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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman
Autoren: Richard Laymon
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dunkelhäutiger Freund wirkte verwirrt und verängstigt.
    »Hilf mir hier mal, Imad.«
    »Robert, was ist passiert?«
    »Diese Schweine wollten sich mit Amara aus dem Staub machen. Dieselben Typen, die letzte Woche hier waren, um den Garten umzugestalten.«
    Als Imad die Treppe heruntergekommen war, klappte sein Mund auf. »Das Siegel des Osiris«, stöhnte er.
    »Ich bin nicht blind. Fass mit an, wir sehen uns mal das andere an.«
    Sie bückten sich und drehten den Sarg von der Seite wieder auf den Boden. Auf dem Marmor darunter lagen zwei goldene Bruchstücke des zweiten Siegels.
    Keuchend wich Imad zurück.
    »Vergiss es«, sagte Callahan. »Wir kümmern uns später darum.«
    Imad schüttelte den Kopf. Seine Augen waren vor Schreck geweitet.
    »Lass uns erst mal die beiden hier rausbringen. Wir verscharren sie im Garten.«

    Immer noch kopfschüttelnd ging Imad rückwärts zur Tür. Er wirbelte herum. Mit zitternden Händen fummelte er am Schloss, riss die Tür auf und rannte in die Nacht hinaus.
    Callahan sah ihn mit flatterndem weißem Kaftan quer über den Rasen sprinten.
    »Imad!« Er rannte weiter. »Wärst eh keine große Hilfe gewesen«, murmelte Callahan und schloss die Tür.
     
    Er schlief tief und fest. Es war harte und ermüdende Arbeit gewesen, die Männer zu begraben und die Sauerei zu beseitigen, die sie im Foyer hinterlassen hatten. Die Blutflecken waren am schlimmsten. Sein Schnarchen hallte durch die Dunkelheit.
    Die Gestalt, die durch den Türrahmen trat, weckte ihn nicht. Er schnarchte friedlich weiter, während sie das Zimmer durchquerte. Als sie die Decke auf der leeren Seite des Betts anhob, stöhnte er kurz auf.
    Sie stieg neben ihm ins Bett, und er spürte unbewusst, dass er nicht mehr allein war. Sarah musste aus dem Bad zurückgekommen sein. Er war froh, sie wieder bei sich zu haben. Das Bett fühlte sich leer an ohne sie.
    Er drehte sich zu ihr und streckte eine Hand aus. Es würde schön sein, ihre Haut zu berühren. Sarah hatte sich immer so weich und glatt angefühlt. Er sehnte sich nach ihrem warmen geschmeidigen Körper und tastete nach ihr. Seine Finger fanden die Gestalt. Berührten sie. Streichelten sie.
    Es fühlte sich falsch an, ganz falsch. Die Haut unter seinen Händen war hart und verknittert. Kalt.
    Die Erinnerung daran, dass Sarah tot war, versetzte ihm einen fürchterlichen Schock.

    Vor Schreck wachte er auf. Er blickte in leere Augenhöhlen und ein ledriges, eingeschrumpftes Gesicht.
    Unter der Decke berührte etwas sein nacktes Bein.
    Der Mund der Gestalt öffnete sich langsam.
    Callahan schrie auf.
    Der Kopf schoss nach vorn, die Kiefer schnappten zu, und die Zähne verfehlten seine Kehle nur knapp.
    Callahan rollte sich aus dem Bett. Seine Knie schlugen hart auf den Boden. Nackt versuchte er, sich aufzurichten. Die Mumie sprang auf seinen Rücken. »Geh runter! «, brüllte er.
    Ihre vertrockneten Finger umklammerten seine Schultern.
    Er hörte das Klappern der zuschnappenden Zähne.
    »Runter da! Nein!«
    Callahan schaffte es, auf die Beine zu kommen, aber das Ding hielt sich an ihm fest und blieb auf seinem Rücken, während er durch das Zimmer rannte.
    Die Zähne bohrten sich in die Seite seines Halses. Ihr Kopf ruckte wild vor und zurück und zerrte an seinem Fleisch.
    Callahan fiel auf die Knie. Er griff nach hinten, in der verzweifelten Hoffnung, sich von der Kreatur befreien zu können. Er packte ihr Haar. Riss daran. Und hielt lose Haarsträhnen in der Hand.
    Das Maul biss und riss noch lange, nachdem er tot war.

1
    Susan Connors, die stellvertretende Kuratorin des Charles-Ward-Museums, war erledigt. Sie konnte sich kaum noch aufrecht halten. Den ganzen Tag hatte sie gestanden, die beiden Handwerker beim Auspacken der Sammlung beaufsichtigt, ihre Checkliste abgehakt und erklärt, wo die Dutzende antiker Artefakte ausgestellt werden sollten.
    Seit dem Tag, an dem sie eine Doppelschicht im Wagon-Train-Restaurant eingelegt und für die Konferenzteilnehmer Spareribs und Cheeseburger gegrillt hatte, war sie nicht mehr so lange auf den Beinen gewesen. O Mann … Wie lange war das her? Sechs Jahre? Da hatte sie noch studiert. Im letzten Semester.
    Es schien ewig lange her.
    Äonen.
    Fast so lange her wie sechs Uhr heute früh.
    Einer der Handwerker, ein Mann namens Top, hob eine Kanope aus ihrer Transportkiste. Sie war aus Alabaster, ein Stein, der aussah, als wäre frische weiße Milch zu etwas Festem erstarrt. Zerbrechlich. Die Skulptur eines Schakalkopfes
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