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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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wieder ins Freie.
    Er wählte auf dem Mobiltelefon die Nummer des Leichenschauhauses und fragte Dougie, wer Rab obduziert hatte. Die Antwort: Curt und Stevenson. Er bedankte sich bei Dougie und tippte Curts Nummer ein. Er dachte an Rab, der jetzt nur mehr Asche war. Ohne Leiche kein Verbrechen. Aber es musste ja einen Obduktionsbericht geben, und wenn darin von Krebs die Rede war, dann hatte Rebus Beweismaterial genug, um Cafferty abermals untersuchen zu lassen.
    »Eine Überdosis«, erklärte Curt. »Er war schon im Gefängnis süchtig und hat es ein bisschen übertrieben, als er wieder rausgekommen ist.«
    »Aber als Sie ihn aufgemacht haben, was haben Sie da sonst noch gefunden?« Rebus hielt das Telefon so fest umschlossen, dass sein Handgelenk schmerzte.
    »Hat die Familie uns untersagt, John.«
    Rebus schloss die Augen. »Ein junger Mann… ungewöhnliche Todesumstände.«
    »Irgendeine religiöse Begründung… hab den Namen der Kirche noch nie gehört. Der Anwalt hat uns schriftlich um die Respektierung dieses Wunsches ersucht.«
    Darauf wette ich, dachte Rebus. »Also keine Autopsie?«
    »Wir haben unser Möglichstes getan. Aber die Tests waren eindeutig…«
    Rebus beendete das Gespräch und presste die Augen zusammen. Ein paar Schneeflocken verfingen sich in seinen Wimpern. Nur langsam öffnete er die Lider, um sie zu verscheuchen.
    Keine Leiche, keine Beweise. Plötzlich fing er an zu zittern, Caffertys Worte fielen ihm wieder ein: Ja, ich hab schon gehört, dass Sie nach ihm gefragt haben. Nach Rab Hill. Cafferty hatte es gewusst… gewusst, dass Rebus es wusste. Kein Problem, einem kranken Mann eine Überdosis zu verpassen. Kein Problem für jemanden wie Cafferty – jemanden, der so viel zu verlieren hatte.

41
    Die letzten Tage vor Silvester waren der reinste Albtraum. Lorna hatte ihre Geschichte an eine Boulevardzeitung verkauft
    – Model verbringt heiße Nacht mit Polizisten, der den Mord an ihrem Bruder aufklären soll. Rebus' Name war zwar nicht gefallen … besser gesagt: noch nicht.
    Natürlich brachte ihr dieser Schritt Ärger mit ihrem Ehemann und ihrer Familie ein. Aber Rebus begriff, warum sie es getan hatte. Auf einer ganzen Doppelseite war sie in durchsichtigen Kleidern zu sehen, das Gesicht und das Haar total aufgedonnert. Vielleicht erhoffte sie sich davon einen neuen Schub für ihre Karriere. Vielleicht nutzte sie aber auch nur die letzte sich bietende Gelegenheit.
    Wenigstens noch einen Augenblick des Ruhms.
    Rebus' eigene Karriere neigte sich offenbar rapide dem Ende zu. Wenn Lorna das Interesse der Presse nicht verlieren wollte, musste sie Namen nennen, und dann würde Carswell zuschlagen. Also verabredete sich Rebus mit Alasdair und machte ihm einen Vorschlag. Alasdair rief seine Schwester in High Manor an und stimmte sie um. Die beiden sprachen vierzig Minuten miteinander, danach gab Rebus Alasdair den Pass zurück und wünschte ihm alles Gute. Ja, er fuhr ihn sogar zum Flughafen. Grieve sagte zum Abschied: »Gerade noch rechtzeitig zum neuen Jahr wieder zu Hause.« Ein Handschlag, ein knappes Winken zum Abschied. Rebus fühlte sich verpflichtet, Grieve darauf hinzuweisen, dass sie ihn vielleicht noch als Zeugen brauchten. Grieve nickte nur, wusste, dass er sich jederzeit weigern konnte. Entweder das oder sich abermals aus dem Staube machen…
    An Silvester hatte Rebus frei, er hatte ja während der gesamten Weihnachtstage gearbeitet. In der Stadt war es ruhig geblieben, trotzdem waren die Zellen bis obenhin voll. Sammy hatte ihm ein Geschenk geschickt: die CD-Ausgabe des White Album von den Beatles. Sie blieb unten in Südengland, besuchte ihre Mutter. Siobhan hatte ihr Geschenk in seine Schreibtischschublade gelegt: eine Geschichte des Hibernian FC. Er blätterte darin herum, wenn es auf dem Revier für ihn nichts zu tun gab. Wenn er sich gerade einmal nicht mit den Hibs befasste, beugte er sich über irgendwelche Berichte und versuchte, daraus etwas Brauchbares für die Staatsanwaltschaft zusammenzubasteln. Außerdem führte er Gespräche mit mehreren jungen Anklagevertretern. Im Augenblick waren diese Herren noch der Auffassung, dass man mit einiger Aussicht auf Erfolg lediglich gegen Alasdair Grieve Anklage erheben konnte: wegen Beihilfe… und Entfernung vom Tatort…
    Noch ein guter Grund, Grieve in ein Flugzeug zu setzen.
    Und jetzt war Silvester, und alle sprachen nur davon, wie miserabel das Weihnachtsprogramm im Fernsehen mal wieder gewesen war. Abends würde es auf der
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