir völlig schnurz – ich unterschreibe alles.«
    »Es geht nicht ums Geld.«
    »Aber worum geht es dann?«
    »Ganz einfach: Wir können uns nicht scheiden lassen, weil …«, Ludger fuhr sich nervös durch die Haare, »… weil wir eigentlich gar nicht verheiratet sind.«
    Hääää? Jetzt begriff ich überhaupt nichts mehr.
    »Das ist doch lächerlich. Du hast mir schließlich selbst erklärt, dass eine Ehe, die in Amerika geschlossen worden ist, auch in Deutschland anerkannt wird.«
    »Immer vorausgesetzt, dass man auch tatsächlich geheiratet hat …«
    »Was willst du damit sagen? Dass wir gar nicht geheiratet haben? Erzähl keinen Blödsinn. Ich weiß genau, dass wir in diese Wedding Chapel reingegangen sind.«
    »Ja, reingegangen und fünf Minuten später unverrichteter Dinge wieder rausgegangen.« Ludger schnaubte ärgerlich. »Leider hat die Pfeife an der Hotelrezeption vergessen, mich darüber aufzuklären, dass man sich zuerst eine Lizenz besorgen muss. Ohne die läuft nämlich gar nichts.«
    Meine Kinnlade gehorchte dem Gesetz der Schwerkraft und klappte nach unten. Diese Neuigkeit musste ich erst einmal verdauen. Ich war nicht Ludgers Frau – und würde es auch nie sein! Wie in Trance stellte ich den Stuhl wieder auf und setzte mich. Meine Gedanken überschlugen sich. Wenn ich gewusst hätte, dass wir gar nicht geheiratet hatten – mir wäre so einiges erspart geblieben! Nicht nur die ranzige Sahne, die ich dem Stripper vom Bauch geschleckt hatte …
    »Mal ehrlich, wer konnte denn ahnen, dass man so einen blöden Wisch braucht?!«, echauffierte sich Ludger. »Ausgerechnet in Vegas, wo eine Eheschließung doch angeblich ganz unbürokratisch abläuft. Mann, was war ich sauer!« Er senkte die Stimme. »Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, auch ein kleines bisschen erleichtert.«
    »Erleichtert? Ja, aber warum zum Teufel hast du mir denn dann überhaupt erst
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