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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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also heute Abend nicht mit von der Partie?«, sagte Rebus. Sein ganzer Mund war inzwischen voll Blut. Er schluckte es herunter. »Waren Sie eigentlich an dem Abend dabei, als er Roddy Grieve umgebracht hat?«
    »Mick hat kein Gefühl dafür, wann es reicht«, sagte Hutton. »Ich wollte den Kerl nur ein bisschen vorwarnen, nicht gleich umbringen.«
    »Tja, gutes Personal zu finden wird immer schwieriger.« Er spürte, wie der Griff um seine Brust sich verengte, ihm die Luft aus den Lungen presste.
    »Richtig, nur dass ständig irgendein Bullen-Klugscheißer daherkommt, wenn man es am allerwenigsten brauchen kann.« Wieder ein Schlag, diesmal fing Rebus' Nase an zu bluten. Tränen schossen aus seinen Augen. Er versuchte sie wegzublinzeln. Oh, Jesus, tat das weh.
    »Danke, Onkel Ger«, sagte Hutton. »Dafür bin ich dir was schuldig.«
    »Ist doch Ehrensache«, sagte Cafferty. Er trat einen Schritt vor. Rebus konnte sein Gesicht jetzt deutlich sehen. Nicht der Funke eines Gefühls. »Früher hättest du dich nicht so leicht aufs Kreuz legen lassen, Strohmann, nicht vor fünf Jahren.« Er trat wieder ein paar Schritte zurück.
    »Kann ich nur bestätigen«, sagt Rebus. »Am besten, ich trete gleich morgen in den Ruhestand.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Hutton. »Und zwar in einen verdammt langen Ruhestand.«
    »Und wo willst du ihn entsorgen?«, fragte Cafferty.
    »Ach, wir haben Baustellen in Hülle und Fülle. Ein schönes großes Loch und eine halbe Tonne Beton.«
    Rebus versuchte, sich loszumachen, doch der Mann hielt ihn eisern umklammert. Er hob einen Fuß und trat mit aller Macht zu, doch der Gorilla hinter ihm hatte stahlverstärkte Schuhspitzen. Der Griff des Mannes wurde immer enger, wie ein Stahlband, das ihn – Rebus – langsam erdrückte. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle.
    »Aber zuerst wollen wir noch ein bisschen Spaß  haben«, sagte Hutton. Er kam näher, seine Gesicht war nur noch Zentimeter von Rebus' entfernt. Dann spürte Rebus, wie hinter seinen Augen der Schmerz explodierte, als Hutton ihm mit voller Wucht das Knie zwischen die Beine rammte. Galle stieg ihm in den Mund, und der Whisky suchte sich den kürzesten Weg ins Freie. Dann ließ der Mann ihn plötzlich los, und er sank auf die Knie. Vor seinen Augen nichts als Nebel, im Hintergrund das Singen des Meeres. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, versuchte, die Augen wieder klar zu bekommen. Sein ganzer Unterleib stand in Flammen. In seiner Kehle Whisky-Dunst. Als er durch die Nase ausatmen wollte, bildeten sich große Blutblasen. Der nächste Schlag traf ihn an der Schläfe. Diesmal ein Fußtritt, der ihn auf den Beton niederstreckte, wo er wie ein Fetus zusammengekrümmt liegen blieb. Er wusste,
    dass er sich eigentlich aufrappeln, sich dem Kampf stellen musste. Was hatte er denn noch zu verlieren? Wenn es schon nicht anders ging, konnte er auch tretend, kratzend, prügelnd und speiend untergehen. Hutton hockte vor ihm und hob seinen Kopf an den Haaren in die Höhe.
    In der Ferne hörte er Explosionen: das Feuerwerk oben auf der Burg. Das bedeutete, dass es jetzt Mitternacht war. Der Himmel wurde von farbenprächtigen Gebilden erleuchtet: blutrot, giftgelb.
    »Du kannst dich in deiner Gruft auf einen ziemlich langen Aufenthalt gefasst machen, das kannst du mir glauben«, sagte Hutton. Cafferty stand direkt hinter ihm und hielt etwas in der Hand. Die Lichter des Feuerwerks brachen sich darin. Ein Messer, eine mindestens zwanzig Zentimeter lange Klinge. Dann hatte sich Cafferty diese Aufgabe also selbst vorbehalten. Entschlossen umklammerte er den Griff. Das also war es, worauf alles hinausgelaufen war, seit sie sich damals im Büro des Wiesels wieder gesehen hatten. Rebus war fast erleichtert: lieber Cafferty als dieser junge Schläger. Hutton hatte seine kriminellen Neigungen gut zu verbergen gewusst, eine dicke polierte Schicht bürgerlicher Respektabilität aufgetragen. Ja, unter den gegebenen Umständen hätte Rebus sich immer für Cafferty entschieden…
    Aber jetzt spülte das tosende Meer alles andere hinweg, brandete über Rebus hinweg, reinigte ihn mit seinem Brausen, steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, und die Schatten und das Licht, dies alles verschwamm, wurde eins…
    Ringsum war alles grau.

42
    Er erwachte.
    Frierend, ächzend vor Schmerz, als ob er die ganze Nacht in einem Grab verbracht hätte. Seine Augen waren verkrustet. Er riss sie auf. Ringsum nichts als Autos. Er zitterte am
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