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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Michaela Thewes
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Tanzpaar zusammen. Philipp hatte nicht zu viel versprochen. An ihm war wirklich kein zweiter Fred Astaire verloren gegangen. Ein Auffrischungskurs in der Tanzschule würde nicht schaden. Andererseits war da nicht viel, was man hätte auffrischen können. »Das Geheimnis einer langen Ehe ist, sich nicht zu trennen«, zitierte ich meinen Vater, während ich die nächste Karambolage durch einen Sprung zur Seite gerade noch so verhindern konnte. »Schließlich hab ich Ludger ein Versprechen gegeben: In guten wie in schlechten Zeiten …«
    »Ach, Blödsinn! Du weißt doch gar nicht, was du ihm da versprochen hast!«, brauste Philipp auf. »Vielleicht bist du in dieser Wedding Chapel in Wirklichkeit zum Buddhismus konvertiert oder dem Elvis-Fanklub beigetreten.« Er kannte also alle pikanten Details meiner peinlichen Geschichte.
    »Wer hat dir erzählt, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann?«, fragte ich entsetzt, obwohl die Antwort eigentlich auf der Hand lag.
    »Deine Schwester. Aber das spielt doch wohl keine Rolle, oder?«
    Ansichtssache. Ich persönlich war der Meinung, dass es sehr wohl eine Rolle spielte, wen ich an diesem Abend umbringen würde.
    Philipps nächste Frage traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel: »Liebst du ihn?«
    Zum Glück wirbelte in diesem Augenblick Frau Groß an uns vorüber und ersparte mir die Antwort. »Na, ihr beiden Hübschen! Amüsiert ihr euch auch gut?«
    Philipp lächelte sie liebevoll an. »Ja, Oma. Alles bestens!«
    »Dann ist es ja gut.«
    Versonnen schaute ich Philipps Oma hinterher. »Sie sieht richtig glücklich aus. Wie ein junges Mädchen. Ist es nicht toll, wenn man sich in dem Alter noch mal verliebt?«
    »Gottlob, die Chance bleibt dir ja erhalten.« Philipps Stimme triefte vor Sarkasmus. »Wenn du schon deine besten Jahre an den falschen Kerl verschenkst …«
    »Was wollt ihr bloß alle von mir? Ich hab mir die Suppe eingebrockt, und jetzt werd ich sie auch auslöffeln.«
    »Na dann! Wenn du an dem Süppchen mal nicht erstickst.« Philipp schwenkte mich wie einen Crashdummy durch die Gegend. »Aber du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet: Liebst du ihn?«
    »Liebst du ihn? Liebst du ihn?«, äffte ich Philipp nach. »Als ob das das Einzige wäre, worauf es in einer Ehe ankommt.«
    »Worauf kommt es in einer Ehe denn sonst an? Erklär’s mir! Ich bin ganz Ohr. Auf das Ehegattensplitting? Und erspar mir jetzt bitte das Gesülze von gegenseitigem Respekt, Ehrlichkeit, Loyalität und diesen ganzen Schmu.«
    »Das ist kein Schmu. Außerdem hätte ich es schlechter treffen können.«
    »Stimmt, Ludger säuft nicht, er schlägt dich nicht …«
    »Ach, jetzt hör schon auf!«
    »Es gibt sicher jede Menge Frauen, die so eine Ehe für einen guten Deal halten würden. Aber du doch nicht! Verdammt noch mal, Belinda, wach auf!«
    Wir hatten aufgehört zu tanzen. Philipps rechte Hand lag immer noch auf meinem Schulterblatt, mit der linken gestikulierte er wild in der Gegend herum. Es schien ihm völlig egal zu sein, dass wir mitten im Raum standen und die anderen Tanzpaare behinderten.
    »Manchmal kommt die Liebe ja auch erst im Laufe der Zeit«, sagte ich mehr an mich selbst, als an Philipp gerichtet. »Ich kann mich doch nicht sofort wieder scheiden lassen, ohne es zumindest versucht zu haben.«
    »Der Kinder zuliebe?«, unterbrach mich Philipp mit beißender Ironie. »Was soll der Blödsinn?«
    »Ludger hat ’ne Menge für mich aufs Spiel gesetzt. Er hat sich von Jil getrennt und mich gegen den Willen seiner Eltern geheiratet.«
    »Ausgesprochen heldenhaft. Eins muss man deinem Anwalt lassen: Courage hat er. Ich bin beeindruckt. Bloß schade, dass deine Schwiegereltern von ihrem Glück noch gar nichts wissen.«
    Erschreckend, über wie viele Insiderinformationen Philipp verfügte. Grrr, Lili konnte sich schon mal auf was gefasst machen!
    »Ludger wartet eben auf die richtige Gelegenheit, um seinen Eltern von unserer Hochzeit zu erzählen.« Sogar in meinen eigenen Ohren klang das ziemlich unglaubwürdig.
    Philipp sah mir tief in die Augen. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass unser gemeinsamer Abend dir nichts bedeutet hat.«
    »Es geht nicht. Versteh doch!«
    Er verstand. Vermutlich gar nichts. Denn plötzlich zog er mich stürmisch an sich. Ehe ich begriff, was er vorhatte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Am liebsten hätte ich mich an ihn geschmiegt und seinen Kuss erwidert. Aber der erste Impuls ist bekanntlich nicht immer der beste. Darum
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