Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Sie da nicht ein bisschen?«
    »Wissen Sie, was mich am meisten ärgert? Uns werden sie wegen dieser Geschichte wahrscheinlich ans Kreuz nageln, und diesem verdammten Linford – dem hängen sie einen Orden um.«
    »Wenigstens können wir feste Nahrung zu uns nehmen.« Sie stieß die Gabel in das Gemüse auf ihrem Teller.

40
    »Warum ausgerechnet hier?«
    Er ging über den gefrorenen Rasen des Warriston-Kremato-riums. Big Ger Cafferty trug eine pelzgefütterte schwarze Lederjacke und hatte den Reißverschluss bis unter das Kinn hochgezogen.
    »Wissen Sie noch, wie wir mal vor Jahren zusammen spazieren gegangen sind?«
    »Duddingston Loch.« Rebus nickte. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Aber Sie wissen nicht mehr, was ich damals zu Ihnen gesagt habe?«
    Rebus dachte kurz nach. »Sie haben gesagt, dass wir Schotten grausam sind und gleichzeitig in den Schmerz verliebt.«
    »Ja, wir lieben die Niederlage, Strohmann. Und dieses Parlament wird uns zum ersten Mal seit dreihundert Jahren die Möglichkeit geben, unser Geschick wieder selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Ja und?«
    »Vielleicht ist es an der Zeit, nach vorne zu blicken und nicht ständig nur zurück.« Cafferty blieb stehen. Sein Atem hinterließ kleine graue Wölkchen. »Aber Sie…, Sie schaffen es einfach nicht, die Vergangenheit loszulassen, nicht wahr?«
    »Haben Sie mich etwa hier in diesen Garten der Erinnerung bestellt, um mir zu erzählen, dass ich in der Vergangenheit lebe?«
    Cafferty zuckte mit den Achseln. »Wir alle müssen mit der Vergangenheit leben, aber nicht unbedingt in ihr.«
    »Sollen Sie mir das von Bryce Callan ausrichten?«
    Cafferty sah ihn an. »Ich weiß, dass Sie es auf Barry Hutton abgesehen haben. Glauben Sie, dass Sie es schaffen?«
    »Soll schon mal passiert sein.«
    Cafferty kicherte. »Ja, davon kann ich ein Lied singen.« Er setzte sich wieder in Bewegung. In den Blumenbeeten standen stark zurückgeschnittene Rosen – und diese trostlosen Holzstängel sollten schon bald wieder Knospen treiben? Genau wie wir, dachte Rebus, stachelig und abweisend. »Morag ist vor einem Jahr gestorben«, sagte Cafferty. Morag war seine Frau.
    »Ja, hab ich gehört.«
    »Ich hatte sogar die Erlaubnis, zur Beerdigung zu gehen.« Cafferty trat gegen einen Stein, der in eines der Beete flog. »Aber ich bin nicht hingegangen. Die anderen Knastis in Barlinnie fanden das ganz schön hart.« Er lächelte verlegen. »Und was denken Sie darüber?«
    »Ich glaube, Sie hatten Angst.«
    »Kann schon sein.« Er sah Rebus wieder an. »Bryce Callan ist wesentlich nachtragender als ich, Strohmann. Mich haben Sie einmal in den Knast gebracht, und trotzdem laufen Sie noch lebendig herum. Aber seit Bryce weiß, dass Sie es auf seinen Neffen abgesehen haben, will er Sie aus dem Weg räumen.«
    »Dann ist er aber selbst ebenfalls dran.«
    »So blöde ist der nicht. Vergessen Sie eines nicht: Ohne Leiche kein Verbrechen.«
    »Dann will er mich also einfach wegräumen?«
    Cafferty nickte. »Und zwar egal, ob Sie Barry überführen oder nicht.« Er blieb wieder stehen. »Möchten Sie das?«
    Rebus blieb ebenfalls stehen und sah um sich, als ob er sich zum letzten Mal an der Schönheit der Welt erfreute. »Und was hat das alles mit Ihnen zu tun?«
    »Vielleicht möchte ich ja, dass Sie noch ein bisschen leben.«
    »Und wieso?«
    »Außer Ihnen interessiert sich doch niemand für mich.« Cafferty kicherte wieder. In der Ferne sah Rebus Caffertys Wagen
    – den grauen Jaguar – und daneben das Wiesel. Der Mann trat von einem Fuß auf den anderen, weil ihm kalt war, und traute sich nicht, sich an den Lack zu lehnen.
    »Apropos: keine Leiche, kein Verbrechen… Wo steckt eigentlich Rab Hill?«
    Cafferty sah ihn an. »Ja, ich hab schon gehört, dass Sie nach ihm gefragt haben.«
    »Klar doch. Weil nämlich Rab Krebs hat und nicht Sie. Er hat sich untersuchen lassen und Ihnen dann von den Ergebnissen erzählt.« Rebus hielt inne. »Und dann haben Sie sich irgendwie seine Röntgenbilder verschafft.«
    »Tja, das staatliche Gesundheitswesen«, sagte Cafferty. »Die Ärzte verdienen nicht halb so viel, wie ihnen eigentlich zusteht.«
    »Ich werde das beweisen, darüber sind Sie sich hoffentlich im Klaren.«
    »Sie sind ein verdammt rachsüchtiger Bulle. Dagegen ist ein armer Bürger wie ich einfach machtlos.«
    »Vielleicht könnte ich auch ein bisschen nachsichtiger sein«, sagte Rebus.
    »Und die Gegenleistung…?«
    »Sie müssen gegen Bryce Callan aussagen. Sie waren '79
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher