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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder
Autoren: Paul C. Doherty
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noch lange kein Mönch.«
    »Und Pater Benedict?« fragte Cade, der sich allmählich wieder faßte.
    »Oh, ich nehme an, Lady Somerville hatte mit ihm gesprochen. Vielleicht hatte sie ihm sogar ihren Verdacht mitgeteilt, daß die Morde an den Londoner Huren von einer ihrer eigenen Schwestern begangen würden, von einer der Schwestern der Hl. Martha.« Corbett sah Lady Mary Neville an. »Was Lady Somerville da erfahren hatte, war ein solcher Schock für sie, daß sie eine Karikatur dessen zeichnete, was in Westminster vor sich ging. Die Mönche hier waren nachlässig, und in ihrer Mitte beherbergten sie einen geifernden Wolf. Das erklärt auch, weshalb Lady Somerville daran dachte, die Schwestern der Hl. Martha zu verlassen.«
    »Aber warum sollte die Mörderin Lady Somerville mißtrauen?« wollte Ranulf wissen.
    »Eine Frage von Spekulationen, aber auch der Logik. Lady Somerville murmelte geheimnisvolle, rätselhafte Worte vor sich hin, die nur die Mörderin verstehen konnte, und vielleicht wurde ihr auch klar, daß sie einen Fehler begangen hatte, als sie die blutbefleckte Kutte zurückgab. Eine ganz unverwechselbare Kutte, weil sie für eine sehr große Person gemacht war. Die Mörderin behielt Lady Somerville im Auge und beobachtete, wohin sie ging. Mit den Brüdern in der Abtei sprach Lady Somerville nicht, und ihre Geschichte war zu unglaubhaft, um damit zu den Behörden zu gehen; ihrem eigenen Sohn war sie entfremdet, und folglich war es logisch, daß sie sich an Pater Benedict wandte.«
    »Er hat recht«, sagte Lady Mary und starrte Lady Fitzwarren an. »Er hat recht.« Ihre Stimme wurde lauter. »Lady Somerville und Pater Benedict standen einander sehr nahe.«
    »Ja, ja, das stimmt wahrscheinlich«, meinte Corbett.
    »Und alles andere paßt ins Bild«, bemerkte Ranulf, stand auf und stellte sich hinter Lady Fitzwarren. »Unsere Mörderin war zweifach im Vorteil: Als Mönch verkleidet, konnte sie überall hingehen, und als Mitglied der Schwestern der Hl. Martha wußte sie, welche Huren die Verwundbarsten waren; sie wußte, wo sie wohnten, kannte ihren Tagesablauf und ihre persönlichen Umstände. Und keine Frau würde sich von einer anderen bedroht fühlen.« Ranulf beugte sich über den Stuhl der Frau und packte sie bei den Handgelenken.
    Lady Fitzwarren wehrte sich und fletschte die Zähne wie eine in die Enge getriebene Füchsin.
    »Du Dreckskerl!« zischte sie. »Nimm deine Pfoten weg!« Ranulf zog Lady Catherines Hände aus den Ärmeln ihres Gewandes und sah Corbett überrascht an, denn sie hatte keinen Dolch.
    Corbett starrte in das verzerrte, alte, von giftigem Haß erfüllte Gesicht. Sie ist verrückt, dachte er. Wie alle Mörder hat sie tief in ihrer Seele eine Krebsgeschwulst, eine Fäulnis, die ihren ganzen Geist vergiftet hat. Lady Fitzwarren schaute ihn an wie eine boshafte Hexe, die bei einer Missetat ertappt worden war.
    »Und schließlich«, fuhr Corbett fort, »fesselte mich die Frage, weshalb die Frauen alle am dreizehnten eines Monats hatten sterben müssen. Ihr wißt, warum. Euer Gemahl, Lady Catherine, starb an St. Martin, am Fest des Papstes und Märtyrers, das wir am dreizehnten April begehen.«
    »Aber bei der letzten, Hawisa, galt dieser Ablauf nicht«, wandte Cade ein.
    »Ja, das weiß ich«, antwortete Corbett. »Doch das sollte uns nur verwirren. Seht Ihr, Master Cade, nur wenigen ist diese Regelmäßigkeit aufgefallen. Ranulf, mir, Euch und zwei anderen Personen, mit denen ich gesprochen habe: Lady Mary Neville und Lady Catherine Fitzwarren.« Corbett lächelte matt. »Ich gestehe, eine Zeitlang, Master Cade, hatte ich Euch im Verdacht. Lady Mary, auch bei Euch war ich mir nicht sicher. Aber Puddlicott und der Bettler beschrieben den Mörder als sehr groß. Und schließlich verriet Seine Majestät der König mir unbeabsichtigt, wann Lord Fitzwarren starb. Das letzte Mädchen habt Ihr nur ermordet, um Eure Taten zu vernebeln, Lady Catherine.« Corbett trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Ihr habt immer alles vernebelt«, fügte er hinzu. »Als wir Euch in St. Katherine am Tower besuchten, habt Ihr eine Andeutung gemacht: Die Mönche in Westminster seien in einen Skandal verwickelt, der in einem Zusammenhang mit den Morden an den Straßenmädchen stehe.« Corbett lächelte schmal. »Ich nehme an, wenn der Staub sich erst gelegt hat, wird jedermann Bescheid wissen. Aber für Euch waren solche Gerüchte nur eine Tarnung für Euer mörderisches Treiben.«
    Lady Fitzwarren
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