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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Autoren: Bernd Stöver
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Die vorge-

    das wort vom «kalten krieg» Bernard Baruch, Herbert Swope, UN-General-sekretär Trygve Lie, John Hancock in einer Sitzungspause bei den UN-Atom-energieverhandlungen 1946. Im Hintergrund sieht man Robert Oppenheimer, der sich zu einem der entschiedensten Verfechter der Atomwaffenkontrolle entwickelte. Die harten Verhandlungen inspirierten Herbert Swope zu seiner Wortschöpfung «Kalter Krieg», die ab 1947 um die Welt ging.
    brachten Ideen und Planungen zielten auf eine harmonische Zusammenarbeit mit den Sowjets, um nicht nur die Gefahren zu kontrollieren, sondern auch die Chancen der neuen Technik zu nutzen. Dem psychologischen Klima entsprach der apokalyptische Tenor der Rede, mit der Baruch am 14. Juni 1946 den amerikanischen Vorschlag zur Atomwaffenkontrolle präsentierte.
    Aus Sicht der UdSSR, die seit 1943 - nicht zuletzt mit Hilfe zugespielter Informationen aus den amerikanischen Labors - an der Entwicklung von Kernwaffen arbeitete, war der Baruch-Plan nicht nur unannehmbar, sondern eine schlichte Provokation. Die Annahme hätte nicht nur das Vorhaben, waffentechnisch mit den USA gleichzuziehen, gefährdet. Eine Ablieferung der bisherigen Ergebnisse «an die Amerikaner» wäre darüber hinaus einer Selbstentwaffnung gleichgekommen, wie Dimitri Skolbetsin, einer der sowjetischen Unterhändler, später betonte. 9 Seit Mitte des Krieges befürchtete Stalin, der Westen werde ihn mit «der Bombe» politisch erpressen können. Trumans Verhalten seit Kriegsende, nicht zuletzt während der Potsdamer Konferenz, erschien ihm als Bestätigung. So war es kein Zufall, daß der sowjetische Diktator nur elf Tage nach dem letzten Atombombeneinsatz in Japan am 20. August 1945 das offizielle Dekret unterschrieb, welches den amtierenden Geheimdienstchef, Lawrenti Berija, zum Chef eines Nuklearwaffenprogramms machte. Mit entsprechendem Druck auf alle Beteiligten gelang es fast auf den Tag genau vier Jahre später, 1949, die erste sowjetische Atombombe zu zünden. In der Zwischenzeit spielten die Sowjets auch am Verhandlungstisch auf Zeit. Sie präsentierten in den monatelangen Gesprächen mit den Amerikanern diverse Gegenvorschläge, die wiederum den USA unannehmbar erschienen. «Wir sollten unter keinen Umständen unsere Waffe wegwerfen», hatte Truman Baruch eingeschärft, «solange wir nicht sicher sind, daß der Rest der Welt nicht gegen uns rüsten kann». 10 Die Verweigerung der USA gegenüber ihren Vorschlägen bot wiederum Moskau weitere Argumente gegen Washington. Am 17. September 1946 schließlich teilte ein frustrierter Baruch Truman mit, er sehe überhaupt keine Möglichkeit mehr, die Ansichten des Westens mit denen der Sowjets in Einklang zu bringen. Am 30. Dezember 1946 nahm die Atomenergiekommission der UNO ohne die Stimmen der UdSSR und Polens den Baruch-Plan zwar an. Die Stimmenthaltung Moskaus machte den Konsens der anderen Staaten allerdings wirkungslos. Wenig später reichte Baruch am 4. Januar 1947 seinen endgültigen Abschied ein. Drei Monate später folgte seine Rede, die als erste öffentliche Präsentation des Begriffs «Kalter Krieg» gelten darf. Im Abgeordnetenhaus von Columbia, der Hauptstadt des US-Bundesstaats South Carolina, verwendete er zum ersten Mal die Wendung seines Mitarbeiters Herbert Swope, um den Konflikt mit den Sowjets als «eine neue Art von Krieg» zu beschreiben. 11 «Wir sollten uns nicht täuschen», so hatte Baruch unter anderem ausgeführt, «wir sind heute inmitten eines Kalten Krieges. Unsere Feinde sind sowohl außerhalb als auch innerhalb des Landes.» 12 Das sei bereits eine Vorstufe des militärischen Konflikts. Nur wenig später erschien im Herbst 1947 schließlich die für die Verbreitung des Begriffs dann folgenreichste Veröffentlichung: die 62seitige Broschüre des prominenten
    New Yorker Journalisten Walter Lippmann, die nun zum ersten Mal den Titel The Cold War trug. 13 Der politisch den Republikanern nahestehende Lippmann, der sich publizistisch in einer Art Dauerfehde mit der TrumanAdministration befand, hatte zuvor in der New York Herold Tribüne eine Serie von kritischen Artikeln gegen die Containment Policy publiziert, die dieser Band jetzt versammelte. Den Begriff des Kalten Krieges suchte der Leser allerdings vergeblich. Daß er im Titel auftauchte und in gewisser Weise wohl auch als Verkaufsargument eingesetzt wurde, macht allerdings deutlich, wie bekannt er in der Öffentlichkeit bereits war. Was Lippmann persönlich unter einem «Kalten
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