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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt
Autoren: Loren Coleman
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Republik. Der junge Adelssprössling hatte die Schläfen zum traditionellen Haarstil seiner Dynastie rasiert und den Rest zu einem kurzen, dunklen Zopf geflochten. Seine Augen waren von dunklem Bernsteingelb und leuchteten sanft in einem inneren Feuer. Er war nur drei, vier Zentimeter größer als der exakt einssiebzig große Raul, hielt aber die Schultern nach hinten gezogen und das Kinn stolz vorgestreckt, als verliehen ihm diese Zentimeter eine besondere Überlegenheit.
    »Ich habe heute noch etwas anderes zu erledigen.«
    Offenbar hatte Sandoval-Gröll bequemerweise vergessen, dass er Rauls Elektrokarren angehalten und dessen Fahrt nach Landebucht sieben unterbrochen hatte. Raul war geneigt, das hochmütige Auftreten als Vorrecht eines Fremdwelt-Adligen zu erklären, oder als den Ärger eines Offiziers, der mit der Bürokratie konfrontiert wurde. Erik Sandoval-Gröll war Adliger und Offizier. Aber Sandoval-Gröll befand sich auch schon lange genug auf Achernar, um eine gewisse Höflichkeit erlernt zu haben, und seine Einheit war mindestens ebenso schuld an den Verzögerungen wie irgendein planetarer Amtsschimmel. Was er auf jeden Fall wusste.
    Entweder war Sandoval-Gröll einfach ein Ekelpaket, oder er unternahm zumindest keinerlei Versuch, es nicht zu sein.
    Doch Raul nickte höflich und widmete sich wieder dem Comp-block, den er in der rechten Hand hielt. Er blätterte durch die Frachtbriefe und verglich die Angaben auf dem grün leuchtenden Computerschirm mit den Ausdrucken, die Sandoval-Gröll ihm aufgedrängt hatte. Ein Satz Seriennummern gehörte zu drei schweren Lasern in einer der gesicherten Lagerhallen des Raumhafens. Und das war noch nicht alles. Einhundert Tonnen Kompositpanzerung. Fünfzehn Tonnen Munition. Eine Mydron-Autokanone, Kaliber 80 mm.
    »Das ist alles Material mit beschränktem Zugriff.« Er fuhr die Liste der Seriennummern wieder hoch. »Wozu brauchen Sie all das Material?«
    »Ich brauche es, weil ich die Genehmigungen besitze, es zu bekommen. Ich benötige nur noch Ihre Freigabe hier vor Ort.« Die Erinnerung, dass er tatsächlich Rauls Freigabe benötigte, veranlasste Sandoval-Gröll, etwas umgänglicher zu werden. »Ich nehme meine Leute zu einer Gefechtsübung mit scharfer Munition ins Tanager-Manövergelände.«
    Seine Leute.
    Eine leichte Übelkeit beschlich Raul, und er bemühte sich, den Widerwillen aus seinen dunklen, fast schwarzen Augen zu halten. San-doval-Gröll meinte den Schwertschwur, eine von mehreren Fraktionen, die seit dem Kollaps in der Republik aufgetaucht waren. Der Schwertschwur schwor Eriks Onkel offen Gefolgschaft, in der Überzeugung, dass Exarch Redburn Präfektur IV in der Sorge um den Rest der Republik der Sphäre aufgegeben hatte. Erik Sandoval-Gröll trug seine Loyalitäten offen zur Schau, indem er auf der linken Brusttasche der Uniform den Aufnäher des Schwertschwurs trug: ein Langschwert vor der aufgehenden Sonne. Der Gedanke, dass die Republik in ein >wir< und >die< zerfiel, in seine Leute und Rauls Leute, hinterließ bei Raul einen bitteren Geschmack im Mund, den er nicht mehr gekostet hatte, seit er zwei Jahre zuvor dabei gewesen war, als Charal DePriest feierlich ihr Offizierspatent erhalten hatte.
    Eine sarkastische Erwiderung, mit der er den Adligen abkanzelte, hätte den unangenehmen Geschmack vertreiben können. Sie wäre möglicherweise auch ein klarer Schritt in Richtung des Berufswechsels gewesen, den seine Verlobte ihm gelegentlich nahe legte.
    Ein LaderMech verließ seine Spur und rettete Raul vor einem unbedachten Ausfall, als er eine Lücke im Fußgängerverkehr zu dem
    Versuch ausnutzte, eine Kurve zu schneiden und sich vor einen langsameren Transportzug zu setzen. In den gabelartigen Klauen trug er ein Metallfass. Bei dem Versuch, sich zwischen ihnen und den in der Nähe parkenden Elektrokarren vorbeizuquetschen, schwenkte der Lader gefährlich nahe an die beiden wartenden Männer heran. Raul stieß Sandoval-Gröll mit steifem Arm zurück an die Wand - möglicherweise etwas grober als unbedingt nötig gewesen wäre -, dann riss er sich die schwarze Dienstmütze vom Kopf und signalisierte damit dem LaderMech-Fahrer.
    Der LaderMech hielt mitten im Schritt an. Ein schuldbewusster Ausdruck zuckte über das Gesicht des Fahrers, als er das silberne Dienstabzeichen auf der rechten Brusttasche von Rauls schwarzer Uniform sah und erkannte, dass er es mit einem Zollbeamten zu tun hatte. Eine Unterhaltung war unmöglich, jedenfalls, solange der
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